Die Symboltheorie ist das letzte Werk, das Norbert Elias fertigstellen konnte; es erscheint hier zum ersten Mal auf deutsch. Die Symboltheorie entwirft eine empirische interdisziplinäre Wissenschaft, die Erkenntnisse der Evolutionsbiologie mit solchen der Linguistik und der Soziologie menschlicher Wissensentwicklung verknüpft. Das empirische Studium der gesellschaftlichen Verwendung von Symbolen als Kommunikations- und Orientierungsmittel soll an die Stelle einer unfruchtbaren Spekulation treten, die in Dualismen wie Natur/Kultur, Subjekt/ Objekt oder Idealismus/Materialismus verharrt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2001Der Mensch ist ein Übergangstier
Pflichtlektüre für den Ethikrat: Norbert Elias' Symboltheorie verbindet Soziologie und Biowissenschaften / Von Ralf Konersmann
Abgesehen vielleicht von einigen Hegelianern und hegelianisierenden Soziobiologen dürften nur wenige Köpfe des zwanzigsten Jahrhunderts vom Phänomen der "Entwicklung" so stark fasziniert gewesen sein wie Norbert Elias. Zu keiner Zeit hat dieser Erforscher der Zivilisation bezweifelt, daß die Theorie der Evolution sowohl biologische als auch soziale Sachverhalte empirisch erfasse.
Die vielzitierten, bereits aus den dreißiger Jahren stammenden Untersuchungen "Über den Prozeß der Zivilisation", die Norbert Elias sehr viel später populär machen sollten, sind von diesem Geist der Entwicklung beseelt. Wie seine Vorläufer glaubte auch Elias, mit dem Paradigma der Evolution das tragende Fundament für eine Totalwissenschaft verfügbar zu haben. Überdies teilte er die Erwartung, daß im Zivilisationsprozeß unabänderliche natürliche Gesetze walten. Als Soziologe wollte Elias diese Gesetze nachweisen, er wollte sie präzise formulieren und für die Steuerung sozialer Prozesse nutzbar machen. Der Gedanke liegt nahe, daß Elias, der 1990 hochbetagt in Amsterdam starb, die monströsen Ereignisse des zwanzigsten Jahrhunderts als Bestätigung der Notwendigkeit seines Ansatzes erfahren hat. Wie die Naturwissenschaften die Vorgänge der Natur, so sollte das kulturübergreifende Projekt der Zivilisationsforschung die Geschicke der Menschheit lenken und durch Förderung der geeigneten Zivilisationsschritte zum Besseren wenden helfen.
Den Eindruck der Kontinuität bestätigt eine Spätschrift, die im Rahmen der Ausgabe der "Gesammelten Schriften" jetzt auf deutsch erschienen ist. Die stilsicher übersetzte Studie zur Symboltheorie geht auf eine Reihe von Artikeln in englischen Fachzeitschriften zurück, die insgesamt als Einführung gedacht waren. Von den anekdotischen Themen, die Elias' Ruf begründet haben: Körperhygiene, Tischsitten, Sexualität ist in dieser letzten großen Abhandlung kaum die Rede, um so mehr aber von den wissenschaftlichen Grundlagen und dem Ethos, das sie trägt. Mit seiner "Symboltheorie" zieht Elias die Summe eines beeindruckenden, zutiefst vom Erbe der Aufklärung durchdrungenen Forscherlebens. Ihm gefalle der Gedanke daß unsere Nachfahren uns einmal als späte Barbaren betrachten würden. Eine stabile Gesellschaftsordnung, die zwischen der Beschränkung und der Erfüllung ihrer Ansprüche die Mitte zu halten gelernt habe, sollte "in den Tausenden von Jahren, die vor uns liegen, für die Menschheit nicht unerreichbar sein". Am Ende soll eine Epoche des Ausgleichs stehen, der ewige Frieden, und - so darf man wohl folgern - die Evolution zur Ruhe kommen.
