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Klassiker aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , - Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Erstmalig erschienen 1895. Auszug: Lieber Axel Du wirst einen gerechten Schrecken bekommen, daß ich Dir schon wieder schreibe, ohne Papa und Mama, aber, weißt Du, es ist etwas, was in den vorgestrigen»offiziellen«Brief nicht hereinpaßte und was ich doch nothwendig beantwortet haben möchte. Ich kann niemand als Dich danach fragen, sie sind hier alle so dumm, die Eltern natürlich ausgenommen, aber die wundern sich immer so über meine»ungelegten…mehr

Produktbeschreibung
Klassiker aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , - Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Erstmalig erschienen 1895. Auszug: Lieber Axel Du wirst einen gerechten Schrecken bekommen, daß ich Dir schon wieder schreibe, ohne Papa und Mama, aber, weißt Du, es ist etwas, was in den vorgestrigen»offiziellen«Brief nicht hereinpaßte und was ich doch nothwendig beantwortet haben möchte. Ich kann niemand als Dich danach fragen, sie sind hier alle so dumm, die Eltern natürlich ausgenommen, aber die wundern sich immer so über meine»ungelegten Eier«, oder sie werden grimmig, und dann kann man ja überhaupt nichts mehr besprechen. Sie sind ja schrecklich gut, und ich weiß, daß Mama alles für unser Glück thäte, aber daß ich selber etwas dafür thue, das will sie nicht, da stellt sie sich gleich so zu sagen auf ihre kleinen Hinterbeine und drückt mich mit einem Wort, mit einem Blick in das erste beste Mauseloch hinunter. Ich bin so furchtbar traurig, so zwiespältig, weißt Du; ich möchte ihr ja gern zu Dank leben, alles zu Willen thun, wie sie Papa alles zu Willen thut, aber wenn auch immer Dinge von mir verlangt werden, die ich nicht leisten kann, dann fühlt man sich so - so fremd in der eigenen Familie Ach, ich erschrecke selbst vor dem gräßlichen Wort. Fremd Und es ist doch wahr Aber wie furchtbar würde es Mama kränken, wenn sie wüßte, daß ich solche Gedanken habe. Und noch dazu muß ich immer lustig sein; ich komme mir manchmal wie ein Hanswurst vor, der für Kost und Kleidung - so eine Art Hofnarr, weißt Du Pfui, wie greulich, mit solchen Gedanken zu lachen und Unsinn zu machen Aber sonst sagen sie gleich:»Na, Lisbeth, Dir ist wohl heute die Petersilie verhagelt?«Selbst die kleine Frieda fängt schon so an:»Lisbeth, bist heute gar nicht lächerlich, hast wohl schon wieder Kopfweh?«Und plötzlich, wie auf Kommando, sehen mich alle an, und jeder findet was anderes: dann soll icch grün; ich läse zu viel, ich sollte mich lieber im Hausstand beschäftigen, ich könnte doch mal Fehrs besuchen und Frieda und Trude mitnehmen, daß ich doch an die Luft käme, undTante fängt zuletzt noch an:»Ja, wenn man umsonst oder für 'n Ei und Butterbrod Privatstunden gibt und sich abrennt mit Krankenvisiten, dann kann man sich natürlich der Familie nicht mehr widmen«, und dann predigt sie immer wieder:»charity begins at home«und ist doch die einzige im Haus, die fortwährend auf das Mädchen schilt und sich wundert, daß klein Frieda noch nicht so still sitzen mag wie sie. Na, wir haben sie aber auch oft schön geärgert, und Du mit, eben fällt es mir ein.