15 Jahre lang, von 1910 bis 1924 hat Erich Mühsam, der berühmteste deutsche Anarchist sein Leben festgehalten - ausführlich, stilistisch pointiert, schonungslos auch sich selbst gegenüber - und niemals langweilig. Was diese Tagebücher so fesselnd macht, ist der wache Blick des Weltveränderers. Mühsam wollte Anarchie praktisch ausprobieren. Anarchie hieß für ihn: Leben ohne moralische Scheuklappen, ohne Rücksicht auf Konventionen - und er bewies, dass es geht. Auch das Schreiben ist Aktion, in allen Sätzen schwingt die Erwartung des Umbruchs mit, den er tatsächlich mit herbeiführt: Die Münchner Räterevolution ist auch die seine, und die Rache der bayerischen Justiz trifft ihn hart.Mühsam Tagebuch ist ein Jahrhundertwerk, das es noch zu entdecken gilt, es erscheint in 15 Bänden - und zugleich als Online-Edition. Die gewissenhaft edierten Textbände werden im Netz unter www.muehsam-tagebuecher.de begleitet von einem Anmerkungsapparat mit kommentiertem Namenregister, Sacherklärungen, ergänzenden Materialien, Suchfunktionen - so entsteht eine historisch kritische Ausgabe!
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Als "kulturgeschichtlichen Schatz" würdigt Andreas Fanizadeh den ersten Band (1910/11) der Tagebücher des Schriftstellers Erich Mühsam, der nun im Rahmen einer auf 15 Bände angelegten Werkausgabe erschienen ist. Der Band bietet für ihn nicht nur einen tiefen Einblick in das bohemistische Leben des 32jährigen Anarchisten und Künstlers, sondern geradezu eine "Sittengeschichte", die die Weite des anarchistischen Denkens damals insgesamt offenbart. Er findet in dem Tagebuch einen undogmatischen, humorvollen, bissigen Mühsam, einen Agitator und Kritiker, einen verfeinerten Schwärmer und Gegner von Preußentum und Wilhelmismus mit Geldsorgen und Geschlechtskrankheiten. Sein Fazit: das bemerkenswerte und lesenswerte "literarische Vermächtnis" von Mühsam.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.07.2019ohne_Titel
Erich Mühsam: Tagebücher. Herausgegeben von Chris Hirte und Conrad Piens. Band 15: 1924. Verbrecher Verlag, Berlin 2019. 359 Seiten, 32 Euro.
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