Greta Thunberg, die junge Klimaaktivistin, die die Mächtigen das Fürchten lehrt - dies ist ihre ganz persönliche Geschichte und die ihrer Familie. Aber es ist vor allem eine Geschichte über die Krise, die uns alle betrifft.
»Szenen aus dem Herzen« erzählt aus dem Inneren der Familie: Wie die Eltern Malena und Svante mit Gretas Asperger-Syndrom umgehen. Wie Greta erstmals vom Klimawandel hörte und seitdem nicht mehr aufhören konnte, darüber nachzudenken. Wie sie ihre kleine Schwester Beata und ihre Eltern davon überzeugt, für das Klima zu kämpfen. Wie die Eltern beschließen, nicht mehr zu fliegen und überhaupt ihre Lebensgewohnheiten grundlegend zu ändern - für das Klima und für die Zukunft.
Bis zu Gretas erstem Schulstreik im August 2018 erzählt dieses Buch, wie Greta Thunberg die wurde, die sie heute ist - Vorbild, Inspiration und Ikone des Klimaschutzes.
Eine Mitteilung der Familie:
»Vor der Veröffentlichung dieses Buchs haben wir festgelegt, dass das Geld, das wir damit eventuell verdienen, an Greenpeace, WWF, die Institution für tiergestützte Pädagogik und Therapie Lära med djur, den Schwedischen Naturschutzverein und dessen Jugendumweltorganisation Fältbiologerna, den Verein für Menschen mit Beeinträchtigungen Kung över Livet, Kinder in Not und die Tierschutzorganisation Djurens Rätt geht.
Und so ist es.
PS: Das haben Greta und Beata entschieden.«
»Szenen aus dem Herzen« erzählt aus dem Inneren der Familie: Wie die Eltern Malena und Svante mit Gretas Asperger-Syndrom umgehen. Wie Greta erstmals vom Klimawandel hörte und seitdem nicht mehr aufhören konnte, darüber nachzudenken. Wie sie ihre kleine Schwester Beata und ihre Eltern davon überzeugt, für das Klima zu kämpfen. Wie die Eltern beschließen, nicht mehr zu fliegen und überhaupt ihre Lebensgewohnheiten grundlegend zu ändern - für das Klima und für die Zukunft.
Bis zu Gretas erstem Schulstreik im August 2018 erzählt dieses Buch, wie Greta Thunberg die wurde, die sie heute ist - Vorbild, Inspiration und Ikone des Klimaschutzes.
Eine Mitteilung der Familie:
»Vor der Veröffentlichung dieses Buchs haben wir festgelegt, dass das Geld, das wir damit eventuell verdienen, an Greenpeace, WWF, die Institution für tiergestützte Pädagogik und Therapie Lära med djur, den Schwedischen Naturschutzverein und dessen Jugendumweltorganisation Fältbiologerna, den Verein für Menschen mit Beeinträchtigungen Kung över Livet, Kinder in Not und die Tierschutzorganisation Djurens Rätt geht.
Und so ist es.
PS: Das haben Greta und Beata entschieden.«
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensentin Iris Radisch findet zu keinem abschließenden Urteil über das Buch der Familie von Klimaschutz-Heldin Greta von Thunberg. Wie Malena Ernmann hier die "romantische" Familiengeschichte und vor allem die Krankengeschichte ihrer Tochter Greta aus der "Oskar-Matzerath-Perspektive" erzählt, scheint sie zu faszinieren. Kennenzulernen ist laut Radisch eine sehr ungewöhnliche Familie außerhalb jeder sozialen Norm, von der die an Asperger erkrankte Greta nur ein Teil ist. Die im Buch vorgestellte Erkenntnis, dass die Kranken die Normalen und die Normalen die eigentlich Verrückten sind, weil sie sich mit dem Klimawandel arrangieren, gibt Radisch zu denken.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.05.2019Die Welt schien auf sie gewartet zu haben
Bevor Greta Thunberg zur Ikone der Klimabewegung wurde, hat ihre Mutter ein Buch geschrieben. Es ist rührselig, pathetisch und drastisch - und das aus gutem Grund.
