The ever-surprising John Updike's twenty-second novel is a brilliant contemporary fiction that will surely be counted as one of his most powerful. It tells of eighteen-year-old Ahmad Ashmawy Mulloy and his devotion to Allah and the words of the Holy Qur'an, as expounded to him by a local mosque's imam. The son of an Irish-American mother and an Egyptian father who disappeared when he was three, Ahmad turned to Islam at the age of eleven. He feels his faith threatened by the materialistic, hedonistic society he sees around him in the slumping factory town of New Prospect, in northern New Jersey. Neither the world-weary, depressed guidance counselor at Central High School, Jack Levy, nor Ahmad's mischievously seductive black classmate, Joryleen Grant, succeeds in diverting the boy from what his religion calls the Straight Path. When he finds employment in a furniture store owned by a family of recently immigrated Lebanese, the threads of a plot gather around him, with reverberations that rouse the Department of Homeland Security. But to quote the Qur'an: Of those who plot, God is the best.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.08.2006Im Tunnel
John Updike im Kopf eines Verführten: "Terrorist"
Literatur kann wie ein Aufschrei sein. In den meisten Fällen aber braucht sie Zeit und Distanz. Jahre können vergehen, bis sie sich eines Themas annimmt und als Fiktion den Kampf mit der Realität aufnimmt. Mit literarischer Zeitverzögerung ist in diesem Herbst ein neues Genre entstanden: der Terroristen-Roman. Autoren begeben sich hinein in die Köpfe von Attentätern und Fundamentalisten, versuchen, von dort aus in die Abgründe zu schauen, die den täglichen Nachrichten verborgen bleiben: Der in Paris lebende Mohammed Moulessehoul fragt in seinem, unter dem Pseudonym seiner Frau Yasmina Khadra veröffentlichten Roman "Die Attentäterin", was eine Frau zur Gotteskriegerin macht. Christoph Peters ist fasziniert vom Gedanken, "daß etwas Geistiges eine derartige Kraft haben kann, daß man dafür sein Leben opfert, gegebenenfalls sogar dafür tötet" - und läßt in "Ein Zimmer im Haus des Krieges" einen jungen Deutschen zum Islam konvertieren und sich, 1993 in Ägypten, dem bewaffneten Kampf gegen die Ungläubigen anschließen. Und John Updike, der große Updike, erfindet einen 18jährigen amerikanischen Jungen, halb irischer, halb ägyptischer Herkunft, den er mitten in New Jersey in die Fänge eines fundamentalistischen Jemeniten geraten läßt.
Ist das gefährlich? Machen sich diese Autoren verdächtig, mit ihren Mörder-Figuren zu sympathisieren, wird da gerne gefragt? Es ist nicht gefährlich. Literatur hat das schon immer gemacht. Es muß nur funktionieren. Und in Updikes Roman "Terrorist", der diese Woche bei Rowohlt erscheint, funktioniert es leider nicht. Da kann man den ehrwürdigen Chronisten der amerikanischen Provinz mit seiner kleinstädtischen Ehebruchsobsession und den, trotz aller Verführungskraft, irgendwie immer abgehalfterten Männerfiguren noch so lieben: Was den jungen Ahmad Mulloy zum Terroristen macht, versteht man bis zum Schluß überhaupt nicht. Oder anders gesagt: Wenn sich alle vaterlos aufgewachsenen Jungen halbarabischer Herkunft in Amerika mit elf Jahren dazu entschlössen, in einem fundamentalistischen Scheich der Moschee ihres Vertrauens einen Ersatzvater zu sehen, hätte Amerika tatsächlich ein Problem. Updikes Roman ist ein Experiment. Um die Voraussetzungen seiner Versuchsanordnung aber kümmert er sich so gut wie gar nicht.
Vielleicht ist er am Ende auch einfach ein zu guter Mensch. "Terrorist" ist der erste Thriller, den Updike geschrieben hat, mit einem spannenden Showdown am Schluß: Ahmad sitzt auf dem Fahrersitz eines mit vier Tonnen Sprengstoff beladenen Lkw, dessen Ladung er mitten in einem Tunnel hochgehen lassen will. Auf dem Beifahrersitz sein Vertrauenslehrer von der Highschool, der ihn an einer Kreuzung aufgehalten hat und nun versucht, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Schafft er es nicht, fliegt er mit in die Luft. Also redet er um ihrer beider Leben, probiert alle Vertrauenslehrertricks aus, gibt den Wissenden, den Mahner, den väterlichen Freund, sucht nach dem entscheidenden Argument. Daß es niedlich plattgedrückte Kindernasen an Autoscheiben sind, die den jungen Ahmad für einen Moment zögern lassen könnten, ist von großer Updikescher Menschlichkeit. Es ist aber auch kitschig - und das eigentliche Problem dann doch ein anderes.