Der visionäre Zug solcher Ausblicke bleibt freilich marginal. Weitaus mehr liegt dem Gegenwartsdiagnostiker, als der Elias sich verstand, an einer raschen Verbindung von Soziologie und Biowissenschaften, die er für begründet, ja, für sachlich geboten hielt. Der Mensch, davon ist Elias überzeugt, ist ein Naturwesen. Gerade als solches habe er jedoch die natürliche Ausstattung genutzt, um die Grenzen der Natur zu überwinden und eine Welt mit eigenen Gesetzen entstehen zu lassen. Es ist diese Erweiterung des reinen Evolutionismus, die es der "Symboltheorie" erlaubt, mit den aktuellen Diskussionen über den Rang der "Lebenswissenschaften" und mit den stillschweigenden Voraussetzungen dieser Debatte mühelos Schritt zu halten.
Anders als die terribles simplificateurs an der Biofront stellt Elias die spezifische Differenz heraus, die Prozesse der Natur von denen der Kultur und der Gesellschaft trennt. Infolgedessen haben es die Menschenwissenschaften weder mit einem einzigen, übergreifenden Evolutionsgeschehen noch mit einer in Natur und Gesellschaft zweigeteilten Wirklichkeit zu tun. Sie erforschen Übergänge. Um die spezifische Akzentsetzung seines Prozeßdenkens zu verdeutlichen, führt Elias eine bemerkenswerte begriffliche Differenzierung ein und unterscheidet grundsätzlich zwischen Entwicklung und Evolution. Historisch ist demnach mit dem Auftritt des Homo sapiens die Verlaufsfigur "Entwicklung" an die Stelle der "Evolution" getreten, die sie gleichwohl zur Voraussetzung hat. Hier wie dort handelt es sich um "Prozeßtypen", die in den Merkmalen der Bewegung und des Wandels bei gleichzeitiger Sicherung von Kontinuität übereinstimmen. Was sie jedoch unterscheidet, ist die Art und Weise, wie sie als Prozesse Stabilität gewinnen: Während die biologische "Evolution" ihre Kontinuität durch Gen-Übertragung sichert, setzt die "Entwicklung" der sozialen Welt auf die in der Natur beispiellosen Möglichkeiten der Übertragung durch Symbole.
Unter einem Symbol versteht Elias eine konventionalisierte und eigenbedeutsame, zeichenhafte Repräsentation von Welt. Strukturell wiederholt sich am Symbol, vornehmlich aber an der Sprache, die Unterscheidung von natürlicher und sozialer Welt. Die physiologischen Voraussetzungen der Laut- und Symbolbildung sind Mitgift der Natur. Andererseits sind die Regeln symbolvermittelter Kommunikation erlernt, nicht angeboren, und erlauben Freiheiten der Variation und spontanen Gestaltung, die in den Tiersprachen nicht ihresgleichen haben. Als Differenzbestimmung erfüllt das Symbol zudem die Ansprüche einer Heuristik. Es bietet sich an, wenn es gilt, die unter dem Titel der Menschenwissenschaften versammelten Disziplinen auf einen gemeinsamen Gegenstand zu beziehen, an dem sich Übergänge exemplarisch studieren lassen. Nicht einmal seine schärfsten Kritiker haben Elias diese Stärke seiner Analysen jemals abgestritten: den integrativen Blick einer Gegenstandswahrnehmung, die sich über die festgefahrenen Dualismen enervierender Methodendiskussionen hinwegsetzt und auch nicht vergißt, die Blickwinkel der beteiligten Disziplinen zusammenzuführen. Elias' Symboltheorie bestätigt diese Qualität in eindrucksvoller Weise.
Dabei erinnert ihr ganzer Zuschnitt an einen Autor, der nirgends genannt wird und doch, über die politischen Gräben hinweg, plötzlich als Geistesverwandter hervortritt: Arnold Gehlen. Die Parallele zeigt sich schon in stilistischen Vorlieben wie der Unvermitteltheit, mit der theoretischer Höhenflug, Tagesaktualität und empirischer Befund einander beleuchten. Und sie reicht weiter. Wie Gehlen argumentiert auch Elias, durchaus mit antihistoristischem Zungenschlag, erklärtermaßen anthropologisch; wie er arbeitet auch Elias mit Vorliebe am Tier-Mensch-Übergangsfeld; wie er hält auch Elias Abstand zu den Einzeldisziplinen, und was ihm als Optimum seines theoretischen Entwurfs vorschwebt, läßt sich kaum treffender sagen als mit einer Formulierung Gehlens: eine Art "empirischer Philosophie".
