Lessing veröffentlicht 1760 seine Übersetzung der frühen Theaterschriften Diderots als Ausdruck seiner Wertschätzung. Warum besteht er dennoch im Anschluss auf einem Theater, das sich in seinen medienästhetischen Voraussetzungen deutlich von dem des Franzosen unterscheidet? Ausgehend von den Beiträgen beider Autoren zur Debatte des Begriffs der "Illusion" in den visuellen Künsten, geht die Studie den Gründen für Lessings "Theater der Handlung" und Diderots "Theater des Tableaus" nach. Beide Theaterformen, die sich durch das Verhältnis zwischen Wort und Bild unterscheiden, werden durch vergleichende Analysen ausgewählter dramentheoretischer Texte und Theaterstücke detailliert nachgewiesen. Dabei ermöglicht der Einbezug der zeitgenössischen Kunstkritik und zudem markanter philosophischer Strömungen, sowohl die für beide Autoren jeweils relevanten Begründungszusammenhänge zu klären als auch ihre Zugehörigkeit zur europäischen Spätaufklärung zu präzisieren.Mit Blick auf das Spätwerk,d.h. für Diderot auf das bislang vernachlässigte Drama Est-il bon? Est-il méchant?, zeigt die Studie abschließend die Aktualität des Wirkungskonzepts der jeweiligen Dramaturgie für die "Nachwelt" auf.