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The National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States, known as the 9-11 Commission, is an independent, bipartisan commission created by congressional legislation and the signature of President George W. Bush in late 2002. The commission has produced a full and complete account of the circumstances surrounding the September 11, 2001 terrorist attacks, including preparation for and the immediate response to the attacks. It reports in detail on issues relating to intelligence agencies; law enforcement agencies; diplomacy; immigration, non-immigrant visas and border control; the…mehr

Produktbeschreibung
The National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States, known as the 9-11 Commission, is an independent, bipartisan commission created by congressional legislation and the signature of President George W. Bush in late 2002. The commission has produced a full and complete account of the circumstances surrounding the September 11, 2001 terrorist attacks, including preparation for and the immediate response to the attacks. It reports in detail on issues relating to intelligence agencies; law enforcement agencies; diplomacy; immigration, non-immigrant visas and border control; the flow of assets to terrorist organisations; commercial aviation; the role of congressional oversight and resource allocation; and other areas determined relevant by the Commission for its inquiry. It also provides recommendations designed to guard against future attacks.
Autorenporträt
Thomas H. Kean ist der Präsident der 'National Commission on Terrorist Attacks'Lee H. Hamilton ist der Vize-Präsidenten der 'National Commission on Terrorist Attacks'
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.09.2006

Al Qaida in toxischen Tönen
Eine Art graphischer Journalismus: Die Comicveteranen Ernie Colón und Sid Jacobson zeichnen den 11. September

PHOENIX, 8. September

Anfang des Jahres herrschte in den Vereinigten Staaten helle Empörung, daß Hollywood mit "United 93" von Paul Greengrass den ersten Film zum 11. September 2001 ins Kino brachte, Oliver Stone mit "World Trade Center" das nationale Trauma zum großen Unterhaltungsfilm machte und "9/11" zum Versatzstück der populären Kultur wurde. Zum fünften Jahrestag gibt es nun sogar einen Comic über den Terroranschlag. "Whoom!" untermalen rotgerandete, fette Buchstaben in feurigem Gelb den Aufprall des zweiten Flugzeugs ins World Trade Center. "R-rrumble" macht der Südturm bei seinem Einsturz. Und "Flamm!" schlägt der United-Flug 93 in ein Feld in Pennsylvania ein.

Ernie Colón und Sid Jacobson, zwei New Yorker Veteranen der amerikanischen Comicszene, haben die graphische Veranschaulichung der Ereignisse geschaffen - als Verbildlichung des "9/11 Report", jenes 600-Seiten-Wälzers, den die eigens dafür geschaffene Regierungskommission im Sommer 2004 veröffentlichte und der sich mit mehr als einer Million verkaufter Exemplare zum Bestseller entwickelte.

"Noch immer kennen viel zuwenig Menschen die Hintergründe des 11. September, wie sie der Bericht offenlegt", sagt Ernie Colón, und er weiß auch, warum: Er selbst gab irgendwo in der Nähe von Seite fünfzig auf. Obwohl der Regierungsbericht packend geschrieben ist, verlangt er vielen Amerikanern offenbar zu viel ab. "Ich fand es ein anstrengendes Unterfangen, den Überblick über all diese Namen, Orte, Ereignisse und Zeiten zu behalten", sagt der Fünfundsiebzigjährige. Als er wenig später in der "New York Times" einer Meldung entnahm, daß der Regisseur Ron Howard den Kommissionsreport für den Fernsehsender NBC zu verfilmen gedachte, keimte eine Idee in ihm auf: Warum nicht mit dem Zeichenstift die komplexen Zusammenhänge entzerren? "Unsere Kultur ist die am stärksten visuell geprägte der Menschheitsgeschichte", sagt Colón. "Für mich war der Comic das perfekte Medium, um den Wust der Akteure und Ereignisse zu veranschaulichen."

Colón rief seinen alten Freund Sid Jacobson (76) in Los Angeles an, und der war begeistert. "Mir war sofort klar, wie Ernies Idee realisiert werden könnte", sagt Jacobson, "als visuelle Zeitleiste." Jacobson schrumpfte den Bericht der Kommission auf ein 150 Seiten langes Comicbuch zusammen, das die wichtigsten Passagen des Papiers in Schriftleisten und den Sprechblasen der Akteure kondensiert. "Wir versuchen, den Bericht visuell zu übersetzen", sagt Jacobson, der die Figur "Richie Rich" schuf und wie Colón den Comic für eine üppige, weithin ungenutzte Quelle graphischer Veranschaulichung hält. "Wir hatten eine Art graphischen Journalismus im Sinn. Denn mit dem Zeichenstift kann man über die Begrenzungen der Fotografie hinausreichen."

