Eine abgelegene Rehaklinik ist Schauplatz des Med-Thrillers von Bestseller-Autorin Ursula Poznanski . Diesmal denkt die ehemalige Medizinjournalistin Chancen und Gefahren der modernen Hirnforschung konsequent weiter und trifft wieder einmal einen Nerv - buchstäblich!
Ein schwerer Motorradunfall katapultiert den siebzehnjährigen Timo aus seinem normalen Leben und fesselt ihn für Monate ans Krankenbett. Auf dem Markwaldhof, einem Rehabilitationszentrum, soll er sich von seinen Knochenbrüchen und dem Schädelhirntrauma erholen. Aber schnell stellt Timo fest, dass sich merkwürdige Dinge im Haus abspielen: Der Junge, mit dem er sich das Zimmer teilt, gilt als Wachkomapatient und hoffnungsloser Fall, doch nachts läuft er herum, spricht - und droht Timo damit, ihn zu töten, falls er anderen davon erzählt.
Eine Sorge, die unbegründet ist, denn Timos Sprachzentrum ist schwer beeinträchtigt, seine Feinmotorik erlaubt ihm noch nicht niederzuschreiben, was er erlebt. Und allmählich entdeckt er an sich selbst Fähigkeiten, die neu sind. Er kann Dinge, die er nicht können dürfte. Weiß von Sachen, die er nicht wissen sollte ...
Ein schwerer Motorradunfall katapultiert den siebzehnjährigen Timo aus seinem normalen Leben und fesselt ihn für Monate ans Krankenbett. Auf dem Markwaldhof, einem Rehabilitationszentrum, soll er sich von seinen Knochenbrüchen und dem Schädelhirntrauma erholen. Aber schnell stellt Timo fest, dass sich merkwürdige Dinge im Haus abspielen: Der Junge, mit dem er sich das Zimmer teilt, gilt als Wachkomapatient und hoffnungsloser Fall, doch nachts läuft er herum, spricht - und droht Timo damit, ihn zu töten, falls er anderen davon erzählt.
Eine Sorge, die unbegründet ist, denn Timos Sprachzentrum ist schwer beeinträchtigt, seine Feinmotorik erlaubt ihm noch nicht niederzuschreiben, was er erlebt. Und allmählich entdeckt er an sich selbst Fähigkeiten, die neu sind. Er kann Dinge, die er nicht können dürfte. Weiß von Sachen, die er nicht wissen sollte ...
Thalamus, Ursula Poznanski
Neuer Jugendthriller der österreichischen Autorin Ursula Poznanski: Thalamus. Der 448 Seiten starke Thriller für Jugendliche ab 14 Jahren spielt in einer Rehaklinik, in der sich unerklärliche Phänomene ereignen.Thalamus stammt übrigens vom griechischen „thálamos“ ab, was „Schlafgemach“ bedeutet. Thalamus ist die medizinische Bezeichnung für einen Teil des menschlichen Zwischenhirns, der dafür zuständig ist, die ein- und ausgehenden Informationen zum Großhirn zu steuern. Somit wird schon mit dem Titel des Buches klar, dass sich Ursula Poznanski bei ihrem neuesten Werk den Erkenntnissen moderner Hirnforschung bedient.
