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Selten hat sich ein zeitgenössischer Autor so freizügig über seine privatesten Empfindungen und seine Arbeit, über seine mehr oder minder berühmten Zeitgenossen und nicht zuletzt über das politische Tagesgeschehen mit so intelligentem Spott geäußert.

Produktbeschreibung
Selten hat sich ein zeitgenössischer Autor so freizügig über seine privatesten Empfindungen und seine Arbeit, über seine mehr oder minder berühmten Zeitgenossen und nicht zuletzt über das politische Tagesgeschehen mit so intelligentem Spott geäußert.
Autorenporträt
Rühmkorf, Peterwurde am 25.10.1929 in Dortmund geboren. Er studierte von 1951-58 Germanistik und Psychologie in Hamburg und schrieb ab 1953 schrieb unter Pseudonym für den «studentenkurier» (später «konkret») die Kolumne «Lyrikschlachthof». 1958-63 Verlagslektor, 1964/65 Stipendiat der Villa Massimo in Rom. 1969/70 Gastvorlesungen in den USA, 1985/86 Gastdozent an der Universität Paderborn. Freier Schriftsteller. 1979 Erich-Kästner-Preis, 1980 Bremer Literaturpreis, 1986 Arno Schmidt-Preis, 1987 documenta-Schreiber Kassel. Rühmkorf war korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR und erhielt 1988 den Heinrich-Heine-Preis (DDR). Ehrendoktor der Universität Gießen 1989. Georg-Büchner-Preis 1993. Sein erster Gedichtband "Irdisches Vergnügen in g" lässt bereits die Virtuosität seiner Wortkunst erkennen: er parodiert, persifliert vorgegebene Gedichtformen, kombiniert sogenannte Hochsprache mit Slang und saloppem Umgangsdeutsch, reißt Wörter aus dem gewöhnlichen Kontext u

nd stellt sie in neue Zusammenhänge. Das Raffinement von Rühmkorfs Verssprache ist von keinem seiner Zeitgenossen bisher erreicht. Was die Publikationsform seiner Werke angeht, bevorzugt Rühmkorf eine Mischform: Seinen Gedichtbänden gibt er Essays bei, die fast immer das Handwerk des Dichters reflektieren. "Walther von der Vogelweide","Klopstock und ich" sowie sowie "Strömungslehre I" enthalten wechselseitig sich spiegelnde Gespräche, Briefe, Aufsätze über Dichtkunst, zumal über die Modalitäten der zeitgenössischen Schriftstellerexistenz, dazu eigene Gedichte und im ersten Band auch Gedichte Walthers von der Vogelweide in der Übertragung von Rühmkorf. - "Die Jahre die Ihr kennt" kombiniert autobiographische Reminiszenzen des Autors mit eigenen Rezensionen, politischen Pamphleten und eigenen Gedichten. Seit 1999 erscheint eine Ausgabe seiner Werke. Peter Rühmkorf verstarb am 8. Juni 2008.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.1995

Der Tor weiß, was er von sich zu halten hat
Deutscher Schicksalsroman, auf Tellerhöhe unterlaufen: Peter Rühmkorfs Tagebücher / Von Thomas Steinfeld

Wer schreibt schon ein Tagebuch, um anderen Menschen zu gefallen? Ein paar Seiten nur muß man in Peter Rühmkorfs Aufzeichnungen aus der Zeit zwischen Weihnachten 1988 und März 1991 lesen, und es kommt zum ersten Hauen. Der Watschenmann heißt Peter Handke: "Das mir Zuwidre einer Person, die auch in diesem bereits fortgeschrittenen Alter nur aus Ungezogenheit und Menschenverachtung zu bestehen scheint." Die Hand des Lesers greift nun fest in das Buch; sie schlägt die sechshundert Seiten bis zum Ende um: Eine Enttäuschung, denn hier steht bloß ein kleines Nachwort und kein Register. Welch ein Betrug an diesen verklatschten Zeiten.

