Nachdem mir „Tante Martl“ von Ursula März mehrfach empfohlen wurde, konnte ich natürlich nicht widerstehen, zumal ich Familienromane recht gerne lese.
Die titelgebende Tante Martl hat es wirklich gegeben und Ursula März hat sie und ihre Familie sehr authentisch porträtiert. Neben der kinderlosen,
pragmatischen und aufopferungsvollen Tante, der der Vater nie verzieh, dass sie kein Junge wurde,…mehrNachdem mir „Tante Martl“ von Ursula März mehrfach empfohlen wurde, konnte ich natürlich nicht widerstehen, zumal ich Familienromane recht gerne lese.
Die titelgebende Tante Martl hat es wirklich gegeben und Ursula März hat sie und ihre Familie sehr authentisch porträtiert. Neben der kinderlosen, pragmatischen und aufopferungsvollen Tante, der der Vater nie verzieh, dass sie kein Junge wurde, gibt es noch die beiden älteren Schwestern Bärbl und Rosa, die so ganz anders sind als sie, was zeitlebens zu Konflikten führt.
Die Autorin hat einen ruhigen Roman geschrieben, der nicht von einer hochspannenden Handlung lebt, sondern vom Familiengeflecht und dem sich daraus ergebenden Spannungsfeld. Die große Authentizität ergibt sich daraus, dass Ursula März tatsächlich ihre Familie beschreibt und sich auf zwischenmenschliche Beziehungen fokussiert, statt Spektakuläres hinzuzudichten. Neben der eigentlichen Familiengeschichte transportiert der Roman aber auch die Zeitgesichte einer ganzen Gesellschaft vom beginnenden 20. Jahrhundert, über den zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit bis hin zum Ende des Jahrhunderts.
Sprachlich hat mir der Roman sehr gut gefallen, so unterstreicht die Autorin Martls Bodenständigkeit und ihre kauzige Art durch konsequente Verwendung des pfälzischen Dialekts, während die Schwestern und auch die Ich-Erzählerin Ursi Hochdeutsch sprechen. So entsteht beim Lesen ein heimeliges Gefühl, was den Roman zu einem Wohlfühlbuch macht.