Hirngeschädigte mit ungeahnten Fähigkeiten in Thalamus
Ein Sturz mit dem Motorrad, bei dem sich Timo mehrere Knochen brach sowie ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitt, zwingt den 17-jährigen Jungen zu einem längeren Aufenthalt im Rehabilitationszentrum Markwaldhof. Doch die Genesung ist schwierig in einem Haus, in dem sich höchst seltsame Dinge ereignen: Sein Bettnachbar, der sich im Wachkoma befindet, verlässt in der Nacht sein Bett, spricht und droht Timo ihn umzubringen, wenn die anderen davon erfahren sollten. Eigentlich ist Timo gar nicht dazu im Stande, denn sowohl das Sprechen, wie auch das Schreiben muss Timo nach dem Unfall erst wieder erlernen. Doch schon bald erkennt Timo neue Fähigkeiten an sich selbst, die für ihn unergründlich sind. Plötzlich kann er Dinge, die eigentlich unmöglich sind und er weiß Dinge, die er besser nicht wissen sollte…Ausgezeichnete Jugendbuchautorin Ursula Poznanski
Ursula Poznanski ist eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Jugendbuchautorinnen. Ihr Debüt „Erebos“ erschien 2010 und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis 2011. Neben Thrillern für Jugendliche schreibt Poznanski auch erfolgreich Thriller für Erwachsene, die ebenfalls auf den Bestsellerlisten zu finden sind.Zuletzt hat es der 2017 erschienene Jugendthriller „AQUILA“ auf die Jahresbestsellerliste des Spiegels geschafft und belegte Platz 18 der SPIEGEL Bestsellerliste Paperback und Platz 7 der Bestsellerliste Jugendbuch. Auch der ein Jahr vorher erschienene Thriller „Elanus“ ist auf der Jahresbestsellerliste Paperback 2017 des Magazin DER SPIEGEL zu finden. Damit sind die Hoffnungen und Erwartungen der Leserschaft groß, was den Erfolg des neuen Poznanski-Thrillers Thalamus angeht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.08.2018Wer spricht da mit meiner Stimme aus meinem Mund?
Versuch über das Marionettentheater: In Ursula Poznanskis neuem Roman entdeckt ein Jugendlicher seltsame Vorgänge in einer Reha-Klinik
Etwas sagen zu wollen und nicht zu können, weil der Mund nur dumpfes Geheul produziert anstelle von verständlichen Worten, ist eine albtraumhafte Erfahrung. Entsetzlich aber ist, wenn auf einmal zwar doch die eigene Stimme klar artikuliert zu hören ist, aber die Worte nicht von einem selbst stammen. Timo jedenfalls, der nach einem Unfall in der Reha-Klinik "Markwaldhof" liegt, hört sich selbst plötzlich Drohungen gegenüber dem behandelnden Arzt ausstoßen. Als der dann "Aber Timo!" sagt, antwortet die Stimme des Jungen nur: "Ich bin nicht Timo!"
Niemand ist darüber erschrockener als Timo selbst, der Held in Ursula Poznanskis neuem Roman. Der trägt den Titel "Thalamus", was ihn unter ähnliche wie "Elanus", "Erebos" oder "Aquila" reiht, allesamt frühere Romane der fleißigen Autorin. Und wie in vielen ihrer Bücher steht auch hier ein Jugendlicher wenigstens anfangs allein einer avancierten Technik gegenüber, die im Hintergrund wirkt und erst nach und nach in all ihren Auswirkungen von ihm begriffen wird: einem zunehmend selbständiger agierenden Computerspiel in "Erebos", einer Geheiminformationen übermittelnden Brille in "Layers", einem Armband, das die biologischen Daten seines Trägers erhebt wie in der "Die Verratenen"-Trilogie.
Um Biologie geht es auch in "Thalamus" - der Titel verweist auf das Hirnareal, in dem Sinneswahrnehmungen verarbeitet werden. Der Schauplatz des Romans ist fast ausnahmslos jener Markwaldhof, in dem Patienten langsam wieder gehen oder sprechen lernen. Timo, der mit schweren Hirnverletzungen eingeliefert wurde und anfangs kein Glied koordiniert bewegen kann, ist geistig hellwach, wenigstens was seine gegenwärtige Existenz angeht. Bilder aus seinem früheren Leben und vor allem von seinem Unfall sind dagegen seltsam unwirklich, sie könnten, glaubt Timo, "ebenso Einbildung wie eine Erinnerung" sein. Was genau mit ihm passiert ist, weiß er jedenfalls nicht mehr. Und was seine Freundin Hannah angeht, zu der er damals unterwegs war, als er seinen Unfall hatte, ist die Unsicherheit besonders groß: "Manchmal zweifelte er daran, dass sie wirklich existierte, und das waren die quälendsten Momente. Es war ja auch möglich, dass er sie nur erträumt hatte, und sein kaputtes Gehirn gaukelte ihm nun vor, dass es sie gab. Keine Chance, das Gegenteil zu beweisen."
Den eingetretenen Kontrollverlust, seit jeher eine der gängigsten Ängste im Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt, nimmt jedenfalls auch Timo deutlich wahr: "irgendwie entwürdigend, aber das galt sowieso für die ganze Situation hier". Tatsächlich ist "Kontrolle" ein geheimes Zentrum dieses Romans. Wo Erinnerungen fragwürdig werden und einfachste Bewegungen nicht mehr selbstverständlich sind, wo Worte gedacht, aber nicht mehr artikuliert werden können, da kreist alles um das Wiedergewinnen der Kontrolle über den eigenen Körper. Timo allerdings muss nicht nur erleben, dass er nicht mehr Herr im eigenen Haus ist. Er argwöhnt auch, dass ein anderer in dieses Haus eingezogen ist - am deutlichsten etwa, wenn sein Sprachzentrum versagt und ein anderer ihn stattdessen klar und deutlich Worte aussprechen lässt, die er niemals sagen wollte.
Ursula Poznanski ist eine versierte Autorin, die mit Leichtigkeit Spannung aufbaut und über 450 Seiten hält. Dass etwas nicht stimmt im Reha-Zentrum, wird rasch deutlich, und ebenso, dass Timo ganz klassisch nicht wissen kann, wem er trauen darf. Hinzu kommt Poznanskis kluge Konstruktion, dass Timo einiges herausfindet, was er aber mangels klarer Artikulation niemandem mitteilen kann - auch das Schreiben ist ihm fast unmöglich. Timo registriert verblüfft, dass einige der Patienten ungewöhnlich rasche Fortschritte machen, nicht zuletzt er selbst, dass sich aber auch immer wieder scheinbar grundlose Rückschläge einstellen, ein Auf und Ab bis hin zu lebensbedrohlichen Krisen, denen tatsächlich zwei Patienten zum Opfer fallen.
Irritierend aber sind vor allem die Begegnungen mit anderen Patienten, etwa mit seinem Zimmernachbarn Magnus, einem jungen Mann im Wachkoma: "Wieder jemand, der nur noch aus Körper bestand, eingesperrt in sich selbst, ohne Kontakt zur Umwelt", denkt Timo. Bis Magnus eines Nachts offenbar kerngesund vor Timos Bett steht und ihn bedroht - er könne jederzeit ein Kissen nehmen, sagt Magnus, und den wehrlosen Mitpatienten ersticken. Am nächsten Morgen liegt Magnus wieder wie zuvor in seinem Bett, reagiert auf nichts und hat offenbar keinerlei Kontrolle über seinen Körper. Niemand würde Timo seine Geschichte glauben. Ganz abgesehen davon, dass er keine Möglichkeit hat, sich mitzuteilen.
Dass es in diesem Roman wesentlich um die Ambivalenz medizinischer Forschung geht, wird rasch deutlich, die ethische Dimension fehlt hier so wenig wie in sämtlichen anderen Romanen der Autorin. Vielleicht aber ist der Name, den die Autorin dem Chefarzt verliehen hat, ein Hinweis, worum es ihr über das Medizinische hinaus geht. Er heißt Kleist, so wie der Autor des berühmten Aufsatzes "Über das Marionettentheater". Darin werden Menschen mit den Figuren des Puppentheaters verglichen, die erst mit großer Grazie wie an Fäden bewegt werden, dann ohne die plötzlich durchtrennten Fäden die frühere Sicherheit verlieren und schließlich, so die Utopie, in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Fäden zu führen, Puppe und Marionettenspieler in einem. Fremd ist dieses Ziel den Betreibern dieser Klinik sicher nicht. Und Poznanski schildert, was dabei alles verlorengeht.
TILMAN SPRECKELSEN
Ursula Poznanski: "Thalamus".
Loewe Verlag, Bindlach 2018. 448 S.,
br., 16,95 [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Versuch über das Marionettentheater: In Ursula Poznanskis neuem Roman entdeckt ein Jugendlicher seltsame Vorgänge in einer Reha-Klinik
Etwas sagen zu wollen und nicht zu können, weil der Mund nur dumpfes Geheul produziert anstelle von verständlichen Worten, ist eine albtraumhafte Erfahrung. Entsetzlich aber ist, wenn auf einmal zwar doch die eigene Stimme klar artikuliert zu hören ist, aber die Worte nicht von einem selbst stammen. Timo jedenfalls, der nach einem Unfall in der Reha-Klinik "Markwaldhof" liegt, hört sich selbst plötzlich Drohungen gegenüber dem behandelnden Arzt ausstoßen. Als der dann "Aber Timo!" sagt, antwortet die Stimme des Jungen nur: "Ich bin nicht Timo!"
Niemand ist darüber erschrockener als Timo selbst, der Held in Ursula Poznanskis neuem Roman. Der trägt den Titel "Thalamus", was ihn unter ähnliche wie "Elanus", "Erebos" oder "Aquila" reiht, allesamt frühere Romane der fleißigen Autorin. Und wie in vielen ihrer Bücher steht auch hier ein Jugendlicher wenigstens anfangs allein einer avancierten Technik gegenüber, die im Hintergrund wirkt und erst nach und nach in all ihren Auswirkungen von ihm begriffen wird: einem zunehmend selbständiger agierenden Computerspiel in "Erebos", einer Geheiminformationen übermittelnden Brille in "Layers", einem Armband, das die biologischen Daten seines Trägers erhebt wie in der "Die Verratenen"-Trilogie.
Um Biologie geht es auch in "Thalamus" - der Titel verweist auf das Hirnareal, in dem Sinneswahrnehmungen verarbeitet werden. Der Schauplatz des Romans ist fast ausnahmslos jener Markwaldhof, in dem Patienten langsam wieder gehen oder sprechen lernen. Timo, der mit schweren Hirnverletzungen eingeliefert wurde und anfangs kein Glied koordiniert bewegen kann, ist geistig hellwach, wenigstens was seine gegenwärtige Existenz angeht. Bilder aus seinem früheren Leben und vor allem von seinem Unfall sind dagegen seltsam unwirklich, sie könnten, glaubt Timo, "ebenso Einbildung wie eine Erinnerung" sein. Was genau mit ihm passiert ist, weiß er jedenfalls nicht mehr. Und was seine Freundin Hannah angeht, zu der er damals unterwegs war, als er seinen Unfall hatte, ist die Unsicherheit besonders groß: "Manchmal zweifelte er daran, dass sie wirklich existierte, und das waren die quälendsten Momente. Es war ja auch möglich, dass er sie nur erträumt hatte, und sein kaputtes Gehirn gaukelte ihm nun vor, dass es sie gab. Keine Chance, das Gegenteil zu beweisen."
Den eingetretenen Kontrollverlust, seit jeher eine der gängigsten Ängste im Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt, nimmt jedenfalls auch Timo deutlich wahr: "irgendwie entwürdigend, aber das galt sowieso für die ganze Situation hier". Tatsächlich ist "Kontrolle" ein geheimes Zentrum dieses Romans. Wo Erinnerungen fragwürdig werden und einfachste Bewegungen nicht mehr selbstverständlich sind, wo Worte gedacht, aber nicht mehr artikuliert werden können, da kreist alles um das Wiedergewinnen der Kontrolle über den eigenen Körper. Timo allerdings muss nicht nur erleben, dass er nicht mehr Herr im eigenen Haus ist. Er argwöhnt auch, dass ein anderer in dieses Haus eingezogen ist - am deutlichsten etwa, wenn sein Sprachzentrum versagt und ein anderer ihn stattdessen klar und deutlich Worte aussprechen lässt, die er niemals sagen wollte.
Ursula Poznanski ist eine versierte Autorin, die mit Leichtigkeit Spannung aufbaut und über 450 Seiten hält. Dass etwas nicht stimmt im Reha-Zentrum, wird rasch deutlich, und ebenso, dass Timo ganz klassisch nicht wissen kann, wem er trauen darf. Hinzu kommt Poznanskis kluge Konstruktion, dass Timo einiges herausfindet, was er aber mangels klarer Artikulation niemandem mitteilen kann - auch das Schreiben ist ihm fast unmöglich. Timo registriert verblüfft, dass einige der Patienten ungewöhnlich rasche Fortschritte machen, nicht zuletzt er selbst, dass sich aber auch immer wieder scheinbar grundlose Rückschläge einstellen, ein Auf und Ab bis hin zu lebensbedrohlichen Krisen, denen tatsächlich zwei Patienten zum Opfer fallen.
Irritierend aber sind vor allem die Begegnungen mit anderen Patienten, etwa mit seinem Zimmernachbarn Magnus, einem jungen Mann im Wachkoma: "Wieder jemand, der nur noch aus Körper bestand, eingesperrt in sich selbst, ohne Kontakt zur Umwelt", denkt Timo. Bis Magnus eines Nachts offenbar kerngesund vor Timos Bett steht und ihn bedroht - er könne jederzeit ein Kissen nehmen, sagt Magnus, und den wehrlosen Mitpatienten ersticken. Am nächsten Morgen liegt Magnus wieder wie zuvor in seinem Bett, reagiert auf nichts und hat offenbar keinerlei Kontrolle über seinen Körper. Niemand würde Timo seine Geschichte glauben. Ganz abgesehen davon, dass er keine Möglichkeit hat, sich mitzuteilen.
Dass es in diesem Roman wesentlich um die Ambivalenz medizinischer Forschung geht, wird rasch deutlich, die ethische Dimension fehlt hier so wenig wie in sämtlichen anderen Romanen der Autorin. Vielleicht aber ist der Name, den die Autorin dem Chefarzt verliehen hat, ein Hinweis, worum es ihr über das Medizinische hinaus geht. Er heißt Kleist, so wie der Autor des berühmten Aufsatzes "Über das Marionettentheater". Darin werden Menschen mit den Figuren des Puppentheaters verglichen, die erst mit großer Grazie wie an Fäden bewegt werden, dann ohne die plötzlich durchtrennten Fäden die frühere Sicherheit verlieren und schließlich, so die Utopie, in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Fäden zu führen, Puppe und Marionettenspieler in einem. Fremd ist dieses Ziel den Betreibern dieser Klinik sicher nicht. Und Poznanski schildert, was dabei alles verlorengeht.
TILMAN SPRECKELSEN
Ursula Poznanski: "Thalamus".
Loewe Verlag, Bindlach 2018. 448 S.,
br., 16,95 [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.10.2018Junge Kritiker
Fremdsteuerung des eigenen Körpers
„Etwas hatte die Kontrolle über seine Beine übernommen, genauso wie am Abend vorher über sein Sprechvermögen.“ Der 17-jährige Timo kommt in dem Jugendthriller „Thalamus“, von Ursula Poznanski, nach einem Motorradunfall in die abgeschiedene Rehaklinik Markwaldhof. Er kann sich dort sehr schnell erholen und findet Freunde. Alles scheint gut zu sein, doch dann beginnt Timo in der Nacht unter fremder Kontrolle im Schlaf zu wandeln und kann Dinge, die er tagsüber nicht im Ansatz schafft. Er hört eine seltsame Stimme in seinem Kopf, und sein Zimmernachbar, der tagsüber im Koma liegt, droht ihm in der Nacht. Als Patienten auf unerklärliche Weise plötzliche Rückfälle erleiden, versucht er zu fliehen, scheitert aber. Die Lage spitzt sich zu, als er mitbekommt, dass sie alle Versuchsobjekte eines medizinischen Experiments sind, das außer Kontrolle gerät. Da sein Sprachzentrum blockiert, ist er bei der Rettung auf sich alleine gestellt. Das gesamte Buch ist in einer personalen Erzählsituation geschrieben, man erfährt also alles nur aus Timos Sicht. Dadurch fühlt man sich, als wäre man mitten in der Geschichte. Man kann Timos Handeln nachvollziehen, weil auch sehr gut seine Gefühle durch innere Monologe beschrieben werden. Spannung wird vor allem durch die geisterhafte Stimme in Timos Kopf, die bedrohend wirkt, und durch viele offene Fragen im Text aufgebaut.
Ich persönlich finde das Buch lesenswert, da es durch seine Erzählperspektive mitreißend ist. Man kann der Handlung sehr gut folgen und sich mit den Personen identifizieren. Vor allem das Thema Fremdsteuerung des eigenen Körpers finde ich sehr spannend, und auch der Schluss beinhaltet eine realistische Auflösung, die uns in naher Zukunft betreffen könnte. Ich empfehle das Buch auf jeden Fall.
TOBIAS GÖTTLER (15 JAHRE)
Ursula Poznanski: Thalamus. Loewe Verlag, Bindlach. 448 Seiten, 16,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Fremdsteuerung des eigenen Körpers
„Etwas hatte die Kontrolle über seine Beine übernommen, genauso wie am Abend vorher über sein Sprechvermögen.“ Der 17-jährige Timo kommt in dem Jugendthriller „Thalamus“, von Ursula Poznanski, nach einem Motorradunfall in die abgeschiedene Rehaklinik Markwaldhof. Er kann sich dort sehr schnell erholen und findet Freunde. Alles scheint gut zu sein, doch dann beginnt Timo in der Nacht unter fremder Kontrolle im Schlaf zu wandeln und kann Dinge, die er tagsüber nicht im Ansatz schafft. Er hört eine seltsame Stimme in seinem Kopf, und sein Zimmernachbar, der tagsüber im Koma liegt, droht ihm in der Nacht. Als Patienten auf unerklärliche Weise plötzliche Rückfälle erleiden, versucht er zu fliehen, scheitert aber. Die Lage spitzt sich zu, als er mitbekommt, dass sie alle Versuchsobjekte eines medizinischen Experiments sind, das außer Kontrolle gerät. Da sein Sprachzentrum blockiert, ist er bei der Rettung auf sich alleine gestellt. Das gesamte Buch ist in einer personalen Erzählsituation geschrieben, man erfährt also alles nur aus Timos Sicht. Dadurch fühlt man sich, als wäre man mitten in der Geschichte. Man kann Timos Handeln nachvollziehen, weil auch sehr gut seine Gefühle durch innere Monologe beschrieben werden. Spannung wird vor allem durch die geisterhafte Stimme in Timos Kopf, die bedrohend wirkt, und durch viele offene Fragen im Text aufgebaut.
Ich persönlich finde das Buch lesenswert, da es durch seine Erzählperspektive mitreißend ist. Man kann der Handlung sehr gut folgen und sich mit den Personen identifizieren. Vor allem das Thema Fremdsteuerung des eigenen Körpers finde ich sehr spannend, und auch der Schluss beinhaltet eine realistische Auflösung, die uns in naher Zukunft betreffen könnte. Ich empfehle das Buch auf jeden Fall.
TOBIAS GÖTTLER (15 JAHRE)
Ursula Poznanski: Thalamus. Loewe Verlag, Bindlach. 448 Seiten, 16,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
"Psychothriller auf der Höhe der medizinischen Forschung." Focus "In diesem Roman geht es wesentlich um die Ambivalenz medizinischer Forschung." Frankfurter Allgemeine Zeitung "Überlegen konstruiert, enthusiastisch erzählt und mit smartem Personal bestückt, das ist der Thriller ,Thalamus.'" Münchner Merkur "Was für eine Zukunftsvision! Die gar nicht so weit weg scheint." Berliner Zeitung "Großartiger Krimi für Verschwörungstheoretiker." schule "Poznanski konstruiert einen faszinierenden Plot mit interessanten Charak-teren. Man denkt gegen Ende zu ahnen, wie die Geschichte ausgeht, doch die Autorin findet immer wieder neue Tricks, die Spannung fast ins Unerträgliche zu steigern." Der Tagesspiegel