Seit dem Kinoerfolg "Das Schweigen der Lämmer" ist in der Populärkultur ein Mythos des Profilers entstanden, der einen allwissenden Schamanen zeichnet. Am Fundort der Leiche entwirft er in nur wenigen Momenten ein detailliertes Charakterbild des unbekannten Mörders. Diese Vorstellung entspricht so gar nicht der Arbeitsrealität der psychologischen Ermittler.Angefangen bei den Spezialagenten und Verhaltensforschern des FBI in den späten 70ern bis hin zur aktuellen Projektgruppe des BKA entstand ein wissenschaftlicher Fundus an speziellen Theorien und Methoden, derer sich die internationale Gemeinschaft der Profiler heute bedient.In diesem Buch vermitteln die relevanten Forscher und Kriminalisten des Profilings aus unterschiedlichen Perspektiven das aktuelle Wissen zum Thema.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.01.2002Wer abrutscht, sollte rasch eine Familie gründen
Täter zeigen Profil: Zwei Studien gehen mit neuen Einsichten der Kriminologie auf Verbrecherfang
Die Lektüre schockiert. Weniger wegen der massenhaften Unappetitlichkeiten und Grausamkeiten, die beide Bücher benennen, mehr, weil sie den Blick in eine Welt eröffnen, die uns fremd ist, obwohl wir mit ihr leben, in die Welt der Verbrechensbekämpfung. Wenn Menschenwürde und Eigentum vernünftig sind, ist ihre Verletzung unvernünftig und schwer verständlich. Auf diese Unvernunft muß sich der staatliche Strafapparat vernünftig einlassen. Schwer verständlich deshalb auch er. Wahrscheinlich können Verbrechensbekämpfer nur normal bleiben, wenn und soweit sie sich zu einem Verbrechen verhalten wie ein Arzt zu einem Geschwür. Krimis vermitteln diese Einstellung nicht. Sie sind zu sehr auf die Kommunikation zwischen Jäger und Gejagtem angelegt. Ihnen geht es um das spannende Spiel. Die Wirklichkeit ähnelt mehr einem Labor. Ziel ist die Entwicklung von Methoden und Kriterien, mit denen man Täter feststellen (Kriminalistik) oder die Begehung von Straftaten verhindern kann (Kriminologie).
Der Band von Cornelia Musolff und Jens Hoffmann "Täterprofile" behandelt in vierzehn Beiträgen eine neue Ermittlungsmethode bei schweren Gewaltverbrechen: die objektive Fallanalyse. Jeder Polizist weiß, daß man den Tathergang rekonstruieren muß, wenn man in die richtige Richtung ermitteln will. Die Rekonstruktionstechnik kann man zum Beispiel mit Fragebögen verfeinern, standardisieren und akzentuieren. Eine hilfreiche Fragentabelle findet sich schon bei Quintilian (35 bis 100 nach Christus): Wer?, was?, wo?, mit wessen Hilfe?, warum?, wie?. Die objektive Fallanalyse versucht nun, "die hervorstechenden Persönlichkeits- und Verhaltensmerkmale eines Individuums anhand der Analyse der Verbrechen, die er oder sie begangen hat, zu identifizieren". Das Ergebnis wird "Täterprofil" genannt.
Die Methode ist leicht zu verstehen. Eine kräftige, dreißigjährige Frau kann in der Regel nur von einem kräftigen erwachsenen Mann vergewaltigt werden, der das Greisenalter noch nicht erreicht hat. Das ist ein Ansatz für ein Täterprofil, den man beliebig ausbauen kann. Man kann etwa fragen: Wurde die Tat spontan oder geplant begangen? Wie man das im einzelnen macht, wird in diesem Buch ausführlich und durchweg plausibel dargestellt. Inzwischen liegen verblüffende Ergebnisse vor. Jens Hoffmann berichtet von einem amerikanischen "Profilersteller", der in Deutschland in den achtziger Jahren allein aus den Umständen eines Mordfalles eine genaue Beschreibung des Täters abgeleitet hat, bis zur Angabe des Alters. Der Täter wurde zwar unabhängig von dieser Beschreibung gefaßt. Das schmälert die Leistung aber nicht, sondern macht sie kontrollierbar. Natürlich können Täterprofile nie ganz genau und zuverlässig sein. Deshalb ist es nicht einfach, sie als Beweismittel in den Strafprozeß einzuführen. Der Oberstaatsanwalt am Bundesgerichtshof Michael Bruns hat dieses rechtsdogmatische Problem elegant gelöst: Täterprofile sind Sachverständigengutachten und können nach den einschlägigen Regeln der Strafprozeßordnung gewürdigt werden. Die Frage ist nur: Wer ist Sachverständiger, und wer entscheidet das?
