Antonin Artauds Karriere als Filmschauspieler begann 1924 in der Rolle eines diabolischen Gigolos, der in Zeitlupe erdrosselt wird. Seine Auseinandersetzung mit dem Kino endete nach 22 Schauspielrollen. Die anfängliche Euphorie für das noch junge Medium und die feste Überzeugung, zum Filmstar geschaffen zu sein, weicht einer Ernüchterung. Der vom Kino Enttäuschte stürzte sich ab 1935 in das Abenteuer seines 'Theaters der Grausamkeit', denn "vom Kino darf man nicht erwarten, dass es uns die MYTHEN des Menschen von heute und des gegenwärtigen Lebens zurückgibt".
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Endlich sind Antonin Artauds "Texte zum Film" auf deutsch erschienen, freut sich der Rezensent Fritz Göttler. Artaud habe das Kino so radikal gedacht wie wenige sonst. Er habe versucht, all das, was im Theater nicht möglich war, was an der Sprache abgenutzt schien, für den Film neu zu denken - besonders nach dem Umbruch vom Stumm- zum Tonfilm betrachtete er das Kino als revolutionär. Der Rezensent bezeichnet Artaud als Visionär, als einen Besessenen, der mit Drogen experimentierte und seinem Körper und seiner Seele gleichermaßen Gewalt antat. Artaud geriet regelmäßig in Streit mit allen um ihn herum, auch mit den Surrealisten, die sonst selbst die Unruhestifter ihrer Zeit waren. Im Kino wollte er das innere Bewusstsein nach außen kehren, erklärt Göttler. Die Sprache habe Artaud immer als etwas Vermitteltes gesehen. Stattdessen wollte er die unmittelbare Erfahrung inszenieren, träumte vom mehrdimensionalen Film, von Gerüchen im Filmtheater: ein Film, der die Leinwand verlässt und direkt mit dem Publikum in Kontakt tritt, umschreibt der Rezensent die Aspirationen Artauds. Göttler fühlt sich an Derrida erinnert. Für ihn steht Artaud für das Ende der Repräsentation.
© Perlentaucher Medien GmbH
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