Peter Rühmkorfs Tagebuch umspannt kaum zweieinhalb Jahre, und es ist sehr dick. An die viertausend Blatt im Format DIN A4, maschinengeschrieben, so wird im Nachwort verraten, haben dem Manuskript zugrunde gelegen. Das sind fünf Seiten pro Tag, im Durchschnitt betrachtet, viel Fleiß und stete Mühe, und um so mehr, als hier einer an seinem Tagebuch offensichtlich gearbeitet hat und auch die Bemerkungen zum Alltag noch den Willen zu gedanklichen und stilistischen Kunststücken verraten. Und dann noch den ganzen Berg Papier für die Veröffentlichung polieren - wieviel Zeit bleibt da zum Leben?

Einer der bedenklichsten Sätze dieses Buches kommt ganz leicht daher: "Schwer im Alter, sich seine Lieben noch mal ganz neu zusammensuchen zu müssen." Wacklig geworden - aber ein wenig wacklig war er schon immer, das gehört sozusagen zum Habitus - legt der Meister die Hand auf die eigene Stirn. Er tut es ohne allzu offensichtliche Begeisterung, und es werden daraus auch keine Essays über die eigene Befindlichkeit. So redet einer, bei dem man trotz eingängiger Überschriften wie "Bleib erschütterbar und widersteh" merkt, daß er bei Gottfried Benn auf der Bank saß: der Weltmitschreiber aus Kalkül mit dem Toren, der er selber ist. Oder besser: Der wahre Tor weiß, was er von sich zu halten hat.

Die Orte, wo sich bei Peter Rühmkorf Weltenstaub und Alltagspelze vereinen, sind bekannt. Das ist eine Wohnung in Hamburg, an der Oevelgönne soll sie liegen, und eine in Kiel. Von der einen sieht man ein Ufer, die andere ist eine Gelehrtenkathedrale. Die vielen Bekannten, die durch die Notizen wandern, werden es genauer wissen. Tag für Tag passiert etwas, die Zeitungen berichten, der Fernseher läuft, und es gibt neuen Anlaß zum Nachdenken. Der Dichter reist nach Kiel zur Gattin und zum Hasenfilet, ein Auto fährt zur Familie Grass nach Wewelsfleth, wo ein Hecht auf dem Teller liegt, Eisenbahnen fahren zu Lesungen nach Göttingen, und Flugzeuge fliegen zu Konzerten nach Zürich, wo es oft auch etwas zu essen und meistens sehr viel zu trinken gibt. Peter Rühmkorf hat, nebenher, auch eine private Speisekarte und einen Rauschkalender geschrieben.

Und wie scharf er, trotz alledem, beobachten kann, an tausend Dinge hingegeben, und wie sicher und klug er denkt. Im Alltag, wenn er zum Beispiel bemerkt, daß seine älteren Gefährten immer jüngere Frauen bekommen: "Heiratskünstler, die eigentlich Heiratsschwindler sind . . ., hinterlassen gealterte Ehehälften wie abgelegte Puppenhäute." Aber er ist auch ein guter Kunstkritiker, und loben kann er ausgezeichnet, zum Beispiel den schwedischen Maler Anders Zorn: "Welche absolut vorbehaltlos gefeierten Oberflächen einmal noch Ende des Jahrhunderts, als der Impressionismus kalendarisch schon abgefackelt war und das Fin de siècle in seine kritische Phase trat . . . Nie vergessen machen, daß der Augenschein aus der Tube und der Schwung einer Hüfte aus dem Handgelenk kommt." Aber auch als Verächter und böser Geist ist Peter Rühmkorf nicht übel. Zum Beispiel über Octavio Paz: "Hier wird im Weltmaßstab gedichtet, im ständigen eitlen Hinblick auf die internationale Nobelgarde der Poesie." Der Essay, dessen Entstehung das Tagebuch dokumentiert, wurde kurz nach Verleihung des Nobelpreises an den Mexikaner geschrieben - an einen Dichter, "der einen Musenkuß nicht von einer Einlagesohle unterscheiden kann".

