Neben der Musik der Afroamerikaner und dem Kino aus Hollywood sind es vor allem die grandiosen Lyriker, die wir der Kultur der Vereinigten Staaten verdanken. Unter denen nimmt Wallace Stevens (1879-1955) eine herausragende Rolle ein. Seine Gedichte gehen eine typisch amerikanische Verbindung ein von tief empathischer Aufmerksamkeit für das Wirkliche und sehr direkten Wegen in die Metaphysik. So entstanden Verse von kühner Bildhaftigkeit, die zugleich Antworten auf die prinzipiellen Fragen unserer Existenz suchen und finden. Stevens arbeitete nach seinem Studium der Rechtswissenschaften in Harvard in einer Versicherung in Connecticut, zuletzt als deren Vizepräsident. Sein Ruhm und sein Einfluss auf die nachfolgenden Generationen von Lyrikern wuchsen langsam, aber nachhaltig. In Europa ist er immer noch zu entdecken. Dies ist die umfangreichste Sammlung von Stevens-Gedichten in deutscher Sprache. Rainer G. Schmidts Übertragungen sind geprägt von Respekt, Präzision und Imagination.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Für Rezensentin Stefana Sabin gehört Wallace Stevens mit seiner metaphorischen Strenge und der zwischen impressionistischer und expressionistischer Abstraktion angesiedelten Momentaufnahme als Gestaltungselement fraglos zu den bedeutendsten Lyrikern seiner Generation. Die Einfachheit der Syntax in den Texten sieht sie durch eine Neigung zu komplexer Assoziation kompensiert. Allerdings weiß Sabin auch, wie schwer sich das registerreiche moderne Idiom des Autors ins Deutsche übertragen lässt. Beim diesem neuen zweisprachigen Auswahlband schaut sie daher besonders auf die Güte der Übertragung und stellt fest, dass sich der Übersetzer Rainer G. Schmidt mitunter an der metalyrischen Mehrdeutigkeit des Originals überhebt bzw. Doppeldeutigkeit schafft, wo Stevens eindeutig ist, romantisch wird, wo das Gedicht eigentlich in sprachlicher Kühle erscheint. Einen guten Eindruck vom Werk Wallace Stevens' bekommt Sabin mit dem Band aber dennoch.
© Perlentaucher Medien GmbH
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