Die "Profilersteller" fordern, ihre Methode müsse als Wissenschaft anerkannt werden. Denn dann entscheiden letztlich Universitäten und akademische Prüfungsstellen über die Qualifikation als Sachverständiger. Das Berufsrisiko wird gemindert. Nach Einschätzung des Rezensenten dürfte daraus allerdings nichts werden. Zwar ist der Gegenstand komplex und seine Bearbeitung anspruchsvoll genug, aber die Technik liegt zu dicht an den praktischen Notwendigkeiten der Tataufklärung, sie muß zu viele normative und soziale Bindungen voraussetzen und erlaubt deshalb nicht genug Variationen und Perspektiven. Das zeigt sich auch an den Beiträgen dieses Bandes. Die auffällig vielen Wiederholungen sind nicht Zufall, sondern zeugen davon, daß das abstrakte Problem zu schmal ist.
Die Kriminologie bearbeitet ein breiteres Feld, wie das Buch von Wolfgang Stelly und Jürgen Thomas "Einmal Verbrecher - immer Verbrecher?" bestätigt. Der Titel ist zwar zu reißerisch und seine Frage natürlich zu verneinen. Aber der Inhalt ist ein Vorbild an Wissenschaft. Den Verfassern geht es darum, ob die Straffälligkeit von Individuen eher persönlichkeitsbedingt chronisch oder eher sozialbedingt sporadisch ist, die neue abstrakte Fassung eines alten Problems. Je nachdem, wie man die Frage beantwortet, orientieren sich die strafrechtlichen Sanktionen eher am Täter oder eher an der Tat. Die Unterscheidung entspricht der herrschenden Ansicht unter den Kriminologen. Aber die Verfasser unterlaufen sie, indem sie die Straffälligkeit an vielen Faktoren festmachen und Persönlichkeitsmerkmalen wie der Sozialisation in der Familie großes Gewicht einräumen. Die besondere Berücksichtigung von Persönlichkeitsmerkmalen ist zwar keine "objektive Fallanalyse", sie läuft aber auf eine Art Generalisierung von Täterprofilen hinaus, betrifft also eine ähnliche Thematik wie der Sammelband von Musolff und Hoffmann. Tatsächlich findet man in beiden Bänden ähnliche Fallbeispiele und einige identische Literatur. Inhaltlich unterscheiden sich die beiden Werke vornehmlich in der Perspektive. Die kriminalistischen Fallanalytiker haben die Aufklärung konkreter Straftaten im Blick, müssen sich deshalb auf den Täter konzentrieren und wenden sich an die Polizei. Die Kriminologen wollen die Straftaten insgesamt vermindern, können daher auch die gesellschaftlichen Verhältnisse in die Gründe für die Begehung von Straftaten einbeziehen und wenden sich an die Politik. Die Kriminalisten rekonstruieren die Vergangenheit, die Kriminologen hoffen auf die Zukunft.
Stelly und Thomas sind Mitarbeiter einer Tübinger Jungtäter-Vergleichsuntersuchung, die seit mehr als fünfunddreißig Jahren läuft. In den Vereinigten Staaten gibt es eine ähnliche Langzeitstudie. Die Grundidee dieser Schrift ist, beide Studien auf der Basis einer zuverlässigen kriminologischen Theorie zu vergleichen. Die Verfasser erfinden ihre Theorie aber nicht einfach, sondern destillieren sie aus allen weltweit bekannten Theorien. Man lernt also alle wichtigen Theorien zur Kontinuität oder Diskontinuität von Kriminalität kennen. Bemerkenswert: Die früher heißumkämpfte Theorie der Klassenjustiz, also der schichtspezifischen Behandlung von Straftätern, rangiert nur noch unter "ferner liefen".
