Vom Tod ist die Rede. Man stellt ihn zur Debatte, man macht ihn öffentlich: Er ist Thema in Talkshows und im Reality-TV, in Büchern und im Internet sowie bei Fotografen, die verstorbene Familienmitglieder auf dem Totenbett oder anonyme Leichname in Leichenschauhäusern ablichten. Darüber hinaus ist das Jenseits hoch im Kurs: Im Film, in der Esoterik und auch in der Alternativmedizin wird kurzerhand "nach drüben" durchgesprochen. Corina Caduff sucht unterschiedliche Schauplätze des Todes auf: Sie geht in ein Krematorium und nimmt an einem Kurs "Bewusstes Sterben" teil, sie beschäftigt sich mit dem Tod in der Literatur, der Kunst und den neuen Medien, sie spaziert durch einen FriedWald und analysiert heutige Trauerreden. Und sie begibt sich in Form eines Selbstexperiments zu einem Psychologen, der Rückführungen in frühere Leben vornimmt. Ihre Essays zeigen auf, wie das Thema in den taumeligen Höhen der heutigen säkularen Hochleistungsgesellschaft aufschießt und Spannung erzeugt: Viele der aktuellen Figurationen des Todes mäandern zwischen Markt, Event und Voyeurismus, und dennoch zeigt sich das Bedürfnis, sich mit Sterben und Tod auf eigentliche, existentielle und erkenntnisbringende Weise auseinanderzusetzen.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ein bisschen gelassener sieht der Rezensent dem Tod wohl entgegen nach der Lektüre von Corina Caduffs Sammlung von Fallgeschichten zum Thema Sterben und Tod. Das Gute daran ist für Thomas Macho der Verzicht der Autorin auf großes Pathos, ohne leichtfertig zu werden oder ironisch. Die Balance zwischen Nähe und Distanz beim Besuch von Krematorien, Geistheilern, Reinkarnationsspezialisten und Bestattungen im indischen Varanasi gelingt der Autorin laut Macho überzeugend. Caduffs Szenen stellt er in eine Reihe mit Fallgeschichten bei Freud oder Oliver Sacks. Entscheidend für die Güte des Buches scheint ihm allerdings zu sein, dass Caduff ihre eigenen Erfahrungen mitteilt, nicht diejenigen Sterbender oder Trauernder, und dass sie dem Leser keine Antworten offeriert, sondern kluge Beobachtungen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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