Der Spott freilich, mit dem Gehlen in der Rolle dessen, der längst über das Fach hinausgewachsen ist, die aus seiner Sicht überholte Denkweise der Metaphysiker überzog, liegt dem Zivilisationstheoretiker Elias fern. Er argumentiert erstaunlich schlicht, und es rächt sich, daß er auf die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Konkurrenztheorien ganz verzichtet. Frappierend ist die Entschlossenheit, mit der er die im Zuge der Umwandlung des Neukantianismus in Kulturphilosophie vor allem von Georg Simmel und Ernst Cassirer geleistete Vorarbeit auf seinem ureigensten Gebiet ignoriert. Statt dessen verschreibt er sich einem Realismus der "Wirklichkeitskongruenz", der, allen Dementis zum Trotz, der unseligen Theorie der Widerspiegelung eben doch erschreckend ähnlich sieht.
Die "Symboltheorie" ist ein Vermächtnis, das die Bedenken gegen die Menschenwissenschaften weder zerstreuen kann noch zerstreuen will. Wer jedoch bereit ist, sie gegen den Strich zu lesen, profitiert von der seltenen Eindringlichkeit ihres synthetisierenden Blicks.
Norbert Elias: "Gesammelte Schriften". Band 13: Die Symboltheorie. Aus dem Englischen von Reiner Ansén. Herausgegeben von Helmut Kuzmics. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001. 240 S., geb., 56,- DM.
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Pflichtlektüre für den Ethikrat: Norbert Elias' Symboltheorie verbindet Soziologie und Biowissenschaften / Von Ralf Konersmann
Abgesehen vielleicht von einigen Hegelianern und hegelianisierenden Soziobiologen dürften nur wenige Köpfe des zwanzigsten Jahrhunderts vom Phänomen der "Entwicklung" so stark fasziniert gewesen sein wie Norbert Elias. Zu keiner Zeit hat dieser Erforscher der Zivilisation bezweifelt, daß die Theorie der Evolution sowohl biologische als auch soziale Sachverhalte empirisch erfasse.
Die vielzitierten, bereits aus den dreißiger Jahren stammenden Untersuchungen "Über den Prozeß der Zivilisation", die Norbert Elias sehr viel später populär machen sollten, sind von diesem Geist der Entwicklung beseelt. Wie seine Vorläufer glaubte auch Elias, mit dem Paradigma der Evolution das tragende Fundament für eine Totalwissenschaft verfügbar zu haben. Überdies teilte er die Erwartung, daß im Zivilisationsprozeß unabänderliche natürliche Gesetze walten. Als Soziologe wollte Elias diese Gesetze nachweisen, er wollte sie präzise formulieren und für die Steuerung sozialer Prozesse nutzbar machen. Der Gedanke liegt nahe, daß Elias, der 1990 hochbetagt in Amsterdam starb, die monströsen Ereignisse des zwanzigsten Jahrhunderts als Bestätigung der Notwendigkeit seines Ansatzes erfahren hat. Wie die Naturwissenschaften die Vorgänge der Natur, so sollte das kulturübergreifende Projekt der Zivilisationsforschung die Geschicke der Menschheit lenken und durch Förderung der geeigneten Zivilisationsschritte zum Besseren wenden helfen.
