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So lange Palmer denken kann, hat er Angst vor seinem kommenden Geburtstag, denn dann muss er an einem brutalen Ritual teilnehmen, wenn er ein richtiger Junge sein will.
Jedes Jahr findet in dem Provinznest Waymer ein großes Volksfest statt, dessen krönenden Abschluss traditionell der Taubentag bildet: ein Wettschießen auf 5000 Tauben. Aufgabe der Jungen ab zehn ist es dabei, den angeschossenen Vögeln die Hälse umzudrehen. Palmers Freunde Bohne, Töle und Henry fiebern dem blutigen Spektakel schon gespannt entgegen, Palmer aber steckt in einem tiefen Zwiespalt. Einerseits ist er maßlos stolz…mehr

Produktbeschreibung
So lange Palmer denken kann, hat er Angst vor seinem kommenden Geburtstag, denn dann muss er an einem brutalen Ritual teilnehmen, wenn er ein richtiger Junge sein will.

Jedes Jahr findet in dem Provinznest Waymer ein großes Volksfest statt, dessen krönenden Abschluss traditionell der Taubentag bildet: ein Wettschießen auf 5000 Tauben. Aufgabe der Jungen ab zehn ist es dabei, den angeschossenen Vögeln die Hälse umzudrehen.
Palmers Freunde Bohne, Töle und Henry fiebern dem blutigen Spektakel schon gespannt entgegen, Palmer aber steckt in einem tiefen Zwiespalt. Einerseits ist er maßlos stolz darauf, dass Bohne ihn endlich in seine Straßenbande aufgenommen hat, andererseits fürchtet er den Taubentag, seit er ihn als Vierjähriger zum ersten Mal miterlebt hat. Wieder und wieder begegnen ihm die sanften Vögel in seinen Träumen und er weiß, dass er niemals eine Taube töten könnte. Doch darüber kann er mit seinen Freunden nicht sprechen, denn er will ja nicht riskieren, zum Außenseiter zu werden.

Palmers Konflikt spitzt sich zu, als ihm nach einem Unwetter eine Taube zufliegt, die er Picker tauft. Wenn Bohne von Picker erfährt, ist er erledigt - er muss um jeden Preis verhindern, dass die Bande ihn entdeckt! In dieser Situation vertraut sich Palmer dem Nachbarmädchen Dorothy an, die ihm rät, dass er sich einfach weigern soll, ein Halsumdreher zu sein.
Aber für Palmer ist das nicht so einfach. Soll er es wirklich wagen, sich Bohne zu widersetzen?
Der gefürchtete Taubentag rückt immer näher und Palmers seelischer Konflikt wird immer größer. Er muss eine Entscheidung treffen ...

Autorenporträt
Jerry Spinelli, geboren 1941 in Norristown/Pennsylvania, ist in den USA ein sehr bekannter Jugendbuchautor. Seine engagierten Jugendbücher wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Newbery Medal (1991). 1998 stand auch Taubenjagd auf der Ehrenliste für diesen wichtigsten Kinderbuchpreis der Vereinigten Staaten. Taubenjagd ist sein erstes Buch in deutscher Sprache.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.06.2006

