Ein tolles Debüt von Heike Söht.
Der ungewöhnlich klingende Titel „Sverweis“ weckt Neugierde, das Cover zeigt mathematische Formeln. Doch wir haben kein Computerfachbuch zur Lösung unlösbarer Formeln vor uns.
Vielmehr sagt die Protagonistin Talea, eine erfolgreiche Analystin, 28 Jahre alt,
beruflich bereits sehr erfolgreich, über sich:
„Ich bin eine kaputte Formel, die, die immer wieder eine…mehrEin tolles Debüt von Heike Söht.
Der ungewöhnlich klingende Titel „Sverweis“ weckt Neugierde, das Cover zeigt mathematische Formeln. Doch wir haben kein Computerfachbuch zur Lösung unlösbarer Formeln vor uns.
Vielmehr sagt die Protagonistin Talea, eine erfolgreiche Analystin, 28 Jahre alt, beruflich bereits sehr erfolgreich, über sich:
„Ich bin eine kaputte Formel, die, die immer wieder eine Fehlermeldung auswerfen wird. Mich kannst du nicht reparieren, ein Teil von mir wird immer unlösbar bleiben.“
Talea bezeichnet sich selber eher als Kopfmensch, sie kann sehr gut analysieren, strukturieren, zielorientiert arbeiten. Der berufliche Erfolg und die Anerkennung sind ihr wichtig.
Mit ihrem guten Freund und Kollegen Tim hat sie ein freundschaftliches Verhältnis, dass sie ihn durchaus körperlich anziehend findet, verdrängt sie gern in „ernsten“ inneren Dialogen mit ihrem Bauchmenschen.
Dann taucht noch der faszinierende neue Chef Mark in der Firma auf und Talea lässt sich auf ein Abenteuer ein.
Tim und Mark spielen plötzlich eine große Rolle in ihrem Leben und doch findet Talea keine wirklichen Zugang zu ihren Gefühlen. Sie leidet sehr unter ihren wechselnden Emotionen und ihrer Zerrissenheit.
In Rückblenden erfahren wir die tragische Geschichte um den Verlust ihrer Mutter, die die 6-jährige Tochter verlassen hat.
Die sympathische Protagonistin Talea lernen wir als eine kluge, selbstbewusste, erfolgreiche Frau kennen, die in wirklich witzigen Dialogen gegen ihre Gefühle argumentiert. Meistens gelingt es ihr.
Man kann es ihr nicht verdenken, dass sie auf männliche Reize reagiert und sich auf ein Abenteuer einlässt. Die interessierte Leserin wird ein bisschen neidisch. Wo kommen bloß immer diese tollen, klugen, erfolgreichen, gutaussehenden, sexy Männer her? O.K., es sei ihr gegönnt, zumal sie anscheinend eine große Wirkung auf Männer hat.
In sehr treffenden sprachlichen Bildern geht es um Beziehungen zwischen Mann und Frau, um Sehnsucht und Begehren, Selbstbestimmung und Entscheidung. Kein Kitsch, keine Theatralik, keine Dramen, keine GROSSE Liebe, keine abgedroschenen Gefühlsmetaphern. Erwachsene Menschen in komplexen Situationen und Vergangenheit, die das Leben bestimmt.
Durch die wechselnden Erzählperspektiven erfahren wir viel über die Gedanken und Gefühle der Mutter und bleiben doch sprachlos bei diesem schwierigen Thema.
Es ist der Autorin gelungen, auch die Charaktere der beteiligten Männer komplex und sympathisch anzulegen. Auch hier verhilft die Erzählperspektive des inneren Monologs dazu, uns an ihren widerstrebenden Gedanken und Gefühlen teilhaben zu lassen.
Der Einblick in die Arbeitswelt dieses „hippen“ Unternehmens wirkt fast zukunftsweisend, was Personalführung, Gleichstellung der Geschlechter, Kommunikationsstrukturen, Unternehmenskultur etc. angeht. Die mögliche Auseinandersetzung mit Diversität ist mir jedoch zu konstruiert.
Ein erfrischendes Buch mit Tiefgang. Ich freue mich auf weitere Folgen.