Senta Zedlitz kämpft Anfang des 20. Jahrhunderts um ihren Traum, als Altorientalistin an der Ausgrabung des Turms von Babel teilzunehmen, die der Berliner Robert Koldewey im alten Babylon leitet. Doch Koldewey will keine Frau vor Ort haben. Nach dem Tod ihrer Eltern stehen Senta die finanziellen
Mittel zu Verfügung, um auf eigene Faust in den Orient zu reisen, und so beginnt sie 1912 in Begleitung…mehrSenta Zedlitz kämpft Anfang des 20. Jahrhunderts um ihren Traum, als Altorientalistin an der Ausgrabung des Turms von Babel teilzunehmen, die der Berliner Robert Koldewey im alten Babylon leitet. Doch Koldewey will keine Frau vor Ort haben. Nach dem Tod ihrer Eltern stehen Senta die finanziellen Mittel zu Verfügung, um auf eigene Faust in den Orient zu reisen, und so beginnt sie 1912 in Begleitung ihres Verlobten, des trockenen Wissenschaftlers Winfried Heyse die aufregende Reise nach Babylon. Doch der Weg wird lang und beschwerlich, birgt Hindernisse ebenso wie wunderbare Erfahrungen und als sie endlich angekommen sind, bringt schon bald der Erste Weltkrieg die Turbulenzen bis nach Mesopotamien.
Lydia Conradi beschreibt mit Senta Zedlitz eine starke Frauenfigur, die gegen Traditionen ankämpft und keinen Grund sieht, warum sie als Frau weniger Recht hat, ihre Träume zu verwirklichen als ein Mann. Diese Standhaftigkeit und Zähigkeit macht Senta sehr sympathisch. Doch traumatisiert vom frühen Tod ihrer Schwester und dem Tod der Eltern tut sie sich schwer mit zwischenmenschlichen Beziehungen, Liebe und Vertrauen. Und so verletzt sie ihren treuen, wenn auch schwierigen Begleiter Heyse immer wieder und lässt sich von gleichzeitig von Oberflächlichkeit beeindrucken, die man einer klugen Frau wie ihr nicht zugetraut hätte. Das ist meiner Meinung auch die einzige Schwäche des Romans, ihre Liebesbeziehungen empfand ich als sehr unglaubwürdig und nicht recht passend zu ihren sonstigen Charakterzügen, die Entwicklungen am Ende waren dann so turbulent und für mich nicht glaubwürdig, dass ich es als etwas störend empfand. Den Roman an sich mit den vielen Hintergründen zum Ischtar-Tor, das heute auf der Museumsinsel in Berlin zu bewundern ist und der Geschichte Babylons und Mesopotamiens fand ich jedoch sehr interessant und gut und mitreißend geschrieben.
„Tausend Nächte und ein Tag“ ist ein spannender historischer Roman, der viele Einblicke in die frühe Archäologie und Altorientalistik ermöglicht und mit einer starken Hauptfigur glänzt. Lediglich einige Entwicklungen in der Handlung konnten mich nicht ganz überzeugen, dennoch ein sehr guter historischer Roman.