Nachdem ich den Klappentext überflogen hatte, nahm ich an, das Buch würde sich auf die 40 Jahre währende Ehe überschattet von den Folgen eines Geschehnisses während der Flitterwochen fokussieren.
Doch dem ist nicht so. Ein Großteil des Buches beschäftigt sich ausführlich mit den Geschehnissen
während der Flitterwochen, Erotik steht im Vordergrund, die 40 Jahre Ehe werden nur zum Schluss gerafft…mehrNachdem ich den Klappentext überflogen hatte, nahm ich an, das Buch würde sich auf die 40 Jahre währende Ehe überschattet von den Folgen eines Geschehnisses während der Flitterwochen fokussieren.
Doch dem ist nicht so. Ein Großteil des Buches beschäftigt sich ausführlich mit den Geschehnissen während der Flitterwochen, Erotik steht im Vordergrund, die 40 Jahre Ehe werden nur zum Schluss gerafft dargestellt, natürlich mit der ein oder anderen flüchtigen Anspielung von Effie auf Vergangenes.
Ich hatte unlängst erst "Lady Chatterley" gelesen. So dachte ich auch während ich "Tage auf Cape May" las zunächst, Lady Chatterley lässt grüßen und sie hätte ihre Freude.
Wäre das vorliegende Buch in den 50er Jahren, zu der Zeit veröffentlicht worden, zu der es handelt, vermutlich wäre es verrissen worden, als skandalös und unmoralisch angeprangert, so, wie es dem Buch um Lady Chatterley- veröffentlicht zur Handlungszeit- erging.
Nachdem Henry und Effie unberührt in die Ehe gegangen sind, beschreibt das Buch die Gier nach freier Liebe, sexueller Befriedigung und knisternder Erotik in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Treue und Moral werden zu beiläufigen Randerscheinungen, nachdem einmal Tür und Tor geöffnet sind, diese flattern zu lassen und körperlichen Begierden Vorrang zu gewähren.
Der Autor vermag es, sexuelle Szenen in Worten bildlich darzustellen ohne dass diese plump, vulgär, anrüchig oder sonst wie negativ zu bewertend wirkt. Ganz im Gegenteil, er kann es prickelnd, betörend, sinnlich und intensiv genüsslich wirken lassen. Ein erotischer Roman.
Wiederum aber auch vermag der Autor Gefühle einzufangen und in Worte gekleidet darzustellen ohne ein bestimmtes Gefühl beim Namen zu nennen, was mir gerade in den letzten Kapiteln aufgefallen ist, speziell im 15. und was ich dann auch als berührend und nahegehend empfand. Wenn Situationen etwas darstellen, was in Worte gekleidet nicht diese Intensität hätte.
Die Personen sind allesamt sehr plastisch und profiliert und agil gezeichnet, das Buch durchgehend lebhaft und ebenso jeder Moment lebendig und bewegt, sodass sich beim Lesen mitunter der Eindruck auftut, einen Film zu sehen.
Ein Buch, das zu lesen Vergnügen bereitet, es lässt sich leicht lesen, lebt von seiner Leichtlebigkeit und bringt dies auch an den Leser. Wortwahl und Sprachstil sind stimmig mit dem gesamten Inhalt des Buches.
Chip Cheek verzichtet auf die Darstellung des Konfliktes mit der Moral, sondern stellt von Anfang an das dargestellt Gelebte in den Vordergrund, was dem Buch trotz allem Lebendigkeit und Leichtigkeit mitgibt und ohne hysterische Dramatik auskommt.
Inwieweit die Verführung den Verlauf des Lebens von Henry und Effie verändert hat, lässt sich freilich letztlich nicht sagen, da ungewiss ist, wie das Leben ohne ebendie Verführung verlaufen wäre- wenn die Wege der vermeintlich unbedarften Südstaatler nicht die der erfahrenen offenen New Yorker gekreuzt hätten.
„Chances Are“— die Entscheidung, wann wer wo und wie was als eine Chance versteht- wird in Form der Verführung versinnbildlicht. In jedem Falle, kann in jeder Verführung Freud und Leid innewohnen; jede Verführung stellt eine Chance dar, und ebenso offeriert jede Chance eine Verführung.
Wer besonders erotische Literatur mag, dem ist dieses Buch sehr zu empfehlen.