Es gibt Menschen, die sagen jetzt, sie ertrügen Greta Thunbergs Gesicht nicht mehr, diese strenge Miene der Überbringerin schlechter Nachrichten, der Moralistin. Andere sagen, sie sehe nicht aus, wie eine junge Frau von sechzehn Jahren auszusehen habe, dahinter stecke Kalkül. Es gibt viele, die sie für eine Marionette halten, zunächst gelenkt von ihren Eltern, dann von globalen Interessengruppen, und ihre Umweltbewegung für heimlich orchestriert. Greta Thunberg soll sich neulich darüber gewundert haben, wie wenig Engagement aus freien Stücken Menschen einander eigentlich zutrauen.
Nun ist mit dem Erscheinen der Thunberg-Familiengeschichte auf Deutsch neuer Stoff verfügbar, an dem sich Skeptiker abarbeiten können. "Szenen aus dem Herzen" heißt die Erzählung aus der Perspektive von Malena Ernman, Gretas Mutter, wobei die Namen aller Familienmitglieder, auch der von Beata, Gretas Schwester, auf dem Titel stehen. In Schweden erschien das Buch im August 2018, kurz bevor Greta mit ihrem Schulstreik für das Klima vor dem Reichstag in Stockholm begann. Es handelt also davon, was vor dem Auftreten als öffentliche Figur war, und das ist bei der Lektüre im Hinterkopf zu behalten, ebenso wie der Umstand, dass Malena Ernman, einst Teilnehmerin des Eurovision Song Contest, beim Erscheinen des Buchs das berühmteste Mitglied der Familie war.
In zweiundneunzig "Szenen" beschreibt Ernman das Leben und Leiden ihrer Familie: Wie sie als Opernsängerin entschied, das Jetsetdasein zwischen Berlin, Wien, Amsterdam und Barcelona aufzugeben, wie sich ihr Alltag veränderte, als die Tochter Angstattacken bekam, nichts mehr aß und mit niemandem sprach, weil sie in der Schule gemobbt wurde, sich in ihrem Leben nicht wohl fühlte. Bis zur Diagnose: Asperger, hochfunktionaler Autismus, Zwangsstörungen.
Das ist die eine Seite: Die Erkenntnis der Familie, dass der Autismus eine sehr zeitgemäße Krankheit ist, dass der Sozialstaat an seine Grenzen kommt, sobald jemand ein derart komplexes Krankheitsbild aufweist, weil in der Kinderpsychiatrie nur Zeit zum Löschen der Großbrände ist und das Schulsystem vorsieht, dass jeder Schüler auf dieselbe Weise funktioniert. Malena Ernman beschreibt den Kontrollverlust einer Familie, die es bei der Erziehung mit Grenzen versucht und dann feststellt, dass diese bei ihren Töchtern wirkungslos sind. Bei der jüngeren, vernachlässigten Schwester Beata werden schließlich ADHS und autistische Verhaltensmerkmale diagnostiziert.
Die andere Seite, das ist die Entwicklung Gretas von dem Moment an, als sie in der Schule einen Film über die Verschmutzung der Weltmeere sieht. Während ihre Schulkameraden schnell wieder von iPhones und Fernreisen schwärmen, sieht sie das, was andere nicht sehen wollen: Inseln aus Plastikmüll, Treibhausgase, die aus Schornsteinen strömen, eine gigantische Müllhalde in der Atmosphäre. Sie liest, dass Schwedens ökologischer Fußabdruck zu den zehn größten der Welt zählt und reiche Länder wie ihres den CO2-Ausstoß auf der Stelle um zehn bis fünfzehn Prozent pro Jahr verringern müssten, um das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens zu erfüllen. Sie weigert sich zu fliegen, und die Familie, so beschreibt es Malena Ernman, die noch wenige Jahre zuvor Selfies aus Japan ins Netz stellte, lernt von ihr.