Die Ergebnisse können hier nicht im einzelnen referiert werden, zumal schwierige Methodenfragen zu erörtern wären. In der Kriminologie zählt Statistik viel, einfache Kausalität wenig. Theoretisch hat sie außerdem mit der Orientierung des materiellen Strafrechts an der Schuld des Täters zu kämpfen. Die Verfasser haben ihre Argumentation auch mustergültig zusammengefaßt. Zwei Ergebnisse seien aber doch hervorgehoben. Rein statistisch gesehen ist Kriminalität unter Jugendlichen eine Massenerscheinung. Die weitaus meisten Jugendlichen lassen aber wieder davon ab, wenn sie soziale Verantwortung übernehmen, zum Beispiel eine Familie gründen. Und: "Je schwächer die Bindung eines Individuums an Familie und Schule, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß das Individuum schwere oder wiederholte strafrechtlich relevante Auffälligkeiten in der Kindheit und Jugend zeigt." Großmutter wußte das noch.
GERD ROELLECKE.
Cornelia Musolff, Jens Hoffmann (Hrsg.): "Täterprofile bei Gewaltverbrechen". Mythos, Theorie und Praxis des Profilings. Springer Verlag, Berlin 2001. XV, 391 S., 45 Abb., 7 Tab., geb. 40,85 [Euro].
Wolfgang Stelly, Jürgen Thomas: "Einmal Verbrecher - immer Verbrecher?" Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001. 337 S., br., 31,70 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Täter zeigen Profil: Zwei Studien gehen mit neuen Einsichten der Kriminologie auf Verbrecherfang
Die Lektüre schockiert. Weniger wegen der massenhaften Unappetitlichkeiten und Grausamkeiten, die beide Bücher benennen, mehr, weil sie den Blick in eine Welt eröffnen, die uns fremd ist, obwohl wir mit ihr leben, in die Welt der Verbrechensbekämpfung. Wenn Menschenwürde und Eigentum vernünftig sind, ist ihre Verletzung unvernünftig und schwer verständlich. Auf diese Unvernunft muß sich der staatliche Strafapparat vernünftig einlassen. Schwer verständlich deshalb auch er. Wahrscheinlich können Verbrechensbekämpfer nur normal bleiben, wenn und soweit sie sich zu einem Verbrechen verhalten wie ein Arzt zu einem Geschwür. Krimis vermitteln diese Einstellung nicht. Sie sind zu sehr auf die Kommunikation zwischen Jäger und Gejagtem angelegt. Ihnen geht es um das spannende Spiel. Die Wirklichkeit ähnelt mehr einem Labor. Ziel ist die Entwicklung von Methoden und Kriterien, mit denen man Täter feststellen (Kriminalistik) oder die Begehung von Straftaten verhindern kann (Kriminologie).
Der Band von Cornelia Musolff und Jens Hoffmann "Täterprofile" behandelt in vierzehn Beiträgen eine neue Ermittlungsmethode bei schweren Gewaltverbrechen: die objektive Fallanalyse. Jeder Polizist weiß, daß man den Tathergang rekonstruieren muß, wenn man in die richtige Richtung ermitteln will. Die Rekonstruktionstechnik kann man zum Beispiel mit Fragebögen verfeinern, standardisieren und akzentuieren. Eine hilfreiche Fragentabelle findet sich schon bei Quintilian (35 bis 100 nach Christus): Wer?, was?, wo?, mit wessen Hilfe?, warum?, wie?. Die objektive Fallanalyse versucht nun, "die hervorstechenden Persönlichkeits- und Verhaltensmerkmale eines Individuums anhand der Analyse der Verbrechen, die er oder sie begangen hat, zu identifizieren". Das Ergebnis wird "Täterprofil" genannt.
