Manchmal ist es diese eine Sekunde, die alles entscheidet: Niko, der ziemlich dick ist und sich oft in Parallelwelten träumt, rettet die schöne Sera vor einer Grapschattacke. Sera fordert Niko daraufhin auf der Klassenfahrt zum Tanzen auf, was verrückt ist und so aufregend anders, wie alles, was in den nächsten Tagen passiert. Vielleicht ist es der Beginn einer Freundschaft von zweien, die gegensätzlicher nicht sein könnten, aber im entscheidenden Moment mutig über ihre Schatten springen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.02.2021Die Schöne und
das Biest
Das Hörbuch „Tanz der
Tiefseequalle“
Niko ist fettleibig, das ideale Mobbingopfer. In der Schule nennen sie den Vierzehnjährigen den Dicken, den Panzer, die Tonne, werfen seinen Rucksack auf den Baum, obwohl er nicht klettern kann. Doch Niko weint schon lange nicht mehr. Meist zieht er sich in sein Paralleluniversum zurück, in dem er einen „Sprunganzug“ trägt und „Supernikobrause“ trinkt. Niko ist fantasiebegabt, eloquent, und hat zwei richtig gute Freunde. Sie sind Außenseiter wie er.
Sera dagegen steht alles andere als am Rand. Aufgrund ihrer Schönheit ist sie die unbestrittene Nummer eins in Nikos Klasse, auch wenn sie nicht viel redet. Sie sagt selbst von sich, sie sei „wortsparsam“. Doch dass ihre scheinbar beste Freundin ein Miststück ist und ihr Verehrer Marko ein dummer und vor allem aufdringlicher Grapscher, bemerkt sie erst bei einem Schulausflug, als er sich an sie ranmacht. Ihr Nein akzeptiert er nicht. Zum Glück taucht in dem Moment Niko auf und weist ihn in die Schranken: „Lass Sera los!“
Als Sera zum Dank später mit Niko tanzt, ist alles anders. Nun ist auch sie bei den Mitschülern, die um die Umstände nicht wissen, unten durch und muss am eigenen Leib erfahren, was es heißt, verspottet zu werden. Sera und Niko türmen und entdecken auf ihrem „Notfallabhauabenteuer“ gegenseitig Stärken, Schwächen, Traumata. Beider Leben wird durch die aufregende Flucht auf den Kopf gestellt. Als sie zurückkehren und wieder „hineinschlüpfen in die Dinge“, können sich beide gestärkt der Realität stellen. Niko hat das sich in seine Situation Fügen aufgegeben und traut sich auf einmal vieles zu. Sera wiederum weiß nun, was wahre Freundschaft ist, und überwindet zudem ihre Angst, im Moorsee zu baden.
Stefanie Höfler erzählt in ihrem vielfach ausgezeichneten Jugendroman „Tanz der Tiefseequalle“ eine moderne Version des Märchens „Die Schöne und das Biest“. Man wird in die Geschichte hineingesogen, die abwechselnd aus Seras und aus Nikos Perspektive erzählt wird. Während Sera mit wenigen Worten auskommt, spricht Niko in wunderbar gedrechselten Sätzen. Das kommt der Hörbuchfassung, die nun im Hörbuchverlag „Der Diwan“ vorliegt, entgegen. Alexandra Ostapenko liest die Sera mit einer Stimme, die glaubhaft ein pubertierendes Mädchen mit all seiner Unsicherheit wiedergibt. Benedikt Paulun besitzt als Niko etwas Nachdenklich-Schwerfälliges, das gut zu dem Problemkind passt. Mit Nikos Wandlung verändert sich auch seine Stimme, wird fester und offener. Ein Hörerlebnis, das bis zum Ende fesselt. (ab 12 Jahre)
FLORIAN WELLE
Stefanie Höfler: Tanz der Tiefseequalle. Ungekürzte Lesung von Alexandra Ostapenko und Benedikt Paulun. 4 CDs Der Diwan – Hörbuchverlag, Winterbach 2020, 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
das Biest
Das Hörbuch „Tanz der
Tiefseequalle“
Niko ist fettleibig, das ideale Mobbingopfer. In der Schule nennen sie den Vierzehnjährigen den Dicken, den Panzer, die Tonne, werfen seinen Rucksack auf den Baum, obwohl er nicht klettern kann. Doch Niko weint schon lange nicht mehr. Meist zieht er sich in sein Paralleluniversum zurück, in dem er einen „Sprunganzug“ trägt und „Supernikobrause“ trinkt. Niko ist fantasiebegabt, eloquent, und hat zwei richtig gute Freunde. Sie sind Außenseiter wie er.
