Studienarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Filmwissenschaft, Note: 1,7, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den Techniken und Typen des unzuverlässigen Erzählens sowie dem unzuverlässigen Erzähler. Anhand des Filmbeispiels "Lucky Number Slevin" (2006) soll konkret untersucht werden, wie der Rezipient durch den unzuverlässigen Erzähler herausgefordert wird. Die zentrale Fragestellung ist hierbei, wie es dem Film gelingt, den Zuschauer zu täuschen. Jede Narration im Film folgt einem bestimmten Muster, auch um die Verständlichkeit für den Rezipienten zu vereinfachen. Bei der Erstrezeption des Films hat der Rezipient zwar kein spezifisches Filmwissen, jedoch aber ein bestimmtes Maß an Vorwissen über das Filmgenre, Schauspieler und möglicherweise auch den Regisseur. So begegnet jeder Zuschauer einem neuen Film mit einer Erwartungshaltung. Filmemacher können sich an dieser Erwartungshaltung orientieren oder aber sie manipulieren, indem sie bewusst falsche Fährten legen und den Zuschauer täuschen. Solche ¿Filme treiben ein Spiel mit dem Rezipienten¿, ein ¿Spiel mit Wahrheit und Fiktion innerhalb der erzählten Welt¿. In einer Reihe von bekannten Filmen wurde sich diese Erzählmethode zunutze gemacht, wie beispielsweise in ¿The Sixth Sense¿ (1999), ¿Fight Club¿ (1999) oder ¿Shutter Island¿ (2010). Es ist die Methode des unzuverlässigen Erzählens bzw. des unzuverlässigen Erzählers. Der Erzähler ist die Instanz, die die Informationen über die erzählte Welt vermittelt, aus denen der Zuschauer sich die Realität der erzählten Welt konstruiert. Will der Filmemacher seine Zuschauer täuschen, verwendet er den unzuverlässigen Erzähler. Seinen Ursprung hat der unzuverlässige Erzähler in der Literaturwissenschaft, seit den 1990er Jahren findet er aber auch vermehrt in der Filmindustrie Anwendung. Die zentrale Eigenschaft des unzuverlässigen Erzählers ist, dass er handlungsrelevante Informationen verschweigt oder bewusst oder unbewusst lügt und der Rezipient somit ein falsches Bild der fiktiven Realität vermittelt bekommt. Am Ende eines Films mit unzuverlässigem Erzähler folgt in der Regel eine unerwartete Wendung in der Handlung, die die Täuschung offenbart. Hierbei werden meist alle entstandenen Unklarheiten lückenlos aufgeklärt. Aber nicht nur der Erzähler kann lügen oder täuschen, auch die Filmkamera ist eine Vermittlungsinstanz und somit nicht zwingend neutral.
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