Die Methode ist leicht zu verstehen. Eine kräftige, dreißigjährige Frau kann in der Regel nur von einem kräftigen erwachsenen Mann vergewaltigt werden, der das Greisenalter noch nicht erreicht hat. Das ist ein Ansatz für ein Täterprofil, den man beliebig ausbauen kann. Man kann etwa fragen: Wurde die Tat spontan oder geplant begangen? Wie man das im einzelnen macht, wird in diesem Buch ausführlich und durchweg plausibel dargestellt. Inzwischen liegen verblüffende Ergebnisse vor. Jens Hoffmann berichtet von einem amerikanischen "Profilersteller", der in Deutschland in den achtziger Jahren allein aus den Umständen eines Mordfalles eine genaue Beschreibung des Täters abgeleitet hat, bis zur Angabe des Alters. Der Täter wurde zwar unabhängig von dieser Beschreibung gefaßt. Das schmälert die Leistung aber nicht, sondern macht sie kontrollierbar. Natürlich können Täterprofile nie ganz genau und zuverlässig sein. Deshalb ist es nicht einfach, sie als Beweismittel in den Strafprozeß einzuführen. Der Oberstaatsanwalt am Bundesgerichtshof Michael Bruns hat dieses rechtsdogmatische Problem elegant gelöst: Täterprofile sind Sachverständigengutachten und können nach den einschlägigen Regeln der Strafprozeßordnung gewürdigt werden. Die Frage ist nur: Wer ist Sachverständiger, und wer entscheidet das?
Die "Profilersteller" fordern, ihre Methode müsse als Wissenschaft anerkannt werden. Denn dann entscheiden letztlich Universitäten und akademische Prüfungsstellen über die Qualifikation als Sachverständiger. Das Berufsrisiko wird gemindert. Nach Einschätzung des Rezensenten dürfte daraus allerdings nichts werden. Zwar ist der Gegenstand komplex und seine Bearbeitung anspruchsvoll genug, aber die Technik liegt zu dicht an den praktischen Notwendigkeiten der Tataufklärung, sie muß zu viele normative und soziale Bindungen voraussetzen und erlaubt deshalb nicht genug Variationen und Perspektiven. Das zeigt sich auch an den Beiträgen dieses Bandes. Die auffällig vielen Wiederholungen sind nicht Zufall, sondern zeugen davon, daß das abstrakte Problem zu schmal ist.
Die Kriminologie bearbeitet ein breiteres Feld, wie das Buch von Wolfgang Stelly und Jürgen Thomas "Einmal Verbrecher - immer Verbrecher?" bestätigt. Der Titel ist zwar zu reißerisch und seine Frage natürlich zu verneinen. Aber der Inhalt ist ein Vorbild an Wissenschaft. Den Verfassern geht es darum, ob die Straffälligkeit von Individuen eher persönlichkeitsbedingt chronisch oder eher sozialbedingt sporadisch ist, die neue abstrakte Fassung eines alten Problems. Je nachdem, wie man die Frage beantwortet, orientieren sich die strafrechtlichen Sanktionen eher am Täter oder eher an der Tat. Die Unterscheidung entspricht der herrschenden Ansicht unter den Kriminologen. Aber die Verfasser unterlaufen sie, indem sie die Straffälligkeit an vielen Faktoren festmachen und Persönlichkeitsmerkmalen wie der Sozialisation in der Familie großes Gewicht einräumen. Die besondere Berücksichtigung von Persönlichkeitsmerkmalen ist zwar keine "objektive Fallanalyse", sie läuft aber auf eine Art Generalisierung von Täterprofilen hinaus, betrifft also eine ähnliche Thematik wie der Sammelband von Musolff und Hoffmann. Tatsächlich findet man in beiden Bänden ähnliche Fallbeispiele und einige identische Literatur. Inhaltlich unterscheiden sich die beiden Werke vornehmlich in der Perspektive. Die kriminalistischen Fallanalytiker haben die Aufklärung konkreter Straftaten im Blick, müssen sich deshalb auf den Täter konzentrieren und wenden sich an die Polizei. Die Kriminologen wollen die Straftaten insgesamt vermindern, können daher auch die gesellschaftlichen Verhältnisse in die Gründe für die Begehung von Straftaten einbeziehen und wenden sich an die Politik. Die Kriminalisten rekonstruieren die Vergangenheit, die Kriminologen hoffen auf die Zukunft.
