Der Begriff "System Erziehung" steht für ein Programm: Es geht um eine radikale wissenschaftliche Aufklärung der geläufigen Vorstellung von "Erziehung" auf einem systemtheortischen Hintergrund. Von der Pädagogik lange tabuisierte Fragen wie: Wer versteht was unter "Erziehung"? Wie lässt sich "Erziehung", falls dem Begriff eine aussersprachliche Realität zukommt, ganzheitlich rekonstruieren? Bezeichnet "Erziehung" eine Handlung, einen Prozess oder gar ein Produkt? Antworten auf solche Fragen werden die Tatsache berücksichtigen müssen, dass das Phänomen "Erziehung" im Überschneidungsbereich biologischer, psychologischer und sozialer Einflussgrössen liegt. Der Autor bezieht deshalb die pädagogisch relevanten Ergebnisse dieser Disziplinen systematisch aufeinander und macht sie für die Grundprobleme der Erziehungswissenschaft fruchtbar. Die Vorstellung von "Erziehung" als selbstorganisierendes System ist innovativ und provokativ zugleich sie fordert die Pädagogik heraus, ihre eigenen Prämi ssen zu revidieren, und sie ist eine Aufforderung an andere Disziplinen, sich auf die Chancen und Probleme im Zusammenhang mit "Erziehung" einzulassen. Dieses Lehrbuch bietet eine schlüssige Herleitung menschlicher Erziehungsbemühungen aus der Evolutionsgeschichte heraus und eine systemisch-dynamische Darstellung des Systems "Erziehung" in seiner gegenwärtigen Umwelt. Mit diesem Buch gelingt es wohl zum ersten Mal, den Gegenstandsbereich der Pädagogik vollständig in einem kohärenten bio-psycho-sozialen Prozessmodell darzustellen.