Natürlich hängt alles zusammen, denn weil Greta Thunberg sich bewusst wird, dass sich die Krise nicht an einem weit entfernten Ort abspielt, sondern "am Frühstückstisch, in Schulfluren, auf den Straßen", bringt sie keinen Bissen mehr herunter. Die Zahl der psychischen Erkrankungen bei Kindern, schreibt Ernman, sei in Schweden im letzten Jahrzehnt drastisch gestiegen. Aber: "Am Rand der Gesellschaft gibt es keine ökonomischen Interessen. Dort gibt es keine Lobbygruppen. Dort, zwischen den unsichtbaren Kindern und den unsichtbaren Familien, gibt es kaum jemanden, der Energie zum Reden hat."
Das ist vermutlich so und schlimm genug. Nur liegt ein Problem des Buchs in dieser Erzählform: "Ich bin meinen eigenen Weg gegangen. Immer gegen den Strom und fast immer allein", schreibt Malena Ernman zu Beginn und setzt damit den Ton, der kompromisslos alles verdammt, was nicht den radikalen Maßstäben der geläuterten Familie entspricht. Hier schreibt eine Mutter, die viel durchgemacht hat, und in ihr Schreiben fließt auch die Begeisterung über ihre Tochter ein, die bis vor einem Jahr mit niemandem außerhalb der Familie redete und sich für ein derart großes Zeichen zivilen Ungehorsams entschied.
Die Geschichte der Thunbergs schöpft ihre Kraft aus dem schlechten Gewissen der Leser: Es ist deprimierend abstrakt, so vom Niedergang des Planeten zu lesen, selbst wenn die vermeintlich oft gehörten Fakten in Szenen verpackt und die wichtigsten Botschaften noch so oft wiederholt werden: Wir müssen unser Leben entschleunigen. Wir müssen umdenken, kleiner, kollektiver und lokaler wirtschaften, den Kampf gegen die einflussreichen Lobbyorganisationen aufnehmen, die aktiv eine effektive Klimapolitik bekämpfen. Ein Appell mit derart vielen Imperativen erzeugt Abwehr. Greta Thunberg weiß das: "Man darf die Gefahr nicht verdrängen, weil man sie nicht verkraftet", sagt sie und durchforstet die vier größten Tageszeitungen Schwedens nach Nachrichten über den Klimawandel. Am Ende stellt sie fest, dass Klima- und Umweltthemen nur bis zu 1,4 Prozent der Berichterstattung ausmachen. Die Menschen seien die komplexen Zusammenhänge, die nicht Woche für Woche in Talkshows verhandelt werden, nicht gewohnt.
Um die Themen des Klimawandels auf den Tisch zu holen, braucht es eine starke Geschichte: eine Person, die sie ausfüllt und belebt. Malena Ernman konnte zu dem Zeitpunkt, als sie ihre Predigt in 92 Szenen schrieb, nicht wissen, dass ihre Tochter zu dieser Person werden würde. Sie hat sie nicht zur Prophetin stilisiert, ebenso wenig wie Greta Thunberg sich selbst. Die Öffentlichkeit war es, weil sie auf jemanden wie sie gewartet hatte. Man braucht dieses Buch nicht zu lesen, wenn man sich für Klimaschutz interessiert - obwohl es dabei hilft, Zusammenhänge zu begreifen. Man kann, jetzt erst recht, behaupten, dass Greta Thunberg fremdgesteuert wurde - obwohl es die Familiensituation nicht nahelegt und Autisten nicht zur Verstellung neigen. Aber selbst wenn: An einem Morgen im August saß Thunberg auf dem Platz vor dem Parlament und begann zu demonstrieren, und nun spricht die halbe Welt über die Klimakrise. Das ist gut, denn am Ende geht es nicht um sie, sondern die Zukunft des Planeten. Das unpathetisch auszudrücken, ist gar nicht so einfach.
ELENA WITZECK.
Greta und Svantje Thunberg, Beata und Malena Ernman: "Szenen aus dem Herzen". Unser Leben für das Klima. Aus dem Schwedischen von U. Ackermann, S. Pluschkat, G. Kunter.
S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 256 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bevor Greta Thunberg zur Ikone der Klimabewegung wurde, hat ihre Mutter ein Buch geschrieben. Es ist rührselig, pathetisch und drastisch - und das aus gutem Grund.
Es gibt Menschen, die sagen jetzt, sie ertrügen Greta Thunbergs Gesicht nicht mehr, diese strenge Miene der Überbringerin schlechter Nachrichten, der Moralistin. Andere sagen, sie sehe nicht aus, wie eine junge Frau von sechzehn Jahren auszusehen habe, dahinter stecke Kalkül. Es gibt viele, die sie für eine Marionette halten, zunächst gelenkt von ihren Eltern, dann von globalen Interessengruppen, und ihre Umweltbewegung für heimlich orchestriert. Greta Thunberg soll sich neulich darüber gewundert haben, wie wenig Engagement aus freien Stücken Menschen einander eigentlich zutrauen.
Nun ist mit dem Erscheinen der Thunberg-Familiengeschichte auf Deutsch neuer Stoff verfügbar, an dem sich Skeptiker abarbeiten können. "Szenen aus dem Herzen" heißt die Erzählung aus der Perspektive von Malena Ernman, Gretas Mutter, wobei die Namen aller Familienmitglieder, auch der von Beata, Gretas Schwester, auf dem Titel stehen. In Schweden erschien das Buch im August 2018, kurz bevor Greta mit ihrem Schulstreik für das Klima vor dem Reichstag in Stockholm begann. Es handelt also davon, was vor dem Auftreten als öffentliche Figur war, und das ist bei der Lektüre im Hinterkopf zu behalten, ebenso wie der Umstand, dass Malena Ernman, einst Teilnehmerin des Eurovision Song Contest, beim Erscheinen des Buchs das berühmteste Mitglied der Familie war.
In zweiundneunzig "Szenen" beschreibt Ernman das Leben und Leiden ihrer Familie: Wie sie als Opernsängerin entschied, das Jetsetdasein zwischen Berlin, Wien, Amsterdam und Barcelona aufzugeben, wie sich ihr Alltag veränderte, als die Tochter Angstattacken bekam, nichts mehr aß und mit niemandem sprach, weil sie in der Schule gemobbt wurde, sich in ihrem Leben nicht wohl fühlte. Bis zur Diagnose: Asperger, hochfunktionaler Autismus, Zwangsstörungen.
Das ist die eine Seite: Die Erkenntnis der Familie, dass der Autismus eine sehr zeitgemäße Krankheit ist, dass der Sozialstaat an seine Grenzen kommt, sobald jemand ein derart komplexes Krankheitsbild aufweist, weil in der Kinderpsychiatrie nur Zeit zum Löschen der Großbrände ist und das Schulsystem vorsieht, dass jeder Schüler auf dieselbe Weise funktioniert. Malena Ernman beschreibt den Kontrollverlust einer Familie, die es bei der Erziehung mit Grenzen versucht und dann feststellt, dass diese bei ihren Töchtern wirkungslos sind. Bei der jüngeren, vernachlässigten Schwester Beata werden schließlich ADHS und autistische Verhaltensmerkmale diagnostiziert.
Die andere Seite, das ist die Entwicklung Gretas von dem Moment an, als sie in der Schule einen Film über die Verschmutzung der Weltmeere sieht. Während ihre Schulkameraden schnell wieder von iPhones und Fernreisen schwärmen, sieht sie das, was andere nicht sehen wollen: Inseln aus Plastikmüll, Treibhausgase, die aus Schornsteinen strömen, eine gigantische Müllhalde in der Atmosphäre. Sie liest, dass Schwedens ökologischer Fußabdruck zu den zehn größten der Welt zählt und reiche Länder wie ihres den CO2-Ausstoß auf der Stelle um zehn bis fünfzehn Prozent pro Jahr verringern müssten, um das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens zu erfüllen. Sie weigert sich zu fliegen, und die Familie, so beschreibt es Malena Ernman, die noch wenige Jahre zuvor Selfies aus Japan ins Netz stellte, lernt von ihr.