Mit einem Langgedicht, datiert vom 19. September 1989, endete Peter Rühmkorfs Lyrikband "Einmalig wie wir alle". Das Epos ist ein Fragment. Zwei Monate nach diesem offenen Ende setzen die Tagebücher ein, und daß in die folgenden zweieinhalb Jahre das Ende der DDR und die Vereinigung Deutschlands fallen und der Golfkrieg "am betriebswarmen Fernseher" endet, kann dem Weltmitschreiber Rühmkorf nicht zum Zufall geraten sein. Daß die politischen Ereignisse nur den kleinen Teil dieses Tagebuchs beanspruchen, spricht ebensowenig dagegen.

Im Gegenteil: Dieses Tagebuch ist ein wenn nicht verweigerter, so doch auf Eßtischhöhe unterlaufener Roman der "deutschen Schicksalsjahre". Das gilt bis in die Märchen, von deren Entwürfen Peter Rühmkorf am 22. Januar 1991, noch während des Golfkriegs, berichtet: die Geschichte vom König von Absentien, der ein großer, aber vergeßlicher Held war, worauf ihm sein eigenes Leben wiedererzählt wurde und alles völlig durcheinander ging. Die Perspektive läßt sich aber auch umdrehen: Dieser Roman ist ein camoufliertes Diarium. Hier wird erzählt, tatsächlich erzählt, was Tag für Tag auf dem Teller lag.

Empfindlichkeiten, auch Ungerechtigkeiten wird der Dichter nicht vermeiden, und manchmal ist er nur platt: "Radikal denken, heißt, wie ein Wurzelsepp denken." Hier zischt kein Funken, doch dergleichen läßt sich meistens ertragen. Auch werden ein paar literarische Prominente in Hamburg und auch sonst noch einige rufen: Aber das war doch ganz anders, und ich war doch dabei. Und auch darauf kommt es nicht an. Denn das Buch sagt zwar mit dem ganzen Gewicht seiner vielen Seiten: Jetzt traue ich mich und sage euch, so seid ihr gewesen, ja so, genau so, ihr und du. Es sagt aber auch: Und ich vielleicht auch. Und ich nur vielleicht.

Dieses Ich ist häufig eine traurige Gestalt: Ein älterer Herr berichtet von seinen Gebrechen. Er schläft wenig und überraschend lang. Er ißt schlecht und kann doch über eine mangelhafte Versorgung nicht klagen. Das alles wird notiert. Daneben treten akute Hinfälligkeiten, der Rücken, die Zähne, die Blase. Die Chronik der Leiden klingt nach Abschiednehmen von einer unansehnlich gewordenen Welt - wenn möglich, auf leichten Sohlen: "Ich hatte Schmerzen in der Brust und fühlte mich alt und verätzt", heißt es bereits am ersten Neujahrsmorgen. Lange halten die Gebrechen indessen selten vor, und bis zum Jammer artet es nicht aus. Denn die Leiden sind eine Folie, ein Spiel mit der Krankheit zum Tode, woraus der Enthusiasmus seine Kraft schöpft und mit Macht in höhere Regionen zieht. Rühmkorfs "Hanfseil" ist die durchaus passende Realmetapher für eine im Grunde genommen existentialistische Haltung.

Schnell ist Peter Rühmkorf, und sicher holt er die Pointe in ein paar Sätzen ein. Er tut es mit souveränem Rückblick auf die Ahnen, auf Vorbilder, Penaten, auf Friedrich Gottlieb Klopstock, auf Arno Schmidt und auf Johannes Kühn. Mehr als die anderen Schrifsteller seiner Generation hat Peter Rühmkorf stets das Bewußtsein der Form gepflegt, und wer könnte, außer ihm, so hinreißend vom Liebeskummer einer Freundin berichten, die beim Bier in einer Kneipe namens "Perle" sitzt: "Weinte sehr in der stillen Perle, viele glasmarmeldicke Tränen, die ich nicht löschen konnte, und wurde dabei von so mächtigen Böen geschüttelt, daß das zierliche Gartenstühlchen unter ihr erbebte und die Ketten an seinen Beinen mitleidsvoll mitklickerten. Bin leider schlechter Tröster und konnte es nur so neben mir weggluckern lassen." Zwischen jedem Komma ein Bild, das sitzt.

