Für Sándor Márai ist 1945 ein Schicksalsjahr, es ist der Untergang der alten Welt, das Ende des bürgerlichen Zeitalters, dem er mit Leib und Seele angehörte. Genau beobachtet er, was um ihn herum geschieht, liest Zeitung und lauscht den Informationen der BBC, die auch in Ungarn zu empfangen ist. Als scharfer Kommentator und zorniger Prophet beschreibt er die Zustände in seinem Land und nimmt die Zukunft Europas in den Blick. Klug, hellsichtig, anrührend, zutiefst human und persönlich sind die unzeitgemäßen Gedanken des bürgerlichen Demokraten Márai, der neben seinen Notizen zu Shakespeare und…mehr
Für Sándor Márai ist 1945 ein Schicksalsjahr, es ist der Untergang der alten Welt, das Ende des bürgerlichen Zeitalters, dem er mit Leib und Seele angehörte. Genau beobachtet er, was um ihn herum geschieht, liest Zeitung und lauscht den Informationen der BBC, die auch in Ungarn zu empfangen ist. Als scharfer Kommentator und zorniger Prophet beschreibt er die Zustände in seinem Land und nimmt die Zukunft Europas in den Blick. Klug, hellsichtig, anrührend, zutiefst human und persönlich sind die unzeitgemäßen Gedanken des bürgerlichen Demokraten Márai, der neben seinen Notizen zu Shakespeare und Baudelaire, Büchner und Freud seine Ansichten zu Neubeginn und Emigration verfasst. Das leidenschaftliche, ebenso persönliche wie zeithistorische Dokument eines großen Schriftstellers und Denkers.
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Autorenporträt
Sándor Márai, 1900 in Kaschau (KoÜice, heute Slowakei) geboren, lebte und studierte in verschiedenen europäischen Ländern, ehe er 1928 als Journalist nach Budapest zurückkehrte. Er verließ Ungarn 1948 aus politischen Gründen und ging 1952 in die USA, wo er bis zu seinem Freitod 1989 lebte. Er war einer der bedeutendsten ungarischen Schriftsteller und Kritiker des 20. Jahrhunderts.Ernö Zeltner, Jahrgang 1935, studierte in Budapest ungarische Literatur- und Sprachwissenschaft und ab 1956 in Wien Germanistik und Theaterwissenschaft. Nach einer erfolgreichen Verlagslaufbahn lebt er seit einigen Jahren als freier Lektor, Übersetzer und Autor in Tirol.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Beim Lesen dieser ersten beiden Tagebuchbände von Sandor Marai kommt es Anja Hirsch mitunter vor, als wohne sie der Entstehung eines Romans bei. Neben Marais' sinnlicher Aufnahmefähigkeit imponieren ihr seine Urteilsschärfe und sein gründlicher, weniger auf Privates, denn auf innere Vorgänge (des Volkes, des Subjekts) gerichteter Blick. Hirsch liest die Einträge als zeitgeschichtliche Dokumente, als beständige kritische Auseinandersetzung des Autors mit seiner Heimat Ungarn, aber auch als hellsichtigen, treffsicheren Kommentar, der durch Marais Ausdruck zu "stilisierter Wahrhaftigkeit" wird. Die Befürchtung, hier auf die allzu distanzierte, verbitterte Stimme eines Zurückgezogenen zu stoßen, möchte Hirsch dem Leser gerne nehmen. Obwohl der Autor jedem Überschwang entsagt, wie es heißt, stößt die Rezensentin immer wieder auch auf Momente der Begeisterung. Nach ihrem Ermessen haben diese Bände ihren Platz neben großen Tagebuchschreibern wie Julian Green und Virginia Woolf.