Wir leben in einer Welt verschiedener Sprachen, Schöpfungsgeschichten und GeSetzestexte und haben als Einzelne an Kultur und Gesellschaft teil, indem wir unterschiedliche Dialekte oder Sprachen sprechen, lieber Theater als Oper mögen, an den Gott der Bibel und nicht an Zeus glauben, einen Ladendieb bei der Polizei anzeigen und ihm nicht die Hände abhacken, oder lieber Android als iOS benutzen. Sobald man sich zu wundern beginnt, wieso all das meistens funktioniert, hat man philosophische, soziologische und gesellschaftstheoretische Fragestellungen aufgeworfen. In dem vorliegenden Band wird Kultur als Ganzes in den Blick genommen und von kulturphilosophischer und wissenssoziologischer Seite her untersucht. Mit Hilfe der Philosophie der symbolischen Formen Ernst Cassirers und der Wissenssoziologie Peter Bergers und Thomas Luckmanns werden philosophische und sozialwissenschaftliche Fragestellungen ineinander verschränkt. Der wechselseitige Erklärungswert beider Theorien ist frappierend und es stellt sich heraus, dass Cassirer und Berger/Luckmann auf die gleichen Phänomene der Welt blicken, sie aber unterschiedlich benennen, da sie zwar verschiedenen Fachdisziplinen, aber der gleichen Denktradition angehören. Dabei wird deutlich, dass 'kulturell' und 'sozial' nur verschiedene Bezeichnungen für unterschiedliche Perspektiven auf Welt und Wirklichkeit sind, denn die Probleme der kulturellen Vermitteltheit von Wahrnehmung bei Cassirer und der gesellschaftlich konstruierten Wirklichkeit bei Berger/Luckmann sind im Grunde genommen die gleichen.
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