Den Eindruck der Kontinuität bestätigt eine Spätschrift, die im Rahmen der Ausgabe der "Gesammelten Schriften" jetzt auf deutsch erschienen ist. Die stilsicher übersetzte Studie zur Symboltheorie geht auf eine Reihe von Artikeln in englischen Fachzeitschriften zurück, die insgesamt als Einführung gedacht waren. Von den anekdotischen Themen, die Elias' Ruf begründet haben: Körperhygiene, Tischsitten, Sexualität ist in dieser letzten großen Abhandlung kaum die Rede, um so mehr aber von den wissenschaftlichen Grundlagen und dem Ethos, das sie trägt. Mit seiner "Symboltheorie" zieht Elias die Summe eines beeindruckenden, zutiefst vom Erbe der Aufklärung durchdrungenen Forscherlebens. Ihm gefalle der Gedanke daß unsere Nachfahren uns einmal als späte Barbaren betrachten würden. Eine stabile Gesellschaftsordnung, die zwischen der Beschränkung und der Erfüllung ihrer Ansprüche die Mitte zu halten gelernt habe, sollte "in den Tausenden von Jahren, die vor uns liegen, für die Menschheit nicht unerreichbar sein". Am Ende soll eine Epoche des Ausgleichs stehen, der ewige Frieden, und - so darf man wohl folgern - die Evolution zur Ruhe kommen.
Der visionäre Zug solcher Ausblicke bleibt freilich marginal. Weitaus mehr liegt dem Gegenwartsdiagnostiker, als der Elias sich verstand, an einer raschen Verbindung von Soziologie und Biowissenschaften, die er für begründet, ja, für sachlich geboten hielt. Der Mensch, davon ist Elias überzeugt, ist ein Naturwesen. Gerade als solches habe er jedoch die natürliche Ausstattung genutzt, um die Grenzen der Natur zu überwinden und eine Welt mit eigenen Gesetzen entstehen zu lassen. Es ist diese Erweiterung des reinen Evolutionismus, die es der "Symboltheorie" erlaubt, mit den aktuellen Diskussionen über den Rang der "Lebenswissenschaften" und mit den stillschweigenden Voraussetzungen dieser Debatte mühelos Schritt zu halten.
Anders als die terribles simplificateurs an der Biofront stellt Elias die spezifische Differenz heraus, die Prozesse der Natur von denen der Kultur und der Gesellschaft trennt. Infolgedessen haben es die Menschenwissenschaften weder mit einem einzigen, übergreifenden Evolutionsgeschehen noch mit einer in Natur und Gesellschaft zweigeteilten Wirklichkeit zu tun. Sie erforschen Übergänge. Um die spezifische Akzentsetzung seines Prozeßdenkens zu verdeutlichen, führt Elias eine bemerkenswerte begriffliche Differenzierung ein und unterscheidet grundsätzlich zwischen Entwicklung und Evolution. Historisch ist demnach mit dem Auftritt des Homo sapiens die Verlaufsfigur "Entwicklung" an die Stelle der "Evolution" getreten, die sie gleichwohl zur Voraussetzung hat. Hier wie dort handelt es sich um "Prozeßtypen", die in den Merkmalen der Bewegung und des Wandels bei gleichzeitiger Sicherung von Kontinuität übereinstimmen. Was sie jedoch unterscheidet, ist die Art und Weise, wie sie als Prozesse Stabilität gewinnen: Während die biologische "Evolution" ihre Kontinuität durch Gen-Übertragung sichert, setzt die "Entwicklung" der sozialen Welt auf die in der Natur beispiellosen Möglichkeiten der Übertragung durch Symbole.
Unter einem Symbol versteht Elias eine konventionalisierte und eigenbedeutsame, zeichenhafte Repräsentation von Welt. Strukturell wiederholt sich am Symbol, vornehmlich aber an der Sprache, die Unterscheidung von natürlicher und sozialer Welt. Die physiologischen Voraussetzungen der Laut- und Symbolbildung sind Mitgift der Natur. Andererseits sind die Regeln symbolvermittelter Kommunikation erlernt, nicht angeboren, und erlauben Freiheiten der Variation und spontanen Gestaltung, die in den Tiersprachen nicht ihresgleichen haben. Als Differenzbestimmung erfüllt das Symbol zudem die Ansprüche einer Heuristik. Es bietet sich an, wenn es gilt, die unter dem Titel der Menschenwissenschaften versammelten Disziplinen auf einen gemeinsamen Gegenstand zu beziehen, an dem sich Übergänge exemplarisch studieren lassen. Nicht einmal seine schärfsten Kritiker haben Elias diese Stärke seiner Analysen jemals abgestritten: den integrativen Blick einer Gegenstandswahrnehmung, die sich über die festgefahrenen Dualismen enervierender Methodendiskussionen hinwegsetzt und auch nicht vergißt, die Blickwinkel der beteiligten Disziplinen zusammenzuführen. Elias' Symboltheorie bestätigt diese Qualität in eindrucksvoller Weise.