Peter Rühmkorf mag den literarischen Journalismus verachten, "selbstherrliche condottieri, die einem Zug zur Billigunterhaltung folgen". Bis zum letzten läßt er es auch damit nicht kommen, denn es ist ihm ja Ernst mit seinem Beruf: "Ich ausgetrockneter Schwamm, der jeden Lobestropfen aufsaugt." Und er berichtet seinem Tagebuch erfreut von Rezensenten, die ihn loben. Zwar kennt er das "Element, in dem wir uns bewegen, wie der Fisch im Wasser". Und auch wenn dieses Wasser "eine ziemlich trübe Brühe" sein mag, so ist doch an dieser Anfälligkeit für Zuspruch und Verächtelei nichts Unehrenwertes. Es zeigt, wie ernst er seine Sache nimmt, und darf beweisen, "daß nicht jeder Tag wie der vorige aussah". Ironisch sind die Kritiker, ja sie müssen es vielleicht sein, um den Schein der Überlegenheit zu wahren. Der Schriftsteller muß sich auch als Erdenball-Kommentator nicht von sich selbst distanzieren.

So gesehen, ist es dann doch beinahe ein Unglück, daß Peter Rühmkorf ein Autor ist, der durch die Art seiner Stücke eben doch in eine ironische Umgebung fällt. Die kleinen Stücke, das Spiel zwischen den Genres, die musikalische Haltung: Er muß mit seinen Aperçus in den Salon. Er hat vermutlich etwas anderes, Größeres im Sinn, und vielleicht fühlt er sich unwohl, wenn er sich auf einer Abendgesellschaft beim Rezensenten im Badezimmer versteckt und in sein Notizbuch kritzelt. Gleich mehrfach enthält dann das Tagebuch, damit man es merkt, einen Gedanken über die metaphysischen Höhen des flachen Genres: ein "künstlich tiefgezogener Bühnenboden zur Erreichung extravaganter Steigerungen". Schrullen entstehen so, sonderbar geknickte Scherze und ein paar Irrtümer aus falsch verstandener Nähe. Ein Ironiker als Eigenbrötler.

Vor sechs Jahren, zum sechzigsten Geburtstag, veröffentlichte Peter Rühmkorf die allmähliche Entstehung seines Gedichts "Selbst III/88" in all seinen Stationen. Ein Blick in die Werkstatt sollte dieses große Werk sein, "Gedankenarbeit am aufgeklappten Hirn", der sich indiskreten Blicken auf den Autor nicht verschloß. Mehr als hundert Seiten, Einfälle, Proben, Fragmente benötigt Peter Rühmkorf, bis ein Gedicht die "Idealfigur" erreicht hat, und das will nicht jeder bewundern. Im Tagebuch radikalisiert er diese Offenheit, als stehe er schon jenseits der Scham.

So möchte man sich gerne die Monumentalität dieses Unternehmens erklären: als wenn das Indiskrete, das vielleicht sogar Anzügliche, geringer würde, wenn es so eindrucksvoll und klotzig daherkommt. Als Anrufung des Lesers gewissermaßen: Du kannst Dich auf mich einlassen, aber es wird Dich etwas kosten, und wenn es Dich etwas kostet, bis Du schon mein Komplize. In diesem Anspruch muß keine Zumutung sein, denn siehe oben: der Ernst eines späten Existentialisten.

