Während der Zeit der deutschen Besatzung wurden 76.000 Juden aus Frankreich nach Auschwitz deportiert. In der kollektiven deutschen Erinnerung an den Holocaust haben diese Ereignisse jedoch bis heute keinen Platz. Ahlrich Meyer untersucht das Zusammenwirken von Militärverwaltung und SS bei der "Endlösung der Judenfrage" in Frankreich und schließt eine Lücke in der bisherigen Forschung. Dazu wertet er erstmals auch die Verhöre von Tätern und Helfern aus der Nachkriegszeit aus. So werden das historische Geschehen und die Selbstrechtfertigungen der Täter einander gegenübergestellt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ahlrich Meyer bringe neue Dokumente in die Diskussion um den Holocaust in Frankreich ein, lobt Rezensent Jürg Altwegg, aber vor allem biete er eine aktuelle Lesart auch der bekannten Quellen. Der Autor betrachte sein umfangreiches Material immer schon unter dem Blickwinkel der "Verteidigungsstrategie", die allen Selbstaussagen von Beginn an inhärent seien. Darüber hinaus beleuchte die Studie viele Leerstellen der bisherigen Forschung wie zum Beispiel die immer gnadenlosere Verfolgungen selbst von Kranken gegen Ende des Krieges. Wer hat wann was über Auschwitz gewusst, dieser zentralen Frage gehe der Autor sehr ausführlich nach. Bei der Einschätzung der "Vergangenheitsbewältigung" auf beiden Seiten nach dem Krieg allerdings, so der Rezensent, sehe der Autor die deutsche Seite kritischer als seine französischen Kollegen und "überschätze" demgegenüber die französische Aufarbeitung von Vichy.
© Perlentaucher Medien GmbH
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