Die Sylva in scabiem von Angelo Poliziano ist ein intensives Beispiel für die vielfältige und deregulierte italienische Literatur des 15. Jahrhunderts. Nun ist der Text erstmals von Tobias Roth ins Deutsche übersetzt worden. Der vielseitige, noch heute für seine Polemiken bekannte Angelo Poliziano zeigt in diesem so gelehrten wie experimentellen Text seine literarische Virtuosität. Die in Hexametern verfasste Dichtung wuchert wie die Krankheit, um die es geht: die Krätze. Dem minimierten Inhalt steht ein maximiertes Arsenal von rhetorischen Feuerwerken gegenüber, der Text ist auf eigentümliche Art höchst modern. Die Gattung Silvae (Wälder) bezeichnet in der antiken Literaturtheorie ein ungeordnetes, unvollendetes Dichtwerk – die Leser_innen können sich auf unzähligen Wegen durch dieses einmalige Textgeflecht manövrieren. Tobias Roth ergänzt seine Übersetzung des Textes um ein Nachwort, das Einblicke in die Literatur des Quattrocento und die abenteuerliche Biografie Polizianos gibt.