Tabus sind allgegenwärtig
- Viele aktuelle Fallbeispiele aus Kultur, Politik und Gesellschaft
- Umfassende Beschreibung der Herkunft, Erscheinungsformen und Funktionen von Tabus
- Renommierter Psychoanalytiker und Kulturwissenschaftler
Warum sind "Negerküsse" und "Mohrenköpfe" weitgehend aus unseren Bäckereien verschwunden? Warum liefern Fragen wie "Political Correctness", Euthanasie oder Organtransplantation Zündstoff für heftige weltanschauliche Debatten? Tabus sind nach wie vor allgegenwärtig, auch wenn wir meinen, über alles reden zu können. Klar und verständlich zeigt der Psychoanalytiker anhand von vielen Beispielen aus Kultur, Anthropologie, Politik und Alltagsleben, auf welche Weise Tabus auf psychosozialer und tiefenpsychologischer Ebene wirksam sind und welche Funktion sie für das gesellschaftliche Zusammenleben erfüllen. Ein Buch, das die Macht von Tabus scharfsinnig analysiert und die "blinden Flecken" unserer Gesellschaft schonungslos offen legt.
Anhand von zahlreichen Beispielen aus Gegenwart und Geschichte untersucht der Psychoanalytiker Hartmut Kraft die Funktion und Bedeutung von Tabus in unserer vermeintlich so tabulosen Gesellschaft.
Hartmut Kraft, ist Facharzt für Nervenheilkunde, Psychoanalytiker und Lehranalytiker in freier Praxis in Köln. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu den Grenzberei-chen zwischen Medizin, Psychoanalyse, Kunst und Ethnologie, u. a. "Grenzgänger zwischen Kunst und Psychiatrie". Aufbau eigener wissenschaftlicher Sammlungen, die mehrfach in deutschen Museen gezeigt wurden.
Der Autor steht für Lesungen zur Verfügung.
- Viele aktuelle Fallbeispiele aus Kultur, Politik und Gesellschaft
- Umfassende Beschreibung der Herkunft, Erscheinungsformen und Funktionen von Tabus
- Renommierter Psychoanalytiker und Kulturwissenschaftler
Warum sind "Negerküsse" und "Mohrenköpfe" weitgehend aus unseren Bäckereien verschwunden? Warum liefern Fragen wie "Political Correctness", Euthanasie oder Organtransplantation Zündstoff für heftige weltanschauliche Debatten? Tabus sind nach wie vor allgegenwärtig, auch wenn wir meinen, über alles reden zu können. Klar und verständlich zeigt der Psychoanalytiker anhand von vielen Beispielen aus Kultur, Anthropologie, Politik und Alltagsleben, auf welche Weise Tabus auf psychosozialer und tiefenpsychologischer Ebene wirksam sind und welche Funktion sie für das gesellschaftliche Zusammenleben erfüllen. Ein Buch, das die Macht von Tabus scharfsinnig analysiert und die "blinden Flecken" unserer Gesellschaft schonungslos offen legt.
Anhand von zahlreichen Beispielen aus Gegenwart und Geschichte untersucht der Psychoanalytiker Hartmut Kraft die Funktion und Bedeutung von Tabus in unserer vermeintlich so tabulosen Gesellschaft.
Hartmut Kraft, ist Facharzt für Nervenheilkunde, Psychoanalytiker und Lehranalytiker in freier Praxis in Köln. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu den Grenzberei-chen zwischen Medizin, Psychoanalyse, Kunst und Ethnologie, u. a. "Grenzgänger zwischen Kunst und Psychiatrie". Aufbau eigener wissenschaftlicher Sammlungen, die mehrfach in deutschen Museen gezeigt wurden.