Natürlich hängt alles zusammen, denn weil Greta Thunberg sich bewusst wird, dass sich die Krise nicht an einem weit entfernten Ort abspielt, sondern "am Frühstückstisch, in Schulfluren, auf den Straßen", bringt sie keinen Bissen mehr herunter. Die Zahl der psychischen Erkrankungen bei Kindern, schreibt Ernman, sei in Schweden im letzten Jahrzehnt drastisch gestiegen. Aber: "Am Rand der Gesellschaft gibt es keine ökonomischen Interessen. Dort gibt es keine Lobbygruppen. Dort, zwischen den unsichtbaren Kindern und den unsichtbaren Familien, gibt es kaum jemanden, der Energie zum Reden hat."
Das ist vermutlich so und schlimm genug. Nur liegt ein Problem des Buchs in dieser Erzählform: "Ich bin meinen eigenen Weg gegangen. Immer gegen den Strom und fast immer allein", schreibt Malena Ernman zu Beginn und setzt damit den Ton, der kompromisslos alles verdammt, was nicht den radikalen Maßstäben der geläuterten Familie entspricht. Hier schreibt eine Mutter, die viel durchgemacht hat, und in ihr Schreiben fließt auch die Begeisterung über ihre Tochter ein, die bis vor einem Jahr mit niemandem außerhalb der Familie redete und sich für ein derart großes Zeichen zivilen Ungehorsams entschied.
Die Geschichte der Thunbergs schöpft ihre Kraft aus dem schlechten Gewissen der Leser: Es ist deprimierend abstrakt, so vom Niedergang des Planeten zu lesen, selbst wenn die vermeintlich oft gehörten Fakten in Szenen verpackt und die wichtigsten Botschaften noch so oft wiederholt werden: Wir müssen unser Leben entschleunigen. Wir müssen umdenken, kleiner, kollektiver und lokaler wirtschaften, den Kampf gegen die einflussreichen Lobbyorganisationen aufnehmen, die aktiv eine effektive Klimapolitik bekämpfen. Ein Appell mit derart vielen Imperativen erzeugt Abwehr. Greta Thunberg weiß das: "Man darf die Gefahr nicht verdrängen, weil man sie nicht verkraftet", sagt sie und durchforstet die vier größten Tageszeitungen Schwedens nach Nachrichten über den Klimawandel. Am Ende stellt sie fest, dass Klima- und Umweltthemen nur bis zu 1,4 Prozent der Berichterstattung ausmachen. Die Menschen seien die komplexen Zusammenhänge, die nicht Woche für Woche in Talkshows verhandelt werden, nicht gewohnt.
Um die Themen des Klimawandels auf den Tisch zu holen, braucht es eine starke Geschichte: eine Person, die sie ausfüllt und belebt. Malena Ernman konnte zu dem Zeitpunkt, als sie ihre Predigt in 92 Szenen schrieb, nicht wissen, dass ihre Tochter zu dieser Person werden würde. Sie hat sie nicht zur Prophetin stilisiert, ebenso wenig wie Greta Thunberg sich selbst. Die Öffentlichkeit war es, weil sie auf jemanden wie sie gewartet hatte. Man braucht dieses Buch nicht zu lesen, wenn man sich für Klimaschutz interessiert - obwohl es dabei hilft, Zusammenhänge zu begreifen. Man kann, jetzt erst recht, behaupten, dass Greta Thunberg fremdgesteuert wurde - obwohl es die Familiensituation nicht nahelegt und Autisten nicht zur Verstellung neigen. Aber selbst wenn: An einem Morgen im August saß Thunberg auf dem Platz vor dem Parlament und begann zu demonstrieren, und nun spricht die halbe Welt über die Klimakrise. Das ist gut, denn am Ende geht es nicht um sie, sondern die Zukunft des Planeten. Das unpathetisch auszudrücken, ist gar nicht so einfach.
ELENA WITZECK.
Greta und Svantje Thunberg, Beata und Malena Ernman: "Szenen aus dem Herzen". Unser Leben für das Klima. Aus dem Schwedischen von U. Ackermann, S. Pluschkat, G. Kunter.
S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 256 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In dem Buch 'Szenen aus dem Herzen' verarbeitet die Familie Thunberg/Ernman auf lesenswerte Art und mit bestechender Offenheit ihren erschütternden Gang durch die Hölle. Eva Stegen der Freitag 20190621