Die große Angst vor der Geldentwertung - und was die Politik tun muss
Tanken, Heizen, Einkaufen - alles ist teurer geworden, die Inflationsrate ist auf Rekordhoch. Müssen wir uns in Zukunft noch mehr Sorgen um unser Geld machen? Wird das Leben unbezahlbar? Wirtschaftsanalyst Maurice Höfgen beschäftigt sich tagein tagaus mit der Lage und warnt vor Panik, denn die aktuellen Mondpreise sind eine Folge des Krieges in der Ukraine und der Corona-Pandemie. Die Ampel muss aber dennoch handeln, damit der Alltag wieder bezahlbar wird. Trifft sie die falschen Entscheidungen, kann auf den Preisschock eine Wirtschaftskrise folgen.
»Teuer!« ist eine scharfe Analyse, die zeigt, wie man die aktuelle Nachrichtenlage richtig deutet - und Missverständnisse über Inflation aufklärt.
Tanken, Heizen, Einkaufen - alles ist teurer geworden, die Inflationsrate ist auf Rekordhoch. Müssen wir uns in Zukunft noch mehr Sorgen um unser Geld machen? Wird das Leben unbezahlbar? Wirtschaftsanalyst Maurice Höfgen beschäftigt sich tagein tagaus mit der Lage und warnt vor Panik, denn die aktuellen Mondpreise sind eine Folge des Krieges in der Ukraine und der Corona-Pandemie. Die Ampel muss aber dennoch handeln, damit der Alltag wieder bezahlbar wird. Trifft sie die falschen Entscheidungen, kann auf den Preisschock eine Wirtschaftskrise folgen.
»Teuer!« ist eine scharfe Analyse, die zeigt, wie man die aktuelle Nachrichtenlage richtig deutet - und Missverständnisse über Inflation aufklärt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.08.2023Ob Keynes das gefallen hätte?
Youtuber Maurice Höfgen analysiert die Inflation
Die Rückkehr der Inflation ist für viele Menschen eine Bedrohung. Die Kaufkraft sinkt, Altersvorsorgevermögen fallen, und nur diejenigen mit Preissetzungsmacht (bei Produkten und Löhnen) profitieren. Die Wirkung der Teuerung auf verschiedene Einkommensgruppen herauszustellen ist ein Verdienst des Buchs "Teuer!" des Bundestagsreferenten, Volkswirts und Youtubers ("Geld für die Welt") Maurice Höfgen. Auch die Wirkungsketten von Lieferengpässen in der Pandemie über Angebotsknappheiten durch die russische Aggression gegen die Ukraine und die steigenden Energiepreise seither arbeitet er für ökonomisch nicht vorgebildete Leser nachvollziehbar heraus.
Warum er aber als Untertitel seines Buchs "Die Wahrheit über Inflation, ihre Profiteure und das Versagen der Politik" gewählt hat, erschließt sich nicht. Weder wird anderswo die Unwahrheit erzählt noch belegt er seine Kritik des Versagens. Höfgen beteiligt sich an einem Raunen über die ökonomischen Akteure von Bundesregierung bis zur Zentralbankführung. Geldpolitik aus dem Elfenbeinturm von "Zentralbank-Technokraten mit dicken sechsstelligen Jahresgehältern", die Malocher mit hohen Zinsen arbeitslos machen wollten, zynische Botschaften verbreiteten und mit einem monetaristischen Experiment gnadenlos gescheitert seien. Leute von diesem Schlage seien mit Crashpropheten aus demselben Holz geschnitzt: Das ist ein bisschen viel auf einmal und Höfgens Beitrag zur Politikverdrossenheit.
