19,80 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in über 4 Wochen
  • Broschiertes Buch

Verdienen es Tabletten unter Artenschutz gestellt zu werden? Einige von ihnen sind wie wilde Tiere und richten entsetzliche Dinge an, andere sind friedlich, sanft und haben auf jedermann eine beruhigende Wirkung. Am gefährlichsten aber sind jene Tabletten, die nur aus Worten bestehen. Léonce W. Lupettes Gedichte sind Orte, wo bedrohte Silben, Sätze und Bilder ihre Zuflucht finden, wo ihre Bedrohung sichtbar wird. "Geheuer und Geziefer - // rieselts aus dem Strommast/ Das ist mein Bohrmehl!" Wer dieses Wimmeln und Flimmern von Worten nicht erkennt, den werden sie auffressen. Sprache springt…mehr

Produktbeschreibung
Verdienen es Tabletten unter Artenschutz gestellt zu werden? Einige von ihnen sind wie wilde Tiere und richten entsetzliche Dinge an, andere sind friedlich, sanft und haben auf jedermann eine beruhigende Wirkung. Am gefährlichsten aber sind jene Tabletten, die nur aus Worten bestehen. Léonce W. Lupettes Gedichte sind Orte, wo bedrohte Silben, Sätze und Bilder ihre Zuflucht finden, wo ihre Bedrohung sichtbar wird. "Geheuer und Geziefer - // rieselts aus dem Strommast/ Das ist mein Bohrmehl!" Wer dieses Wimmeln und Flimmern von Worten nicht erkennt, den werden sie auffressen. Sprache springt hier von Mensch zu Mensch wie ein Virus, infiziert Zeitungen, Magazine, Dissertationen und Übersetzungen und bleibt die einzig wahre, weltweite Pandemie. Dabei sind es kleinste Sprachpartikel, die er in all ihren Verzahnungen und Verschiebungen beschreibt, deren Drift von Kunst in Politik, von Geist in Körper und von seltenen Pflanzen in noch seltenere Substanzen er nachvollzieht: wenn so vieles ineinandergreift, steht vor uns mit einem Male ein neues, wundersames Tier. Léonce W. Lupette lebt als Schriftsteller, Herausgeber, freier Übersetzer und Literaturwissenschaftler zwischen Buenos Aires und Frankfurt am Main. Studium der Komparatistik, Lateinamerikanistik und Philosophie. Mitherausgeber der Literaturzeitschriften karawa.net und ALBA - Lateinamerika lesen. Veröffentlichungen (Auswahl): Diverse Texte und Übersetzungen in Zeitschriften. Einzimmerspringbrunnenbuch (mit Tobias Amslinger, luxbooks 2009), a k va res (Felicita Cartonera, Asunción 2010). Übersetzungen (Auswahl): »Ein weltgewandtes Land« von John Ashbery (luxbooks 2010), »Der Schlachthof« von Esteban Echeverría (luxbooks 2010).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.07.2013

Vom Kompostteller

Er muss ein junger Mann sein, der zwischen den Kulturen oszilliert, dieser Léonce W. Lupette. Im kargen Klappentext seines Lyrikbändchens "Tablettenzoo" heißt es, er lebe "zwischen Buenos Aires und Frankfurt am Main". Dies "Zwischen" heißt zwischen den Sprachen. Lupette hat aus dem Brasilianischen und Englischen übersetzt, doch seine Gedichte schreibt er auf Deutsch. "Tablettenzoo" zeigt ihn als Liebhaber von Sprachspielen. Er führt sie in dreizehn Abteilungen vor, die er "Blister" nennt, englisch für "Blasen". Für solche Textblasen könnte der Autor Arno Schmidt oder Thomas Kling in Anspruch nehmen. Doch Lupette ist kein Experimentierer, der seine Arbeit mit System und Ernst betreibt. Er ist ein Spaßmacher, dem die Einfälle zu Kalauern geraten. Von "Compostela" ist es nicht weit zum "Kompostteller". Und wenn "Tütenwein", "Soda" und "Gomorrha" auf drei Zeilen verteilt werden, führt der Lachreiz zu keiner weiteren Erkenntnis. Gewiss auch zu keiner theologischen.

Manchmal scheint es zu einer existentiellen Aussage zu kommen. Doch die Wendung "Ich bin ein Verfechter / der Menschenreste" zielt weder auf eine menschenfreundliche noch eine zynische Aussage. Sie bleibt unausgeführt und folgenlos, eben Kalauer. Und wenn dem Autor einmal ein echter Seufzer zu entfahren droht, dann hebt ihn der orthographische Jux auf: "Main Pfragmain-ta-rüsches Lehm." Lupette ist nicht sentimental. Das ist vielleicht der einzige Vorzug seiner Texte. Ansonsten sind die in Flattersatz gesetzten Blasen von "Tablettenzoo" das "Gegintayl" von Dichtung. (Léonce W. Lupette: "Tablettenzoo". Gedichte. Lux Books, Wiesbaden 2013. 116 S., br. 19,80 [Euro].) H.H.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr