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Die Familie Bigtree ist weit über Floridas Sümpfe hinaus für ihren Vergnügungspark Swamplandia berühmt. Ava träumte schon immer davon, der große Star der Alligatoren-Show zu werden, doch seit dem Tod ihrer Mutter bleiben die Zuschauer weg. Nachdem erst ihr Bruder, dann ihr Vater aufs Festland verschwunden sind, ist das Mädchen alleine für die Insel und die siebzig Alligatoren verantwortlich und für ihre ältere Schwester Osceola, die ihr Herz an einen Geist verloren hat. Als auch noch Osceola abhaut, bricht Ava zu einer gefährlichen Odyssee durch den Sumpf auf. Statt gegen Alligatoren kämpft…mehr

Produktbeschreibung
Die Familie Bigtree ist weit über Floridas Sümpfe hinaus für ihren Vergnügungspark Swamplandia berühmt. Ava träumte schon
immer davon, der große Star der Alligatoren-Show zu werden, doch seit dem Tod ihrer Mutter bleiben die Zuschauer weg. Nachdem erst ihr Bruder, dann ihr Vater aufs Festland verschwunden sind, ist das Mädchen alleine für die Insel und die siebzig Alligatoren verantwortlich
und für ihre ältere Schwester Osceola, die ihr Herz an einen Geist verloren hat. Als auch noch Osceola abhaut, bricht Ava zu einer gefährlichen Odyssee durch den Sumpf auf. Statt gegen Alligatoren kämpft sie nun um ihre Familie und entpuppt sich dabei als wahre Heldin.
Autorenporträt
Russell, Karen
Karen Russell, 1981 in Miami geboren, studierte an der Northwestern University in Evanson/Illinois Englisch und Spanisch. Ihre Erzählungen erscheinen u.a. im «New Yorker» und im «Granta Magazine». Ihr Erzählband «Schlafanstalt für Traumgestörte» (2008) war für den «Guardian First Book Award» nominiert, ihr Roman «Swamplandia» (2011) unter den Finalisten für den Pulitzer-Preis. Vom New Yorker wurde sie neben Jonathan Safran Foer, Nicole Krauss und anderen auf die Liste der zwanzig besten Nachwuchsautoren der USA gesetzt, vom Granta Magazine als eine der «Best of Young American Novelists» ausgezeichnet und gewann 2012 den «National Magazine Award for Fiction». 2013 erschien ihr neuster Erzählband «Vampire im Zitronenhain». Karen Russell lebt in New York.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.05.2011

Unter Alligatoren in den Everglades

Für "Swamplandia" wird Karen Russell überall gefeiert. In den Everglades hat die Amerikanerin eine wilde Geschichte angesiedelt.

Von Tobias Döring

Davon träumen Schreiblehrer: Eine einundzwanzig Jahre junge College-Absolventin aus einem abgelegenen Winkel Floridas nimmt an einer renommierten Universität das MFA-Programm "Creative Writing" auf, wird bald schon mit ihren Texten in überregionalen Magazinen publiziert, gewinnt etliche Preise und bringt schließlich, vierundzwanzigjährig, einen ersten Band mit Short Storys heraus, der landesweit gefeiert wird. Ihre aberwitzigen Figuren, schrägen Sujets sowie surrealen Schauplätze, angesiedelt zumeist in den Everglades, der ausgedehnten vorzeitlichen Sumpflandschaft von Florida, sind so ungewöhnlich wie vergnüglich und bringen der Autorin weltweit Übersetzungen und Erfolg. Als nächster Schritt, so viel ist klar, steht ein Roman auf dem Programm. Und tatsächlich liegt nach ein paar Jahren kreativer Regeneration dieser auch planmäßig vor und wird, wen überrascht's, zum Bestseller; da ist unsere gefeierte Autorin gerade dreißig. Was aber, wenn ihr unterdessen die Ideen ausgegangen sind?

Als "writing teacher's dream", als Traum eines jeden Schreiblehrers also, hat eine euphorische Rezensentin der "New York Times" diesen Roman bezeichnet. Das Kompliment sollte zu denken geben, denn was haben wir als Leser wohl davon, wenn eine gute Studentin immer ihre Hausaufgaben macht und Ratschläge zur Optimierung ihrer Leistung prompt beherzigt? Da ist dann alles prima auf die freudige Erwartung einer eingestimmten Leserschaft getrimmt, eine bewährte Mischung aus Groteske, Ernst, Verrücktheiten und tieferer Bedeutung, das Handlungsmuster eine dürftige Verbindung aus Familiensaga, Teenager-Problemen, Umweltschutz und Trauerarbeit, und auch der bekannte Schauplatz der Everglades mit all seinen bizarren Möglichkeiten leistet wieder gute Dienste. Was aber auf der Strecke bleibt, lässt sich wohl nur ganz altmodisch als Überzeugungskraft der fiktionalen Welt bezeichnen. Was hier erzählt wird, ist gefällig und geschwätzig. Es fehlt durchweg an Dringlichkeit und Konsequenz, die derart großen Themen - es geht um Tod, Natur, Vergänglichkeit und Liebe, nichts Geringeres - gut anstünden.