Band 41
Eine dramatische Rettung
Jerry Spinelli: „Taubenjagd”
Der erste Sonntag im August, blitzblauer Himmel. Gewehrschüsse donnern. Vögel stürzen aus der Luft. Gras verfärbt sich rot. Von Taubenblut. Und für die, die noch leben, marschiert die Nachhut auf: Jungs huschen über das Schlachtfeld, packen die Tiere mit geübtem Griff. Brechen ihnen das Genick. Knack. Halsumdreher werden sie genannt. Eine Ehre für jeden echten Kerl, der zehn Jahre alt ist. Der Horror für Palmer, fast zehn, seit er das erste Mal dabei war, bei diesem Gemetzel, das sich Volksfest nennt. Aber was soll man schon tun, als Junge, in einem amerikanischen Provinznest, in dem die Kumpel dir zum Geburtstag angelutschte Zigarrenstumpen schenken, den Spitznamen - Rotzie! -verpassen, und dir die Behandlung besorgen: zehn Faustschläge auf den Oberarm, einen für jedes Lebensjahr, und du noch nicht mal weinen darfst, obwohl dir der runtergewürgte Schmerz fast die Brust auseinander fetzt? Palmer weiß es nicht. Und was soll Mann tun, wenn diese Kumpels dich gegen deine beste Sandkasten-Freundin aufhetzen, bis du mitmachst, sie verspottest, sie quälst? Auch das weiß Palmer nicht. Und was soll einer tun, dessen eigener Vater den Meisterpokal im Taubenabknallen geholt hat? Palmer hat keine Ahnung. Dann fliegt Palmer auch noch eine Taube zu, klopft mit dem Schnabel an seine Fensterscheibe: Picker. Die wird Palmer nicht mehr los. Er muss sich entscheiden.
Denn um Entscheidungen geht es, um Richtig und Falsch - aber nicht als objektive Größe, sondern immer mit dem Zusatz: für den jeweils Einzelnen. Das ist, wie ein Leitmotiv, Thema des mehrfach ausgezeichneten amerikanischen Autors Jerry Spinelli. Seine Protagonisten sind Helden aus der letzten Reihe. Langstreckenläufer. Taubenbehüter. Ein Stargirl ist dabei. Starke Mädchen, echte Kerle: Figuren voller Eigenleben und Eigensinn, die in einer (Erwachsenen-)Welt der engstirnigen Besserwisser, der festgefahrenen Engherzigen und Selbstverherrlicher allein dadurch zu Außenseitern werden, dass sie nach etwas suchen - oder an etwas festhalten - das so einfach klingt, aber so einfach gar nicht ist: sie selbst zu sein.
Spinelli schreibt in seinen Büchern gegen bestehende Normen und Werte, die längst überholt sind. Gegen Ideale, die keine sind. Wenns sein muss um den Preis des Alleinseins. Trotzdem. Bei ihm werden daraus keine Tragödien. Mit seiner kongenialen deutschen Stimme, Andreas Steinhöfel, schafft er, was so nur selten gelingt. Er erzählt von Bewährungsproben, Gewissenkonflikten, von Zumutungen, mit Betonung auf Mut. Nachdenklich, voller Einfühlungsvermögen und Verständnis für seine Figuren, bei aller ungeschminkten Dramatik und Emotion oft zum Weinen komisch.
Er schreibt Adoleszenzromane ohne falschen Heroismus und Hier-geht’s-lang-Pädagogik. Weil eines sich immer lohnt: herauszufinden, wer man ist. Und was man will. Nein zu sagen - wie Palmer zum Beispiel. Um dadurch erst ja sagen zu können - zu sich selbst nämlich. Dem eigenen Glück auf den Fersen.
CHRISTINE KNÖDLER
Palmer fliegt eine Taube zu
Illustration: die KLEINERT
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.12.1998

Die Taube in der Hand
Ein Junge will dazugehören, aber nicht mitmachen

Halsumdreher, "Wringer", heißt der schonungslose Originaltitel. Die erste Seite ist eine dieser alltäglichen Zeitungsmeldungen aus dem Ekel-Kabinett. Eine Kleinstadt veranstaltet alljährlich ein Taubenschießen. Nicht Tontauben, sondern echte, fünftausend Stück. Düngemittel heißt ihr zweites Leben. Alles ist gut organisiert. Die toten Körper werden in Plastiktüten gesammelt, die angeschossenen, noch torkelnden Tiere von begeisterten Kindern gejagt, um ihnen den Hals umzudrehen. Jetzt setzt die Geschichte ein, der Schrecken wird komplett. "Seidenweich" fühlt sich das Morden an, es erzeugt nur ein "leises Knistern, als hätte jemand auf einen dürren Zweig getreten", danach: Augen "wie auf Hochglanz polierte Hemdenknöpfe".

