Quintus Septimius Florens, bekannt unter seinem Beinamen Tertullian (geb. ca. 160 in Karthago, gest. daselbst nach 220), ist der erste Lateiner unter den frühchristlichen Apologeten. Nach einer Karriere als Anwalt in Rom kam er erst in der Mitte seines Lebens zum Christentum. Fortan widmete er all seine intellektuelle Kraft und sein schriftstellerisches Genie der Verteidigung des christlichen Glaubens. Seine scharfsinnige Wahrnehmung des universellen Machtanspruchs der römischen Kaiser führte ihn zur Vision eines christlichen Römerreiches. In ihr wird zum ersten Mal der christliche Untertan sichtbar, der mehr als hundert Jahre später unter Konstantin dem Imperium neuen Halt zu geben versprach. Seinen Glaubensbrüdern gab Tertullian in seiner berühmten Apologie ('Apologeticum', um 197) Argumente an die Hand, mit denen sie sich gegen alle Vorwürfe ihrer heidnischen Gegner verteidigen konnten. Tertullian erreichte mit seinem Werk viele christliche Leser, doch dieser Umstand konnte nicht verhindern, dass er schließlich an den Rand der sich formierenden Großkirche gedrängt wurde. Am Ende seines Lebens zum Außenseiter geworden, starb Tertullian im Zorn über die Verweltlichung des christlichen Lebens. Viele seiner Ideen jedoch, darunter der Gedanke der Trinität (ein Begriff, der von ihm geprägt und eingeführt wurde), wiesen weit in die Zukunft. Mit seiner Antizipation eines christlich gewordenen Imperium Romanum war der Weg der verfolgten christlichen Minderheit zu einem Machtfaktor im Staat vorgezeichnet.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Mischa Meier ist recht zufrieden mit dieser Monografie zu Tertullian, den "Schöpfer des Kirchenlateins" und Wegbereiter der Integration des Christentums ins Römische Reich. Eine solche habe lange gefehlt, und Unmögliches könne man der Autorin nicht abverlangen. Zum Beispiel eine Rekonstruktion des Lebens von Tertullian - man weiß, so Meier, schlichtweg sehr wenig über den radikalen christlichen Eiferer, und das wird wohl auch so bleiben. Und deshalb, so fährt er fort, bleibe auch Henrike Zilling nichts weiter übrig, als die Person des Tertullian aus seinen Schriften zu extrahieren. Das aber gelingt ihr nach Ansicht des Rezensenten durchaus lobenswert, wenn er auch mängelnd anmerkt, dass sie sich ein bisschen zu oft mit dem aktuellen Forschungsstand begnügt, anstatt auf Quellenmaterial - "vor allem dasjenige jenseits der Schriften Tertullians" - zurückzugreifen. Positiv hebt er Zillings Analyse des im Jahr 197 verfassten "Apologeticum" hervor: Vor allem, indem sie die das "innerchristliche Wirkungsfeld dieser Schrift" darstellt, die offiziell an die Römischen Statthalter gerichtet war, vermöge sie wertvolle neue "Deutungsperspektiven" zu eröffnen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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