Dabei erinnert ihr ganzer Zuschnitt an einen Autor, der nirgends genannt wird und doch, über die politischen Gräben hinweg, plötzlich als Geistesverwandter hervortritt: Arnold Gehlen. Die Parallele zeigt sich schon in stilistischen Vorlieben wie der Unvermitteltheit, mit der theoretischer Höhenflug, Tagesaktualität und empirischer Befund einander beleuchten. Und sie reicht weiter. Wie Gehlen argumentiert auch Elias, durchaus mit antihistoristischem Zungenschlag, erklärtermaßen anthropologisch; wie er arbeitet auch Elias mit Vorliebe am Tier-Mensch-Übergangsfeld; wie er hält auch Elias Abstand zu den Einzeldisziplinen, und was ihm als Optimum seines theoretischen Entwurfs vorschwebt, läßt sich kaum treffender sagen als mit einer Formulierung Gehlens: eine Art "empirischer Philosophie".
Der Spott freilich, mit dem Gehlen in der Rolle dessen, der längst über das Fach hinausgewachsen ist, die aus seiner Sicht überholte Denkweise der Metaphysiker überzog, liegt dem Zivilisationstheoretiker Elias fern. Er argumentiert erstaunlich schlicht, und es rächt sich, daß er auf die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Konkurrenztheorien ganz verzichtet. Frappierend ist die Entschlossenheit, mit der er die im Zuge der Umwandlung des Neukantianismus in Kulturphilosophie vor allem von Georg Simmel und Ernst Cassirer geleistete Vorarbeit auf seinem ureigensten Gebiet ignoriert. Statt dessen verschreibt er sich einem Realismus der "Wirklichkeitskongruenz", der, allen Dementis zum Trotz, der unseligen Theorie der Widerspiegelung eben doch erschreckend ähnlich sieht.
Die "Symboltheorie" ist ein Vermächtnis, das die Bedenken gegen die Menschenwissenschaften weder zerstreuen kann noch zerstreuen will. Wer jedoch bereit ist, sie gegen den Strich zu lesen, profitiert von der seltenen Eindringlichkeit ihres synthetisierenden Blicks.
Norbert Elias: "Gesammelte Schriften". Band 13: Die Symboltheorie. Aus dem Englischen von Reiner Ansén. Herausgegeben von Helmut Kuzmics. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001. 240 S., geb., 56,- DM.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Norbert Elias Abneigung gegen die Philosophie speist sich, so die leise Unterstellung Rüdiger Zills, nicht zuletzt aus Unkenntnis. Noch im "letzten großen Buch" ist der Hauptgegner der, mit dem Elias von seinen neukantianischen Anfängen her vertraut ist: Kant nämlich. Der Soziologe vermisst das Soziale, nimmt aber am Gesellschaftlichen interessierte Philosophie kaum zur Kenntnis. Nichts anderes gilt, konstatiert der Rezensent, für wichtige Entwicklungen auf dem Gebiet der Symboltheorie, um die sich Elias' Buch - nun als 13. Band der Gesamtausgabe erschienen - dreht. Weder die neuere Sprachphilosophie noch, wie es aussieht, Cassirers Beiträge spielen eine Rolle. So will Elias' Versuch, eigenhändig eine neue Theorie des Symbols, dem allgemeinen Titel zum Trotz in erster Linie aber der Sprache, zu entwickeln, dem Rezensenten vor allem "heroisch" vorkommen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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