Art Deco war ursprünglich ein ausgesprochener Luxusstil, dessen Objekte als Einzelstücke oder in Kleinstserien hergestellt wurden. Dass dieser Stil in den Dreißigern zum Mainstream wurde und dann auch in die Massenproduktion ging, hat diesen Luxusaspekt etwas überdeckt, aber ohne die frühen Kunden
und Sammler hätte sich das Art Deco nie durchgesetzt. Alastair Duncan hat in seinem umfangreich…mehrArt Deco war ursprünglich ein ausgesprochener Luxusstil, dessen Objekte als Einzelstücke oder in Kleinstserien hergestellt wurden. Dass dieser Stil in den Dreißigern zum Mainstream wurde und dann auch in die Massenproduktion ging, hat diesen Luxusaspekt etwas überdeckt, aber ohne die frühen Kunden und Sammler hätte sich das Art Deco nie durchgesetzt. Alastair Duncan hat in seinem umfangreich illustrierten Band genau diese Avantgarde-Sammlerschaft in den Focus gestellt, die als Zündfunke und Wegbereiter dienten.
Zunächst stellt er einige der ganz frühen Vertreter der Arts Décoratifs vor, die teilweise schon ab 1915 eine Art Proto-Stil produzierten. Manche von ihnen haben diese Ambitionen bald wieder aufgegeben, andere sind früh verstorben, aber es gibt auch Beispiele wie Eileen Gray, die zu den frühen (wenn auch nicht den ersten) Protagonisten zählt und sich stilistisch von da aus fortentwickelte. Allen gemeinsam ist, dass sie entweder Franzosen sind, oder stark von einem Aufenthalt in Paris beeinflusst wurden. Art Deco ist primär ein französischer Stil, der sich erst Mitte der Zwanziger langsam internationalisiert.
Der Hauptfokus liegt allerdings auf den sehr wohlhabenden Sammlern (auch wenn es im engeren Sinn zunächst ausschließlich Kunden sind), die sich im neuen Stil einrichten ließen. Darunter sind überraschend viele Personen aus der damaligen Modebranche, die selber eigene Modehäuser führten und in der High Society eng vernetzt waren. Die im Art Deco gestalteten Verkaufsräume haben daher einen nicht geringen Anteil am Erfolg gehabt. Alastair Duncan stellt die Personen in prägnant geschriebenen Biografien vor und zeigt parallel in historischen Aufnahmen die Inneneinrichtungen und einzelne, herausragende Stücke, die später mit gesicherter Provenienz in Auktionen versteigert wurden oder in Museen landeten. Duncan hat auch nicht übersehen, dass nach dem Zweiten Weltkrieg der Stil schlagartig verschwand und um 1970 erst wiederentdeckt wurde. Auch hier waren Couturiers wie Karl Lagerfeld und Yves Saint Laurent die Vorreiter. Heute gehören Art Deco Möbel mit Provenienz und von bedeutenden Künstlern zu den am höchsten bewerteten Möbeln überhaupt.
Im letzten Kapitel stellt Duncan die neue Generation der Sammler vor, meist reiche Amerikaner, die historische Statussymbole suchen. Hier sieht man deutlich, wie besondere Stücke in einem Kreislauf von 30 bis 40 Jahren immer wieder auf dem Markt kommen, bis sie am Ende in einem Museum landen. Leider nur zu oft im Depot, wo dann bedauerlicherweise niemand mehr einen Nutzen von ihnen hat.
Das hervorragend illustrierte Buch beleuchtet eine ganz neue Facette in der Entwicklung des Art Deco und zeigt auch, wie vielgestaltig der Stil in der Frühphase war. Stets überraschend und in der Materialauswahl und -verarbeitung von höchstem Anspruch getragen.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)