1193. König Richard Löwenherz gerät nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug in die Gefangenschaft von Leopold Herzog von Österreich. Sein Begleiter Guillaume of Waringham fällt die zweifelhafte Ehre zu, Richards Mutter, Aliénor von Aquitanien, über die Gefangennahme ihres Sohnes zu unterrichten und um
Lösegeld zu bitten. Um dies möglichst unauffällig zu erledigen, weil nicht jeder Richard wieder als…mehr1193. König Richard Löwenherz gerät nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug in die Gefangenschaft von Leopold Herzog von Österreich. Sein Begleiter Guillaume of Waringham fällt die zweifelhafte Ehre zu, Richards Mutter, Aliénor von Aquitanien, über die Gefangennahme ihres Sohnes zu unterrichten und um Lösegeld zu bitten. Um dies möglichst unauffällig zu erledigen, weil nicht jeder Richard wieder als freien Mann sehen will, spannt Guillaume seinen Bruder Yvain ein. Der 15-jährige Yvain aber hat Richards größtem Rivalen und Bruder Prinz John Plantagenet (Ohneland) die Treue geschworen. So stehen Guillaume und Yvain auf unterschiedlichen Seiten. König Richard kommt zwar gegen ein riesiges Lösegeld frei und regiert noch einige Jahre, doch während einer Belagerung stirbt er plötzlich, so dass sich Prinz John endlich zum König krönen lassen kann. König Johns grausame Herrschaft stellt Yvains Treue zu ihm auf eine harte Probe, ebenso das Verhältnis zu seinem Bruder Guillaume…
Rebecca Gablé hat mit „Teufelskrone“ den sechsten Teil ihrer Waringham-Saga vorgelegt, der nicht nur mit einer wieder einmal ausgezeichneten historischen Recherche zu punkten weiß, sondern den Leser mit seiner spannenden Handlung regelrecht in die Seiten hineinsaugt und in eine vergangene Zeit entführt. Der Erzählstil ist flüssig, atmosphärisch-dicht und sehr bildhaft, während der Lektüre hat man als Leser das Gefühl, nicht nur alles wie einen Film vor dem inneren Auge vorbeiziehen zu sehen, sondern als unsichtbarer Statist Geschichte regelrecht mitzuerleben. Die Verflechtung von historischen Fakten der englischen Geschichte und fiktiver Handlung ist in diesem Buch wieder einmal sehr gelungen. Nicht die Regentschaft von Plantagenet und seine Machenschaften werden aufs Anschaulichste geschildert, auch der Zwist zwischen Guillaume und Yvain bricht immer wieder durch, denn sie stehen nicht nur auf unterschiedlichen politischen Seiten, sondern lieben zudem noch die gleiche Frau, genügend Konfliktstoff für eine spannende Geschichte, die durch viele geschickte Wendungen immer wieder aufs Neue überraschen kann und den Leser bei der Stange hält. Obwohl das Buch mehr als 900 Seiten stark ist, kann man es kaum aus der Hand legen, so sehr fasziniert der Bruderzwist nebst den geschichtlichen Ereignissen. Zusätzlich kann das Buch mit einem ausführlichen Nachwort und einem Personenverzeichnis überzeugen.
Die Charaktere sind sehr detailliert und differenziert ausgestaltet und mit Leben gefüllt. Gablé besitzt die Gabe, historisch belegte Personen so zu kreieren, dass man als Leser das Gefühl hat, ihnen persönlich zu begegnen. Yvain ist zwar erst 15 Jahre alt, liebt Pferde und Familie über alles, vereint Hilfsbereitschaft aber auch eine gewisse Verherrlichung in sich, die sich zeigt in dem großen Ehrgefühl, das ihn an die Seite von John Plantagenet kettet. Als Leser wundert man sich oft, wie hoch seine Loyalität bzw. seine Schmerzgrenze ist, denn Plantagenet ist ein machtbesessener, despotischer und gieriger Mann, dem immer die Angst im Nacken sitzt, jemand könnte ihm etwas wegnehmen, das ihm zusteht. Seine Grausamkeit kennt keine Grenzen, auch vor Getreuen macht er nicht Halt und wendet Gewalt an. Aufgrund seines Eides und der wechselhaften Stimmungen Plantagenets braucht Yvain sehr lange, bis er der Wahrheit ins Auge blicken, seinem Gewissen folgen und sich von John lösen kann.
„Teufelskrone“ ist wieder einmal jede Leseminute und jede Seite wert. Rebecca Gablé hat einmal mehr bewiesen, warum sie die unangefochtene Königin des historischen Romans ist. Der Leser wird nicht nur unterhalten, sondern lernt auch noch was dabei. Absolute Leseempfehlung für das Sahnehäubchen des Jahres. Chapeau – besser geht es nicht!