So wertvoll seine Alphabetisierung von Laien über weite Strecken des gut lesbaren Buchs ist, der Autor ist zu voreingenommen. Seine Darstellung, nach der die Europäische Zentralbank ihre Zinsentscheidung nur auf die Geldmenge stütze, ist mindestens überholt - wenn sie überhaupt je stimmte. Er verkennt, dass unter Mario Draghi die neokeynesianische Sichtweise, die auf realwirtschaftliche Knappheiten als Inflationstreiber abhebt, in der EZB dominant war. Auch den Wiederaufschwung Südeuropas nach der Eurokrise verkennt er und plädiert für staatliche Ausgabenprogramme, um dem Sandwich-Problem (steigende Kosten, wegbrechende Nachfrage) Herr zu werden. So hat er ein Buch geschrieben, das links-keynesianische Argumente beispielhaft vorführt. Eine hilfreiche Diagnose, um die Situation ärmerer Haushalte zu verbessern, liefert er dagegen nicht. PHILIPP KROHN
Maurice Höfgen: Teuer! Die Wahrheit über Inflation, ihre Profiteure und das Versagen der Politik. dtv, München 2023, 240 Seiten, 20 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Youtuber Maurice Höfgen analysiert die Inflation
Die Rückkehr der Inflation ist für viele Menschen eine Bedrohung. Die Kaufkraft sinkt, Altersvorsorgevermögen fallen, und nur diejenigen mit Preissetzungsmacht (bei Produkten und Löhnen) profitieren. Die Wirkung der Teuerung auf verschiedene Einkommensgruppen herauszustellen ist ein Verdienst des Buchs "Teuer!" des Bundestagsreferenten, Volkswirts und Youtubers ("Geld für die Welt") Maurice Höfgen. Auch die Wirkungsketten von Lieferengpässen in der Pandemie über Angebotsknappheiten durch die russische Aggression gegen die Ukraine und die steigenden Energiepreise seither arbeitet er für ökonomisch nicht vorgebildete Leser nachvollziehbar heraus.
Warum er aber als Untertitel seines Buchs "Die Wahrheit über Inflation, ihre Profiteure und das Versagen der Politik" gewählt hat, erschließt sich nicht. Weder wird anderswo die Unwahrheit erzählt noch belegt er seine Kritik des Versagens. Höfgen beteiligt sich an einem Raunen über die ökonomischen Akteure von Bundesregierung bis zur Zentralbankführung. Geldpolitik aus dem Elfenbeinturm von "Zentralbank-Technokraten mit dicken sechsstelligen Jahresgehältern", die Malocher mit hohen Zinsen arbeitslos machen wollten, zynische Botschaften verbreiteten und mit einem monetaristischen Experiment gnadenlos gescheitert seien. Leute von diesem Schlage seien mit Crashpropheten aus demselben Holz geschnitzt: Das ist ein bisschen viel auf einmal und Höfgens Beitrag zur Politikverdrossenheit.
So wertvoll seine Alphabetisierung von Laien über weite Strecken des gut lesbaren Buchs ist, der Autor ist zu voreingenommen. Seine Darstellung, nach der die Europäische Zentralbank ihre Zinsentscheidung nur auf die Geldmenge stütze, ist mindestens überholt - wenn sie überhaupt je stimmte. Er verkennt, dass unter Mario Draghi die neokeynesianische Sichtweise, die auf realwirtschaftliche Knappheiten als Inflationstreiber abhebt, in der EZB dominant war. Auch den Wiederaufschwung Südeuropas nach der Eurokrise verkennt er und plädiert für staatliche Ausgabenprogramme, um dem Sandwich-Problem (steigende Kosten, wegbrechende Nachfrage) Herr zu werden. So hat er ein Buch geschrieben, das links-keynesianische Argumente beispielhaft vorführt. Eine hilfreiche Diagnose, um die Situation ärmerer Haushalte zu verbessern, liefert er dagegen nicht. PHILIPP KROHN
Maurice Höfgen: Teuer! Die Wahrheit über Inflation, ihre Profiteure und das Versagen der Politik. dtv, München 2023, 240 Seiten, 20 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wie Maurice Höfgen dem wirtschaftspolitischen Laien Rezession, Teuerung und Lieferengpässe erklärt, findet Rezensent Philipp Krohn erstmal "gut lesbar" und "nachvollziehbar". Aber wenn er sich dann am "Raunen" über die Verantwortlichen der Inflation beteiligt, ist der Rezensent genervt: Wer hier versagt haben soll oder gelogen, erschließt sich ihm nicht. Und ärmeren Ländern hilft der von Höfgen vertretene Links-Keynesianismus auch nicht, denkt sich der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Wer will, erfährt nebenbei eine Menge politischer, vor allem aber ökonomischer Zusammenhänge, deren verständliche Aufbereitung in deutscher Sprache derzeit ihresgleichen sucht. getabstract 20230818