In diesem Band findet sich eine kommentierte Transkription des Tagebuchs, das Alice Schmidt, geborene Murawski, im Jahre 1954 geführt hat. Es ist nicht selbstverständlich, es zu veröffentlichen. Der bloße Umstand, daß es sich um das Tagebuch der Ehefrau eines der großen deutschsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts handelt, könnte als Begründung ausreichen, aber eine solche Begründung, die der Literaturgeschichte gibt, was nach Meinung vieler der Literaturgeschichte zusteht, und alle auch noch möglichen Fragen und Rücksichten ignoriert, reicht vielleicht doch nicht aus.
In einem Cartoon der Peanuts-Serie kommt eine der Hauptfiguren nachdenklich aus der Schule: sie hätten im Religionsunterricht die Briefe des Apostels Paulus durchgenommen, und man fühle sich doch immer ein wenig unbehaglich, wenn man anderer Leute Post lese. Der Witz wäre noch lustiger, wenn das Diskretionsgebot sich, von denen des Apostels abgesehen, tatsächlich auf alle Arten von Briefen berühmterPersonen bezöge. Aber das tut es nicht, und die Veröffentlichung von Schriftstellerbriefen bedarf keiner speziellen Rechtfertigung, auch dann nicht, wenn sie keine unmittelbaren Informationen zum Werk enthalten.
In einem Cartoon der Peanuts-Serie kommt eine der Hauptfiguren nachdenklich aus der Schule: sie hätten im Religionsunterricht die Briefe des Apostels Paulus durchgenommen, und man fühle sich doch immer ein wenig unbehaglich, wenn man anderer Leute Post lese. Der Witz wäre noch lustiger, wenn das Diskretionsgebot sich, von denen des Apostels abgesehen, tatsächlich auf alle Arten von Briefen berühmterPersonen bezöge. Aber das tut es nicht, und die Veröffentlichung von Schriftstellerbriefen bedarf keiner speziellen Rechtfertigung, auch dann nicht, wenn sie keine unmittelbaren Informationen zum Werk enthalten.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Erfreut zeigt sich Manfred Koch über Alice Schmidts Tagebuch von 1955, in dem die Frau des exzentrischen Schriftstellers Arno Schmidt das alltägliche Leben ihres Mannes nach dessen Vorgaben dokumentiert hat. Als tägliche Grunddaten des Werks nennt Koch u.a. Wetterlage, Posteingang, Lektüre, Dauer der Schreibarbeit, Mahlzeiten, Schachpartien, Badewannennutzung, Alkoholgenuss und Geschlechtsverkehr. Fast ein wenig erstaunt scheint er darüber, dass Schmidt mit den Aufzeichnungen im allgemeinen zufrieden war, erweist er sich doch sonst als wahres "Monster der Undankbarkeit". Statt sich über "Ekel Arno" aufzuregen, sucht Koch die "eigenartige symbiotische Produktivität dieses Tandems" zu verstehen, schließlich wäre Schmidt ohne seine Frau aufgeschmissen gewesen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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