Der mittelalterliche Johannes Tauler war ein widerborstiger Himmelsstürmer. Wer außer ihm wagte damals schon zu sagen, die wahre Seele sei unsterblich? Sieben Jahrhunderte nach Taulers Auftreten in Köln und Straßburg hat sich das Bild der Welt radikal verändert, doch der Weg nach innen bleibt immer derselbe. Tauler wies ihn kompromisslos, liebevoll und klar - durch seine Ansprachen und auch durch das eigene Leben. Als Nachfolger seines Lehrers, Meister Eckhart, versuchte er, die Menschen wieder mit dem "Boden der Seele" oder dem "Seelengrund", wie Eckhart es nannte, zu verbinden. Damit meinte er das Lichtprinzip, das im menschlichen Herzen verankert ist. Tauler brachte in den schwierigen Zeiten des 14. Jahrhunderts die Religion wieder dorthin, wohin sie gehört: in das Herz des Menschen, zu seinen Motiven, seinen Vermögen, zur Liebe und zur Nächstenliebe.