JULIA ENCKE
John Updike: "Terrorist". Roman. Rowohlt-Verlag. 352 Seiten, 19,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
John Updike im Kopf eines Verführten: "Terrorist"
Literatur kann wie ein Aufschrei sein. In den meisten Fällen aber braucht sie Zeit und Distanz. Jahre können vergehen, bis sie sich eines Themas annimmt und als Fiktion den Kampf mit der Realität aufnimmt. Mit literarischer Zeitverzögerung ist in diesem Herbst ein neues Genre entstanden: der Terroristen-Roman. Autoren begeben sich hinein in die Köpfe von Attentätern und Fundamentalisten, versuchen, von dort aus in die Abgründe zu schauen, die den täglichen Nachrichten verborgen bleiben: Der in Paris lebende Mohammed Moulessehoul fragt in seinem, unter dem Pseudonym seiner Frau Yasmina Khadra veröffentlichten Roman "Die Attentäterin", was eine Frau zur Gotteskriegerin macht. Christoph Peters ist fasziniert vom Gedanken, "daß etwas Geistiges eine derartige Kraft haben kann, daß man dafür sein Leben opfert, gegebenenfalls sogar dafür tötet" - und läßt in "Ein Zimmer im Haus des Krieges" einen jungen Deutschen zum Islam konvertieren und sich, 1993 in Ägypten, dem bewaffneten Kampf gegen die Ungläubigen anschließen. Und John Updike, der große Updike, erfindet einen 18jährigen amerikanischen Jungen, halb irischer, halb ägyptischer Herkunft, den er mitten in New Jersey in die Fänge eines fundamentalistischen Jemeniten geraten läßt.
Ist das gefährlich? Machen sich diese Autoren verdächtig, mit ihren Mörder-Figuren zu sympathisieren, wird da gerne gefragt? Es ist nicht gefährlich. Literatur hat das schon immer gemacht. Es muß nur funktionieren. Und in Updikes Roman "Terrorist", der diese Woche bei Rowohlt erscheint, funktioniert es leider nicht. Da kann man den ehrwürdigen Chronisten der amerikanischen Provinz mit seiner kleinstädtischen Ehebruchsobsession und den, trotz aller Verführungskraft, irgendwie immer abgehalfterten Männerfiguren noch so lieben: Was den jungen Ahmad Mulloy zum Terroristen macht, versteht man bis zum Schluß überhaupt nicht. Oder anders gesagt: Wenn sich alle vaterlos aufgewachsenen Jungen halbarabischer Herkunft in Amerika mit elf Jahren dazu entschlössen, in einem fundamentalistischen Scheich der Moschee ihres Vertrauens einen Ersatzvater zu sehen, hätte Amerika tatsächlich ein Problem. Updikes Roman ist ein Experiment. Um die Voraussetzungen seiner Versuchsanordnung aber kümmert er sich so gut wie gar nicht.
Vielleicht ist er am Ende auch einfach ein zu guter Mensch. "Terrorist" ist der erste Thriller, den Updike geschrieben hat, mit einem spannenden Showdown am Schluß: Ahmad sitzt auf dem Fahrersitz eines mit vier Tonnen Sprengstoff beladenen Lkw, dessen Ladung er mitten in einem Tunnel hochgehen lassen will. Auf dem Beifahrersitz sein Vertrauenslehrer von der Highschool, der ihn an einer Kreuzung aufgehalten hat und nun versucht, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Schafft er es nicht, fliegt er mit in die Luft. Also redet er um ihrer beider Leben, probiert alle Vertrauenslehrertricks aus, gibt den Wissenden, den Mahner, den väterlichen Freund, sucht nach dem entscheidenden Argument. Daß es niedlich plattgedrückte Kindernasen an Autoscheiben sind, die den jungen Ahmad für einen Moment zögern lassen könnten, ist von großer Updikescher Menschlichkeit. Es ist aber auch kitschig - und das eigentliche Problem dann doch ein anderes.
JULIA ENCKE
John Updike: "Terrorist". Roman. Rowohlt-Verlag. 352 Seiten, 19,90 Euro.
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