Der Mülheimer Laientheologe und Prediger Gerhard Tersteegen (1697 - 1769) hat eine klosterähnliche Kommunität gegründet als demonstratives Vorbild für die Frömmigkeit der Kirche seiner Zeit. 1727 begann er mit den Berufungen von Brüdern und Schwestern in das Haus auf der Otterbeck (bei Heiligenhaus). In ihm sollte ein jeder den privaten Raum für die Frömmigkeit, die Tersteegen vorlebte, finden und wahren: Abkehr von der Welt, Herzensgebet, Schweigen und andere Übungen zur Erfahrung der Gegenwart Gottes auf dem Seelengrund.Der Band stellt die inspirierenden Vorbilder Tersteegens für diese Gründung vor und schildert die Konflikte innerhalb der Gemeinschaft: Tersteegen allein bestimmte "väterlich autoritär" ihre Lebensweise, allerdings nur per Briefpost aus dem entfernten Mülheim. 1732 sah er sich genötigt, eine Hausordnung zu schaffen - Vorbild war hier Benedikt von Nursia u.a. In den späten 40er Jahren stellte Tersteegen resigniert zunehmend den Briefkontakt ein: Er sah sein Werk auf der Otterbeck gescheitert.Textgrundlagen der Studie bleiben die 2008 von Gustav A. Benrath edierten Tersteegenbriefe und drei überlieferte Abschriften der Otterbeckregel. Sie gehört zu den wenigen Zeugnissen des die leibhaftige geschwisterliche Gemeinschaft scheuenden Predigers, die eine gewisse Nähe zum gemeinschaftsbetonenden Pietismus verraten.