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Du willst keine Notausgänge in deiner Welt und hast sie einfach alle zugenäht. Alle Schienen, alle Klippen, alle Henkersknoten, alle Klingen. Grenzgängertum ist illegal, Freitod asozial geworden. Alle bleiben bis zum Schluss. Müssen bleiben. Du willst, dass wir alle zusehen, dich bewundern, erkennen, was du geschaffen hast, du willst bestimmen, wer, wann, wo und wie geht, so wie du all jenen den Mund zunähst, die dir widersprechen, mit Stacheldraht, der durch eine eiserne Nadel gefädelt und um einen Knäuel der Unterdrückung gewickelt wurde, dass du immer hinter dir herschleppst. Und wenn du…mehr

Produktbeschreibung
Du willst keine Notausgänge in deiner Welt und hast sie einfach alle zugenäht. Alle Schienen, alle Klippen, alle Henkersknoten, alle Klingen. Grenzgängertum ist illegal, Freitod asozial geworden. Alle bleiben bis zum Schluss. Müssen bleiben. Du willst, dass wir alle zusehen, dich bewundern, erkennen, was du geschaffen hast, du willst bestimmen, wer, wann, wo und wie geht, so wie du all jenen den Mund zunähst, die dir widersprechen, mit Stacheldraht, der durch eine eiserne Nadel gefädelt und um einen Knäuel der Unterdrückung gewickelt wurde, dass du immer hinter dir herschleppst. Und wenn du mit dem Nähen fertig bist, dann stichst du mit der Nadel in die Erde, deine Erde, die nur dir und niemanden sonst gehört. Wie ein Fahnenmast steht die Nadel in deiner Erde und der Stacheldraht weht patriotisch über deinem Land. Keiner darf es betreten, den du nicht duldest, weil es dir gehört, dir ganz allein, und du nähst auch die Erde zu, mit Stacheldraht, du nähst Zäune um deine Erde, damit du kontrollieren kannst, wer reindarf und wer raus muss. Und wem das nicht gefällt, dem nähst du die Augen zu, damit er wegsehen muss, wenn er nicht wegsehen will. Und mir nähst du den Mund zu, damit ich nicht sprechen kann, und andere nicht aufstacheln kann, dir den Faden endlich wegzunehmen, um die sinnlosen Stacheldrähte endlich aus Erde und Mensch herauszureißen.
Autorenporträt
Silvano Kobald Geboren 1986, in Friesach, glücklich aufgewachsen, passt durch Türen, aber in keine Schubladen. Psychologe und Schriftsteller. Studierte in Klagenfurt, Wien und Zürich. Unblutiger Abstecher in die Forschung. Danach: häufige Auftritte in Konferenz- und Seminarräumen. Galt gelegentlich als seriös. Ist als Klischee seiner Zeit auch freiberuflich tätig. Seine Ausrede: Generation Why. Aktuell arbeitet er als Psychologe in einer Klinik mit Kindern und Jugendlichen. Malt und schreibt. Vorwiegend Kurzgeschichten. Aber auch Lyrik. Grenzen mag er nicht. Auch nicht jene zwischen Wirklichkeit und Traum. Schreibt viel darüber. Besonders über Träume. Und über den luziden Wahn-Sinn, der als Wachrealität bezeichnet wird. Findet die Inspiration häufig in der Natur. Besucht regelmäßig Godot.