Der Autor steht für Lesungen zur Verfügung.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.05.2004Das Unaussprechliche
Helmut Kraft erforscht die Tabus
„Spook” ist das „kleine Wort”, das Coleman Silk Professur und Ansehen kostet, in dem wahnwitzigen Roman „Der menschliche Makel” von Philip Roth. Es bedeutet einerseits Gespenst, andererseits Spion. Darüber hinaus war es bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts eine abfällige Bezeichnung für einen Schwarzen. Der hellhäutig pigmentierte Schwarze Silk, der ein Leben als Weißer führt, verletzt ein Sprachtabu, als er zwei schwarze Studentinnen in ihrer Abwesenheit unbedacht als „spooks” bezeichnet. Mit weit reichenden Folgen: Rassismus lautet der Vorwurf der Language Police.
„Tabus haben Konjunktur” schreibt Hartmut Kraft in seinem Buch, das den Begriff, den James Cook 1777 auf den Tonga-Inseln aufschnappte, zum Titel hat. Der Satz wird all diejenigen erstaunen, die glauben, wir würden in einer enttabuisierten Gesellschaft leben. Anhand der Themenkomplexe „Vergütung bei Organtransplantationen”, „Verabschiedung der Euthanasiegesetze in den Niederlanden und Belgien” und „Inzest als gut gehütetes Familiengeheimnis” befragt der Psychoanalytiker das facettenreiche Phänomen, für das Freud in „Totem und Tabu” die Zusammensetzung „heilige Scheu” gebrauchte, nach seinen Funktionen, Wandlungen, Erscheinungsformen. Neben der Tabuisierung der Sprache existieren Nahrungs- und Geruchstabus: Wir essen keine Froschschenkel und körperliche Ausdünstung ist nur bei sportlicher Betätigung erlaubt. Ebenso Berührungs- und Handlungstabus: Was einem Arzt an Körperkontakt in der Praxis erlaubt ist, ist ihm in der Öffentlichkeit untersagt.
Kraft gelingt es anschaulich und überzeugend, sowohl die Vielschichtigkeit als auch den Kern von Tabus herauszupräparieren. Während er jeweils ihre Rahmenbedingungen – Gruppe, Zeit, Ort – unterscheidet und zwischen öffentlichen und individuellen, bewussten und unbewussten Tabus trennt, kristallisiert sich eine zweigliedrige Struktur heraus, die für alle Tabus Gültigkeit beansprucht: „Tabus sind Meidungsgebote zwecks Regelung des sozialen Zusammenlebens, deren Übertretung in letzter Konsequenz mit dem Ausschluss aus der Gemeinschaft bedroht ist.”
Jede Familie, jede Berufssparte, jede Gesellschaft besitzt ihre Tabus, sie stiften und sichern Identität, indem sie festlegen, was zu einer Gruppe gehört und was nicht. Die Personen unterwerfen sich ihnen, doch erst ihr Bruch ermöglicht Entwicklung – „Tabus markieren eine stets umkämpfte Grenze.” Sie besitzen somit eine einengende, reglementierende Funktion ebenso wie eine schützende, regelnde. Und: Wo ein Tabu ist, da ist auch ein Witz. „Sag mal, Rabbi, wann eigentlich beginnt das Leben?” Der Rabbi überlegt eine Weile: „Ja”, sagt er, „das Leben beginnt, wenn der Hund tot ist und die Kinder aus dem Haus sind.”
FLORIAN WELLE
HARTMUT KRAFT: Tabu. Magie und soziale Wirklichkeit. Walter Verlag, Düsseldorf 2004. 240 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Helmut Kraft erforscht die Tabus
„Spook” ist das „kleine Wort”, das Coleman Silk Professur und Ansehen kostet, in dem wahnwitzigen Roman „Der menschliche Makel” von Philip Roth. Es bedeutet einerseits Gespenst, andererseits Spion. Darüber hinaus war es bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts eine abfällige Bezeichnung für einen Schwarzen. Der hellhäutig pigmentierte Schwarze Silk, der ein Leben als Weißer führt, verletzt ein Sprachtabu, als er zwei schwarze Studentinnen in ihrer Abwesenheit unbedacht als „spooks” bezeichnet. Mit weit reichenden Folgen: Rassismus lautet der Vorwurf der Language Police.