Sera dagegen steht alles andere als am Rand. Aufgrund ihrer Schönheit ist sie die unbestrittene Nummer eins in Nikos Klasse, auch wenn sie nicht viel redet. Sie sagt selbst von sich, sie sei „wortsparsam“. Doch dass ihre scheinbar beste Freundin ein Miststück ist und ihr Verehrer Marko ein dummer und vor allem aufdringlicher Grapscher, bemerkt sie erst bei einem Schulausflug, als er sich an sie ranmacht. Ihr Nein akzeptiert er nicht. Zum Glück taucht in dem Moment Niko auf und weist ihn in die Schranken: „Lass Sera los!“
Als Sera zum Dank später mit Niko tanzt, ist alles anders. Nun ist auch sie bei den Mitschülern, die um die Umstände nicht wissen, unten durch und muss am eigenen Leib erfahren, was es heißt, verspottet zu werden. Sera und Niko türmen und entdecken auf ihrem „Notfallabhauabenteuer“ gegenseitig Stärken, Schwächen, Traumata. Beider Leben wird durch die aufregende Flucht auf den Kopf gestellt. Als sie zurückkehren und wieder „hineinschlüpfen in die Dinge“, können sich beide gestärkt der Realität stellen. Niko hat das sich in seine Situation Fügen aufgegeben und traut sich auf einmal vieles zu. Sera wiederum weiß nun, was wahre Freundschaft ist, und überwindet zudem ihre Angst, im Moorsee zu baden.
Stefanie Höfler erzählt in ihrem vielfach ausgezeichneten Jugendroman „Tanz der Tiefseequalle“ eine moderne Version des Märchens „Die Schöne und das Biest“. Man wird in die Geschichte hineingesogen, die abwechselnd aus Seras und aus Nikos Perspektive erzählt wird. Während Sera mit wenigen Worten auskommt, spricht Niko in wunderbar gedrechselten Sätzen. Das kommt der Hörbuchfassung, die nun im Hörbuchverlag „Der Diwan“ vorliegt, entgegen. Alexandra Ostapenko liest die Sera mit einer Stimme, die glaubhaft ein pubertierendes Mädchen mit all seiner Unsicherheit wiedergibt. Benedikt Paulun besitzt als Niko etwas Nachdenklich-Schwerfälliges, das gut zu dem Problemkind passt. Mit Nikos Wandlung verändert sich auch seine Stimme, wird fester und offener. Ein Hörerlebnis, das bis zum Ende fesselt. (ab 12 Jahre)
FLORIAN WELLE
Stefanie Höfler: Tanz der Tiefseequalle. Ungekürzte Lesung von Alexandra Ostapenko und Benedikt Paulun. 4 CDs Der Diwan – Hörbuchverlag, Winterbach 2020, 18 Euro.