Colón setzt die Ereignisse zurückhaltend und nüchtern ins Bild. Doch im Hintergrund brechen sich persönliche Erinnerungen Bahn. Colón erinnert sich, wie nach dem 11. September tagelang ein gelber Schleier über New York hing. Nicht zufällig sind in seinem Buch die Ereignisse an Bord der entführten Flugzeuge, der Blick auf Ground Zero, die Trainingscamps der Al Qaida in toxischen Gelbtönen gehalten. In Colóns Arbeit offenbaren sich die Möglichkeiten und Grenzen des Mediums: Die Visualisierung der Zusammenhänge der Angriffe in einer vierundzwanzigseitigen Zeittafel vermittelt einen unübertrefflichen Überblick, und der Gebrauch von Landkarten und Infographiken wird dem Anspruch auf Anschaulichkeit gerecht. Und wohl kaum ein Medium fängt die perverse Ästhetik der Anschläge so eindrucksvoll ein wie der Comic: Colón schuf eine Reihe von Bildern, die die alptraumhafte Realitätsimplosion dieses Tages in Erinnerung rufen - etwa das Titelbild, auf dem die rauchenden Türme hinter dem Empire State Building zu sehen sind. Auf dessen Antenne verschwimmen im Qualm Lichtreflexe zu Kristallkugeln.

Doch der Zwang zur Bebilderung ist auch ein Dilemma. Die zahlreichen Figuren der Zeitgeschichte wirken, mit anonymen Akteuren konstrastiert, zum Teil grotesk. Kreischende Frauen mit weit aufgerissenen Augen und dramatisch gespreizten Fingern, die sich den Pranken von zähneknirschenden Bösewichtern mit buschigen Augenbrauen zu entwinden suchen, bevölkern die Szenen aus den entführten Flugzeugen. Araber treten fast durchweg mit klassischen Schurkenmienen in Erscheinung, wie man sie aus Hollywood-Schinken der fünfziger Jahre kennt. Personen der Zeitgeschichte - von Bill Clinton über Condoleezza Rice, Usama Bin Ladin, Richard Clarke und Madeleine Albright - gelingen Colón mal mehr, mal weniger gut.

Colón, der in seiner fünfundvierzigjährigen Karriere Comicfiguren wie "Wonder Woman" und dem Gespenst "Casper" zu graphischer Form verholfen hat, betont, daß es ihm um Objektivität geht: "Ich habe mir große Mühe gegeben, die Figuren nicht als Karikaturen erscheinen zu lassen und im Umgang mit ihnen weniger illustrativ zu arbeiten." Besonders viel Zeit verwandte er auf Vizepräsident Cheney. "Seine natürliche Mundform wirkt wie ein höhnisches Lächeln", sagt Colón. "Als meine Frau meine Zeichnung von Cheney sah, sagte sie: Das kannst du nicht machen. Also zeichnete ich ihn noch einmal neu."

Die Künstler sahen sich in ihrem Anspruch bestätigt, als sich der Vorsitzende der 9/11-Kommission und sein Stellvertreter, Thomas Kean und Lee Hamilton, bereit erklärten, das Vorwort zu ihrem Comicbuch zu verfassen. "Wir freuen uns über die Gelegenheit, die Arbeit der Kommission einer neuen Leserschaft präsentieren zu können", heißt es darin.

Es ist keine Frage, daß sich Colón und Jacobson hier auf ein Experiment eingelassen haben. Comics haben ebenso wie Filme schreckliche Katastrophenszenarien immer wieder imaginiert, und diese Phantasieräume mit Bildern aus der Wirklichkeit zu füllen verwischt die gewohnten Grenzen. "Der Begriff Comic", sagt Colón, "hat uns am Anfang schwer belastet, trotz der Werke von Künstlern wie Eisner und Spiegelman." Der Comicpionier Will Eisner erzählte in den achtziger Jahren die Geschichte der New Yorker Immigranten in Comicform nach, Art Spiegelman legte mit "Maus" 1992 eine graphische Aufarbeitung des Holocaust vor.

Spiegelman hat auch ein Comic zum 11. September veröffentlicht, schon vor drei Jahren: "In the Shadow of No Towers", eine halluzinatorische Meditation über den Höllentrip des Autors im Angesicht der brennendem Türme. Auf einem Bild verdrischt ein bärtiger Turbanträger Max und Moritz, die die brennenden Türme auf dem Kopf tragen. Auf einem anderen ist Spiegelman mit Mausekopf zwischen Usama Bin Ladins Säbel und George W. Bushs Pistole auf seinem Zeichentisch eingenickt. In den Vereinigten Staaten fand sich lange kein Verleger für das verstörende Stück.

Es ist bezeichnend, daß nicht Spiegelmans, sondern Colóns und Jacobsons Comic den fünften Jahrestag des 11. September 2001 markiert. Ihre Dokumentation in Comicform mag sinnvoll und in weiten Teilen gelungen sein, doch es spiegelt sich in ihrer Veröffentlichung zum jetzigen Zeitpunkt auch der emotionale Abstand wider, den viele Amerikaner und übrigens auch die dokumentationssatten Fernsehsender zum fünften Jahrestag von 9/11 an den Tag legen: Bloß die Fakten, bitte.

"Are you ready for this?" titelte vergangene Woche die "Chicago Tribune" in einem Stück über das Buch von Colón und Jacobson, das vor allem den außenpolitischen Bildungseffekt ihrer Arbeit rühmt. Noch nicht bereit ist man allem Anschein nach fünf Jahre nach "9/11" zu erkennen, daß die vorliegenden Dokumentationen die Katastrophe nur verwalten. Ihre Verarbeitung verlangt nach feineren, tiefgreifenderen Instrumenten, wie sie Art Spiegelman nutzt.

NINA REHFELD

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