„Tabus haben Konjunktur” schreibt Hartmut Kraft in seinem Buch, das den Begriff, den James Cook 1777 auf den Tonga-Inseln aufschnappte, zum Titel hat. Der Satz wird all diejenigen erstaunen, die glauben, wir würden in einer enttabuisierten Gesellschaft leben. Anhand der Themenkomplexe „Vergütung bei Organtransplantationen”, „Verabschiedung der Euthanasiegesetze in den Niederlanden und Belgien” und „Inzest als gut gehütetes Familiengeheimnis” befragt der Psychoanalytiker das facettenreiche Phänomen, für das Freud in „Totem und Tabu” die Zusammensetzung „heilige Scheu” gebrauchte, nach seinen Funktionen, Wandlungen, Erscheinungsformen. Neben der Tabuisierung der Sprache existieren Nahrungs- und Geruchstabus: Wir essen keine Froschschenkel und körperliche Ausdünstung ist nur bei sportlicher Betätigung erlaubt. Ebenso Berührungs- und Handlungstabus: Was einem Arzt an Körperkontakt in der Praxis erlaubt ist, ist ihm in der Öffentlichkeit untersagt.
Kraft gelingt es anschaulich und überzeugend, sowohl die Vielschichtigkeit als auch den Kern von Tabus herauszupräparieren. Während er jeweils ihre Rahmenbedingungen – Gruppe, Zeit, Ort – unterscheidet und zwischen öffentlichen und individuellen, bewussten und unbewussten Tabus trennt, kristallisiert sich eine zweigliedrige Struktur heraus, die für alle Tabus Gültigkeit beansprucht: „Tabus sind Meidungsgebote zwecks Regelung des sozialen Zusammenlebens, deren Übertretung in letzter Konsequenz mit dem Ausschluss aus der Gemeinschaft bedroht ist.”
Jede Familie, jede Berufssparte, jede Gesellschaft besitzt ihre Tabus, sie stiften und sichern Identität, indem sie festlegen, was zu einer Gruppe gehört und was nicht. Die Personen unterwerfen sich ihnen, doch erst ihr Bruch ermöglicht Entwicklung – „Tabus markieren eine stets umkämpfte Grenze.” Sie besitzen somit eine einengende, reglementierende Funktion ebenso wie eine schützende, regelnde. Und: Wo ein Tabu ist, da ist auch ein Witz. „Sag mal, Rabbi, wann eigentlich beginnt das Leben?” Der Rabbi überlegt eine Weile: „Ja”, sagt er, „das Leben beginnt, wenn der Hund tot ist und die Kinder aus dem Haus sind.”
FLORIAN WELLE
HARTMUT KRAFT: Tabu. Magie und soziale Wirklichkeit. Walter Verlag, Düsseldorf 2004. 240 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Recht angetan zeigt sich Rezensent Florian Welle von Helmut Krafts Arbeit "Tabu. Magie und soziale Wirklichkeit", in dem der Psychoanalytiker Funktionen, Wandlungen und Erscheinungsformen von Tabus unter die Lupe nimmt. Neben Themen wie "Vergütung bei Organtransplantationen", "Verabschiedung der Euthanasiegesetze in den Niederlanden und Belgien", "Inzest als gut gehütetes Familiengeheimnis" befasse sich der Autor auch mit Nahrungs- und Geruchstabus, berichtet Welle. Welle hebt hervor, dass Kraft jeweils zwischen Rahmenbedingungen von Tabus - Gruppe, Zeit, Ort - und öffentlichen und individuellen, bewussten und unbewussten Tabus unterscheidet. Ihm gelinge es, so der Rezensent lobend, sowohl die Vielschichtigkeit als auch den Kern von Tabus "anschaulich und überzeugend" herauszupräparieren.
© Perlentaucher Medien GmbH
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