Innerhalb von nur zehn Jahren entwickelte sich die Aachener Eisenhüttenkunde zwischen 1901 und 1910 von einem wenig beachteten Teilfach der Technischen Chemie und Bergbaukunde zu einem hoch angesehenen, selbständig forschenden, baulich und institutionell gut ausgestatteten Institut mit europaweitem Ruf. Wie dieser Aufstieg möglich war, zeigt der Autor unter Rückgriff auf Pierre Bourdieus Theorie der sozialen Praxis und dem Dresdener Konzept zur Entwicklung technikwissenschaftlicher Fächer. Er interpretiert Disziplingeschichte als Ringen um eine angemessene Durchdringung des Gegenstandsbereiches und als Kampf um Ressourcen, Macht und Autonomie in einem sich wandelnden gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Umfeld. Im Mittelpunkt steht dabei die ambivalente Beziehung der Aachener Eisenhüttenkundler zu den Vertretern der rheinisch-westfälischen Stahlindustrie.
"Die Studie von Stefan Krebs zeichnet sich durch ungemeinen Fleiß und größte Akribie aus. Bei der Bearbeitung seines zeitlich und räumlich eng begrenzten Themas schöpft er alle Ressourcen aus und 'bändigt' sein reichhaltiges Quellenmaterial durch ein theoretisches Gerüst (Dresdener Schule, Bourdieu). Das Ergebnis ist beeindruckend." Hans-Joachim Braun Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 97, 2010/4