Die Aufgabe der Dichtkunst sei es, heißt es in einem der Aperçus, die Zufallsquanten der Beliebigkeit zu entreißen. Und dann steht da: "Dieses Buch verkörpert die abbildgetreue Entstehungsgeschichte seiner selbst: verkörpert, nicht bedeutet." Dabei ist diese Geschichte mehrfach verdreht, denn in das Tagebuch der Jahre zwischen 1989 und 1991 ist die Lektüre eines älteren verwoben, das Peter Rühmkorf sich aus Marbach zurückschicken ließ. "Das Gefühl, den Stoff meines Lebens - d. h. mein Leben selbst - als literarischen Vorwurf verschmissen zu haben. Verf. vertritt immer nur Meinungen." Und so zieht sich das Projekt, den großen "Zeitroman" zu schreiben, durch das gesamte Tagebuch: eine von vornherein zum Scheitern verurteilte, aber emphatisch immer mitgedachte Suche nach dem Erzählfaden. Natürlich fehlt zu diesem Buch die Zeit. Denn es wäre die Ausführung des "Levitationsprogramms", von dem Peter Rühmkorf gerne schwärmt, mehr als "ein Witz, ein Aperçu, ein Aufgesetzter, um den Triumph der Künste über die Umstände zu bezeugen". Eigentlich wäre es ums Ganze gegangen, und im Tagebuch ist in halbe Bescheidenheit zurückgenommen, was einst ein hoher Anspruch war.

"Was bleibt, sind ja letzten Endes gar nicht die pflastersteindicken Fakten, sondern die Anwendungen von Augenblicken: beatmete Momente." Manchmal aber vergißt der Schriftsteller die eigene Botschaft, will die Höhe des Küchentisches verlassen und sich hinaufschwingen auf die moralische Aussichtsplattform mit den einfachen Sätzen. Es sind nicht die eindrucksvollsten Passagen dieser Tagebücher, und dann erinnert er an den Mann, der er im Tagebuch von 1971 war und den er beim Wiederlesen auch nicht mochte.

Ein paar Bemerkungen über die Öffnung der Mauer gehören zu diesen minder geglückten Teilen, bei denen man gern glauben möchte, daß der weise Tor auch mit diesen Ereignissen spielt und gleichsam Haltungen ausprobiert. Die Irritationen kommen wieder, als es um die Einheit Deutschlands geht. Und, am Ende und etwas ausführlicher, um den Golfkrieg: "Von General Schwachkopf lernen heißt siegen lernen." Aus irgendwelchen Gruften scheint dann doch der Glaube der Jahre, die man kennt, wiederzukehren, die Republik müsse geistig und moralisch besser ausgestattet werden, und zu diesem Zweck müßten die "Seele des Poeten und die Seele des politischen Gemeinschaftswesens" unter einen Hut. In solchen Passagen verwandeln sich die Flügelschuhe des Dichters in Geländetreter für lange Märsche. "Wirklich praktisch gesehen, erkennt man auch überall Hoffnungsschimmer", heißt es in diesem Sinn bereits im Oktober 1989, "im Bundesland Schleswig-Holstein ist es etwa gelungen, die reaktionäre Barschel-Mafia abzulösen."

Und weil das Tagebuch am Ende zu viel von diesen Botschaften enthält, wird man ganz mißtrauisch: Wie, wenn das Mitschreiben nur als Ausdruck der Reflexion und - ja, so mag es sein - auch der Sentimentalität zu Glanz und Leichtigkeit sich aufschwingt. Und vielleicht hat sich dann das Aktuelle, als dessen Niederschrift sich das Tagebuch ja geriert, von der Tiefe des Bühnenbodens nicht erhoben. Dann bliebe ja doch nur Meinung zurück. Aber den Gedanken verbieten wir uns, und beim Wiederlesen überschlagen wir ein paar Seiten. Schwer im Alter, sich seine Lieben noch einmal zusammensuchen zu müssen.

Peter Rühmkorf: "Tabu I". Tagebücher 1989-1991. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1995. 624 S., geb., 48,- DM.

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Wie scharf er beobachten kann, an tausend Dinge hingegeben, und wie sicher und klug er denkt. FAZ.NET