Kommt nach diesem furiosen Auftakt jetzt der Gegenpart, das Feinfühlige, das Gute, die Moral? Tatsächlich bedient der Autor dieses konservative und in der Regel nicht mehr überzeugende Muster. Um so erstaunlicher ist allerdings, daß trotzdem ein wunderbares Buch entstanden ist. Hierfür reichen anderthalb Gründe: Es ist hervorragend geschrieben und genauso gut übersetzt.

An seinem neunten Geburtstag wird Palmer in die Straßenbande aufgenommen. Eine qualvolle Initiation besteht er mit Bravour. Dazugehören ist alles, und Mädchen ärgern gilt als I-Tüpfelchen. Nur einen Schönheitsfehler gibt es: Die Szene von der Taubenjagd, die er als Vierjähriger zum ersten Mal erlebte, will nicht aus seinem Kopf. Der Schrecken von damals ist gefangen im Tag- wie Nachttraum. Aber darüber kann er mit seinen neuen Freunden nicht sprechen. Denn die fiebern schon alle der nächsten Taubenjagd entgegen, an der sie erstmals als Halsumdreher teilnehmen dürfen.

Der Konflikt spitzt sich zu, als in einer strengen Winternacht eine Taube an Palmers Fenster pickt. Er läßt sie herein, füttert sie, spielt mit ihr. Sie kommt jede Nacht. Er verheimlicht sie vor den Freunden und vor den Eltern. Das bedarf allerlei Vorkehrung. Die Angelegenheit wird schwierig. Nur Dorothy, einem Mädchen von nebenan, erzählt er von der Taube und von seinem Widerwillen, Halsumdreher zu werden. "Dann laß es", ist ihr präziser Rat. Für Palmer wäre das Verrat an seinen Freunden und an der ganzen Gemeinde. Man ahnt schon wieder, was kommt.

Und wieder ist es nicht langweilig, sondern packend und überzeugend. Denn das Wichtigste hat der Autor Jerry Spinelli längst ganz unpathetisch und genau erzählt: die beiden Kräfte sind gleich stark, die Anerkennung, die Palmer in der Bande findet, und die Rührung, die aus der Taubenfreundschaft entsteht. Es siegt nicht das Gute über das Grausame. Es siegt der Mut, ich zu sagen. Daß es auch das Gute ist, macht die Geschichte tröstlich. Mehr nicht. Von der dunklen Seite der Geschichte bleibt dem Leser das mulmige Gefühl: Das kenne ich und nenne es häufig nicht einmal feige. JÜRGEN STAHLBERG

Jerry Spinelli: "Taubenjagd". Aus dem Amerikanischen von Andreas Steinhöfel. Cecilie Dressler Verlag, Hamburg, 1998. 206 S., geb., 22,- DM. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Jerry Spinelli hat keine pädagogische Absichtserklärung, sondern einen wirklich beeindruckenden Erziehungsroman geschrieben. (...) Ihm gelingt ein eindrucksvolles Psychogramm der Gesellschaft in einer sehr literarischen Sprache." (Die Süddeutsche) "Hervorragend geschrieben und genauso gut übersetzt" (FAZ)

"Ein beeindruckendes Buch über einen Jungen, der mit der Anpassung an die herrschenden Regeln, Ehrenkodizes und Männerbünde hadert (...) Palmer ist kein übermenschlicher Held, und seine Handlungsweise ist ein Beispiel für praktikable Zivilcourage und für ein Beharren auf den eigenen Werten und Idealen." (Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien)

"Dieser Roman ist einer der eindrücklichsten zum Thema Mut, die ich kenne, einfühlsam und stark zugleich. Ein absoluter Glücksfall für Jugendliche und erwachsene Leser/innen." (Der Evangelische Buchberater)

"Jerry Spinelli gelingt es fast beängstigend gut, den inneren Zwiespalt von Palmer darzustellen. Als Leser teilt man mit angehaltenem Atem Palmers Angst um seine Taube und seinen verzweifelten Kampf um eine Lösung seines Problems. Einfühlsam und eindrucksvoll schildert der Autor, wie schwierig es ist, seinen eigenen Weg zu finden und wie viel Mut man dafür braucht." (www.buchservice.at)