Populär dürfte Heuss gewesen sein, weil er dem nervösen Volk durch seine Vielseitigkeit und Unverbindlichkeit den verführerischen Eindruck vermittelt, es werde alles so gut. Dieser war wiederum eher beliebig und mag gefährlich gewesen sein. Bedeutend dürfte er deshalb gewesen sein, weil er ein
Gegengewicht zu dem zunehmend alternden, erratisch werdenden Adenauer bildete. Das Gegengewicht wird…mehrPopulär dürfte Heuss gewesen sein, weil er dem nervösen Volk durch seine Vielseitigkeit und Unverbindlichkeit den verführerischen Eindruck vermittelt, es werde alles so gut. Dieser war wiederum eher beliebig und mag gefährlich gewesen sein. Bedeutend dürfte er deshalb gewesen sein, weil er ein Gegengewicht zu dem zunehmend alternden, erratisch werdenden Adenauer bildete. Das Gegengewicht wird nicht etwa durch eine Gegenposition, sondern
in der Ironie, im Geschick deutlich, mit dem Heuss z. B. eine Explosion des Alten zu Gerstenmaier als Nachfolger als Bundespräsident provoziert. Heuss’ nachhaltiges Interesse an Außenpolitik wird z. B. offensichtlich anhand des Nachdrucks, mit dem er von Einschätzungen der Sowjets etwa des Außenminister Brentano oder des Botschafters Kroll berichtet – Heuss scheint die auch außenpolitische Strategie Adenauers geradezu auszublenden.
Schön ist der Einsatz für die Würdigung, die Toni Stolper ihrem Mann bereiten wollte, und die in der Tat bedeutend gelang. Schon die Sorgfalt, mit der Heuss seinen USA-Auftritt voerbereitete, wirkt nur teilweise uneigennützig. Geradezu ärgerlich fand ich, wie ein Einsatz für den so bedeutenden Preuß für nötig erklärt wird, auf den dann nichts folgt.
Man hat immer wieder das Gefühl eines Ausweichens, eine Art Doppelleben. Er berichtet mit Anteilnahme über Documenta, mit Verve über die Sammlung Bührle, aber in seinen öffentlichen journalistischen Äußerungen so zurückhaltend über Macke über Fontane, scheint Barlach extrem wichtig zu finden, aber kein Verständnis für die Bedeutung von Baumeister zu haben, und doch ist die folgende Zusammenfassung eigentlich unachahmlich:
„Dieser Bührle, ein Pforzheimer, hat vor x Jahren in eine Maschinenfabrik zu Oerlikon bei Zürich hineingeheiratet und hat in ein paar Jahrzehnten das angeblich größte Industriewerk der Schweiz entwickelt. Er hat natürlich für die Deutschen und die Alliierten Kriegswerkzeug fabriziert, und mit dem Erlös den europäischen Kunsmakt „verdorben“, weil er alle Preise bezahlen konnte. Er soll aber auch ein echtes Verhältnis zur Kunst gehabt haben. … Die Auswahl, die hierher kam, reicht von frühem Manet bis zum frühen Picasso. Die Qualität des Gezeigten ganz außerordentlich…“.