"Swamplandia" (immerhin verzichtet die deutsche Ausgabe auf das Ausrufezeichen, das den amerikanischen Titel ziert) spielt in einem abgehalfterten Vergnügungspark in Florida, der sensationshungrigen Touristen eine Alligatoren-Show darbietet, in deren Verlauf eine leicht bekleidete junge Frau ins Becken springt und dort mit den Tieren ringt. Betrieben wird der Park von einer Familie, die im Sumpf seit langem ihr Zuhause sieht, sich dazu eine indianische Identität zurechtgelegt hat und alles normale Leben auf dem Festland strikt verachtet. Ihr Lebenstraum jedoch zerbricht, als die Mutter plötzlich an Krebs stirbt und die Alligatoren-Show damit die eigentliche Hauptperson und -attraktion verliert. Die Besucher bleiben aus, der Park verrottet, Schulden häufen sich, die Familie zerfällt. Der Bruder geht zur Konkurrenz, um Geld für die Entschuldung zu verdienen, die ältere Schwester gleitet in die Geisterwelten ihrer spiritistischen Experimente ab und verschwindet unerklärlich, der Vater stiehlt sich klammheimlich aufs Festland davon.

Zurück bleibt die jüngste Schwester, dreizehnjährig, zugleich die Erzählerin der Hauptpassagen der Geschichte, die es schließlich auf sich nimmt, ihre Familie zu retten. Dazu wagt sie eine gefährliche Flussfahrt ins Ungewisse, um die Schwester aus der Unterwelt, wie sie glaubt, zu befreien, wo diese sich angeblich mit dem Geist eines Verstorbenen vermählt hat. Dieses Abenteuer, das den längsten Teil des Buches ausmacht, unternimmt sie gemeinsam mit einem rätselhaften "Vogelmann", der erst ihr Schutzpatron und Führer, dann onkelhafter Freund und Ratgeber und letztlich Vergewaltiger wird. Das Ganze endet, wie man schon getrost verraten darf, mit einer glücklichen Familienzusammenführung, an der sogar die früh verstorbene Mutter auf wundersame Weise wieder teilhat. Der Schluss trieft förmlich vor Sentimentalität.

Dabei wollen die erzählerischen Ambitionen hoch hinaus: Dante, Vergil und Lewis Carroll werden aufgeboten - drunter macht es Karen Russell offenkundig nicht -, um die pubertäre Suche in den Sumpflandschaften literarisch zu erhöhen. Doch der eigentliche Fehler liegt schon in der Konzeption. Das alles wurde uns nämlich bereits in Russells erstem Buch erzählt: "Schlafanstalt für Traumgestörte" (2008) enthält genau die Geschichte, deren Plot und Figuren hier getreulich wiederkehren. Was aber im knappen Raum der Short Story in einer Art wilder Phantastik stark zur Geltung kam, verwässert und verliert sich völlig, wenn es auf 500 Seiten zerdehnt wird. Im Fortbildungsseminar muss die Schreibstudentin demnächst eine Übungseinheit zur Gattungslehre absolvieren.

Karen Russell: "Swamplandia". Roman.

Aus dem Amerikanischen von Simone Jakob. Kein & Aber Verlag, Zürich 2011. 510 S., geb., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Sehr enthusiastisch stellt Christopher Schmidt diesen Roman von Karen Russell vor und meint hier ein Talent vom Format der großen Südstaaten-Autoren gefunden zu haben. Die 1981 geborene amerikanische Autorin erzählt darin von der Familie Bigtree, deren Traum vom Aussteigerleben in den Sümpfen der Everglades als Betreiber eines Freizeitparks hart mit der Realität konfrontiert wird, erfahren wir. Der Rezensent räumt ein, dass besonders am Anfang der John-Irving-Tonfall stört und sich Russell allzu sehr darum müht, in überdrehten Metaphern ihre Originalität unter Beweis zu stellen. Dafür zeigen sich Schmidt besonders in den ruhigeren Passagen dann ihr bemerkenswerter epischer Atem und ihre suggestive Erzählkraft, mit der sie von Umweltzerstörung, der Geschichte der unterdrückten Semiolen oder von Außenseitern wie den Bigtrees erzählt. Und dass sich die durch Krankheit, Tod und wirtschaftlichen Niedergang gebeutelte und zerstreute Familie am Ende "märchenhaft" glücklich wiederfindet, macht diesen dem Genre des magischen Realismus zugehörigen Roman für den entzückten Kritiker zu einem wunderbaren Lektüreerlebnis.

© Perlentaucher Medien GmbH