Stelly und Thomas sind Mitarbeiter einer Tübinger Jungtäter-Vergleichsuntersuchung, die seit mehr als fünfunddreißig Jahren läuft. In den Vereinigten Staaten gibt es eine ähnliche Langzeitstudie. Die Grundidee dieser Schrift ist, beide Studien auf der Basis einer zuverlässigen kriminologischen Theorie zu vergleichen. Die Verfasser erfinden ihre Theorie aber nicht einfach, sondern destillieren sie aus allen weltweit bekannten Theorien. Man lernt also alle wichtigen Theorien zur Kontinuität oder Diskontinuität von Kriminalität kennen. Bemerkenswert: Die früher heißumkämpfte Theorie der Klassenjustiz, also der schichtspezifischen Behandlung von Straftätern, rangiert nur noch unter "ferner liefen".
Die Ergebnisse können hier nicht im einzelnen referiert werden, zumal schwierige Methodenfragen zu erörtern wären. In der Kriminologie zählt Statistik viel, einfache Kausalität wenig. Theoretisch hat sie außerdem mit der Orientierung des materiellen Strafrechts an der Schuld des Täters zu kämpfen. Die Verfasser haben ihre Argumentation auch mustergültig zusammengefaßt. Zwei Ergebnisse seien aber doch hervorgehoben. Rein statistisch gesehen ist Kriminalität unter Jugendlichen eine Massenerscheinung. Die weitaus meisten Jugendlichen lassen aber wieder davon ab, wenn sie soziale Verantwortung übernehmen, zum Beispiel eine Familie gründen. Und: "Je schwächer die Bindung eines Individuums an Familie und Schule, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß das Individuum schwere oder wiederholte strafrechtlich relevante Auffälligkeiten in der Kindheit und Jugend zeigt." Großmutter wußte das noch.
GERD ROELLECKE.
Cornelia Musolff, Jens Hoffmann (Hrsg.): "Täterprofile bei Gewaltverbrechen". Mythos, Theorie und Praxis des Profilings. Springer Verlag, Berlin 2001. XV, 391 S., 45 Abb., 7 Tab., geb. 40,85 [Euro].
Wolfgang Stelly, Jürgen Thomas: "Einmal Verbrecher - immer Verbrecher?" Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001. 337 S., br., 31,70 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Die Lektüre von zwei Büchern über neue Einsichten der Kriminologie hat Rezensent Gerd Roellecke ebenso schockiert wie eingeleuchtet. Schockiert, wegen der "massenhaften Unappetitlichkeiten und Grausamkeiten", die beide Bücher benennen würden. Eingeleuchtet, weil beide Publikationen ihn methodisch ausgesprochen überzeugt haben. In "Täterprofile bei Gewaltverbrechen" (neben dem Roellecke auch "Einmal Verbrecher - immer Verbrecher?" von Jürgen Thomas Wolfgang Stelly bespricht) werde in vierzehn Beiträgen die "objektive Fallanalyse" behandelt. Damit ist eine neue Ermittlungsmethode bei Kapitalverbrechen gemeint, die aus der Beschreibung der Tatumstände eine genaue Beschreibung des Täters abzuleiten in der Lage ist. Die "Profilersteller", wie sich diese Ermittler nennen, fordern, wie der Rezensent darstellt, die Anerkennung ihrer Methode als Wissenschaft, damit sie von Universitäten evaluiert werden können. Bisher sei es nicht einfach, die Täterprofile von Profilerstellern als Beweismittel in Strafprozessen einzuführen. Nach Ansicht des Rezensenten dürfte daraus allerdings bei allem Respekt für Buch und Methode nichts werden.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH