Über die Zeit im Konzentrationslager Auschwitz hat sein Großvater nie gesprochen. Und auch nicht über seine Gründe, in Brasilien ein neues Leben zu beginnen. Stattdessen hat er sich eingeschlossen, um die Welt so zu beschreiben, wie sie hätte aussehen können. Bis er sich eines Tages umgebracht hat. Wie ein Fluch zieht sich das Nichterinnernkönnen durch die Familie, denn der Sohn erkrankt an Alzheimer. Erst dem Enkel, dem Tagebuchschreiber, gelingt es nach einer Lebenskrise, aus dem Nebel des Ungesagten herauszufinden. Michel Laub schildert in seinem fulminanten Roman den Sturz dreier Generationen einer Familie. Und führt dem Leser damit eindringlich vor Augen, wie sehr unsere Wurzeln und Erinnerungen uns bestimmen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Auch wenn Michaela Metz am Ende das im Text so oft wiederholte Wort "Auschwitz" wie ein "moralischer Overkill" vorkommt (ob das eine so glückliche Wendung ist?), den Roman von Michel Laub hält sie für ausdrucksstark. Laubs Versuch, den Gewissenskonflikt eines Heranwachsenden nachzuzeichnen, sein Ringen mit der Erinnerung, der eigenen und der der anderen, älteren Familienmitglieder, gelingt laut Metz dank der Sensibilität des Autors, der die Frage nach der Schuld sich im Kreis drehen lässt und dem "Trumpf" Auschwitz seinen Stachel nimmt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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