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»Höfler erzählt nicht bloß die Geschichte eines beliebten Mädchens, in dessen heile Welt plötzlich Fragen um Werte und das Ringen um eine eigene, auch unbequeme Haltung hereinbrechen. Es ist zugleich ein Roman über Mobbing und die Gewalt von Sprache. [...]. Es geht um Liebe, um Verrat und darum, was Freundschaft bedeutet. Kurzum, es geht um so ziemlich alles, was einen beim Erwachsenwerden umtreiben kann.« Katrin Hörnlein, DIE ZEIT, 9.3.2017 »Sehr nah an den Figuren greift Höfler Themen aus dem Spektrum Heranwachsender auf. Glaubwürdig und feinfühlig erzählt sie von Vorurteilen und Ablehnung, vom Beginn einer Liebesgeschichte, von Selbstbehauptung und der Bedeutung von Äußerlichkeiten.« Birgit Müller-Bardorff, Augsburger Allgemeine, 18.3.2017 »[...] mal berührend, mal komisch, aber immer authentisch [...].« Barbara Hordych, Süddeutsche Zeitung Extra, 9.3.2017 »Poetisch zart, gleichzeitig kraftvoll berührt diese Freundschaftsgeschichte der Gegensätze.« Wiebke Schleser (BuchSegler, Berlin), BuchMarkt, 3/2017 »'Tanz der Tiefseequalle' von Stefanie Höfler ist eine beeindruckende Geschichte über Mobbing und der Versuch einer ungewöhnlichen Freundschaft.« Anna Morlinghaus, zibb/ rbb Fehrnsehen, 20.3.2017 »Ein berührendes und humorvolles Buch über Mut und Herzensstärke.« Die besten 7 Bücher für junge Leser, 5/2017 »Stefanie Höfler legt mit 'Tanz der Tiefseequalle' einen in jeder Hinsicht überzeugenden Jugendroman vor.« Ulrich Karger, Der Tagesspiegel, 4.5.2017 »[...] ein authentisches Psychogramm zweier junger Menschen mit ihren Zweifeln, Gedanken und Erkenntnissen. « Nadine Bieker, 1001 Buch, 2/2017 »Die Entwicklung, die Höfler recht knapp und in geschickt eingesetzten unterschiedlichen Sprechgewohnheiten beschreibt, gehört zum Spannendsten, was die Jugendliteratur derzeit zu bieten hat.« Magali Heissler, TITELkulturmagazin, 8.5.2017 »Stefanie Höflers Sprache ist präzise und locker zugleich und stellt damit immer wieder jenes schwerelose Gefühl her, das die Pubertätsjahre im besten Fall manchmal auch ausmacht.« Antje Kunstmann, Brigitte Bücher-Extra, 13/2017 »Ein großartiges Buch - auch für Erwachsene.« Kathrin Engelhardt, MDR Kultur, 27.6.2017 »Zum Verlieben!« Christine Knödler, NZZ am Sonntag, 25.6.2017 »Auch wenn Bodyshaming ein gesellschaftlich immer relevanteres Thema ist: Die Fettleibigkeit eines Jungen ist nur selten Gegenstand eines Kinder- oder Jugendbuchs. Stefanie Höfler hingegen gelingt es, unaufgeregt die Innensicht eines Jungen zu vermitteln, der sich aus familiären Gründen einen sichtbaren Panzer zugelegt hat und sämtliche Hänseleien und Mobbingattacken gutmütig-stoisch erträgt.« Jury Nominierung Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreis 2018 »Ein Roman über so ziemlich alles, was einen beim Erwachsenwerden umtreiben kann: anrührend, nachdenklich und witzig. Eine neue starke Stimme und eine Bereicherung für die deutsche Kinder- und Jugendbuchlandschaft.« Jury LUCHS des Jahres 2017 (DIE ZEIT und Radio Bremen)
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Florian Welle lobt die Hörbuchadaption von Stefanie Höflers preisgekröntem Jugendroman, in dem sich der übergewichtige, verspottete Niko und die Klassenschönheit Sera auf eine gemeinsame Selbstfindungsreise begeben. Wie Alexandra Ostapenko die pubertierende und unsichere Sera spricht und wie Benedikt Pauluns Stimme mit Nikos Veränderung an Selbstsicherheit gewinnt, gefällt dem Rezensenten gut. Ein fesselndes Hörerlebnis, schließt er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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