Es ist bemerkenswert, dass Tabus und Grenzfragen der Ethik, die ja in Medizin- und Bioethik, Wirtschafts-, Rechts- und Sozialethik so häufig verdrängt werden, vorwiegend im Bereich der Künste und der Religionen thematisiert, verbildlicht, inszeniert und analysiert werden. Beiden Bereichen gelingt es, die existentielle Betroffenheit des Menschen bloßzulegen, die Fragen zu radikalisieren und das Paradoxe als Ort der Kreativität und des Sinns zu entdecken. Die fundamentalistischen Religionen hingegen missbrauchen ihre alten Mythen und Erzählungen, um ein Sklavenreich der Heiligen und Guten um sich zu scharen. Das Glück des Jenseits und der Horror des Diesseits ereignen sich auf derselben Bühne - ein Gedanke, der der Kunst nicht so fern ist. Denn, so Peter Ruzicka, die Kunst und das Kunstschaffen müssen im Gegensatz zu den Religionen stets ihr Widerstandspotential aktualisieren, um die Antizipationen einer besseren Welt vor Augen zu führen. Dies setzt auch einen offenen Umgang mit den Tabus und Grenzen des Menschen als ethische Verpflichtung voraus.
«Aus den vorliegenden Bänden erhält der Leser einen ausgezeichneten Einblick in den Stand der Ethik-Forschungen in Österreich (Erreichtes wie Defizite betreffend) sowie zahlreiche Vorschläge für Zukünftiges. Den publizierten Ergebnissen bzw. dem ihnen zugrunde liegenden Projekt kommt auch insofern eine 'Vorreiter-Rolle' zu, da es im europäischen Forschungsraum keine anderen derartig angelegten Studien gibt. Auch deshalb sind die sieben Bände jedem an (Wissenschafts-)Ethik Interessierten zu empfehlen. (Gerhard Banse, Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin)