Upending the conventional wisdom that Bretton Woods was the product of an amiable Anglo-American collaboration, this book shows that it was in reality part of a much more ambitious geopolitical agenda hatched within President Franklin D Roosevelt's Treasury and aimed at eliminating Britain as an economic and political rival.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.12.2013Der Spion von Bretton Woods
Die Konferenz vom Juli 1944 in Bretton Woods gilt als Beispiel für die Weisheit, mit der die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges die Welt neu ordneten. Sie schufen eine globale Währungsordnung und machten die internationale Währungszusammenarbeit zur Norm. Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Bretton Woods war auch ein brutaler Machtkampf zwischen den Verbündeten USA und Großbritannien. Diese dunkle Seite erzählt Benn Steil in diesem faszinierenden Buch. Der Ökonomhat einen atemberaubenden Wirtschaftskrimi geschrieben. Vieles ist sensationell neu.
Die Hauptpersonen im Drama von Bretton Woods waren John Maynard Keynes und Harry Dexter White. Der Ökonom Keynes war damals schon ein Superstar und heimlicher Finanzminister Großbritanniens. White war ein machterfahrener Bürokrat im US-Finanzministerium. Keynes wusste, dass sein Land ausgeblutet war und mühsam seine Wettbewerbsfähigkeit würde wiederherstellen müssen. Deshalb erfand er ein ausgeklügeltes System, in dem Defizitländer die Möglichkeit hatten abzuwerten und Überschussländer ein Stück Verantwortung für ausgeglichene Handelsbilanzen übernehmen mussten. Umgekehrt wusste Dexter, dass die USA auf absehbare Zeit hohe Überschüsse haben würden. Er diktierte daher Keynes und dem Rest der Welt ein System fester Wechselkurse, das den USA entgegenkam.
Dabei spielte eine zentrale Rolle, dass White sowjetischer Spion war. Zwar wurde er bereits 1947 enttarnt, in den Geschichtsbüchern spielte diese Tatsache bisher aber kaum eine Rolle. Steil belegt nun zum ersten Mal, wie systematisch White für die Sowjets spioniert hat. Der Amerikaner glaubte, dass nach dem Krieg Großbritannien der Hauptrivale der USA sein würde und strebte daher ein enges Bündnis mit Moskau an. Er dachte in machtpolitischen und nicht in ökonomischen Kategorien. Sein auf Dollar und Gold zentriertes System brach daher bereits 1971 an seinen inneren Widersprüchen zusammen. Steil erzählt warum.
NIKOLAUS PIPER
Benn Steil: The Battle
of Bretton Woods.
Princeton University Press 2013. 480 Seiten, 18,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Die Konferenz vom Juli 1944 in Bretton Woods gilt als Beispiel für die Weisheit, mit der die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges die Welt neu ordneten. Sie schufen eine globale Währungsordnung und machten die internationale Währungszusammenarbeit zur Norm. Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Bretton Woods war auch ein brutaler Machtkampf zwischen den Verbündeten USA und Großbritannien. Diese dunkle Seite erzählt Benn Steil in diesem faszinierenden Buch. Der Ökonomhat einen atemberaubenden Wirtschaftskrimi geschrieben. Vieles ist sensationell neu.
Die Hauptpersonen im Drama von Bretton Woods waren John Maynard Keynes und Harry Dexter White. Der Ökonom Keynes war damals schon ein Superstar und heimlicher Finanzminister Großbritanniens. White war ein machterfahrener Bürokrat im US-Finanzministerium. Keynes wusste, dass sein Land ausgeblutet war und mühsam seine Wettbewerbsfähigkeit würde wiederherstellen müssen. Deshalb erfand er ein ausgeklügeltes System, in dem Defizitländer die Möglichkeit hatten abzuwerten und Überschussländer ein Stück Verantwortung für ausgeglichene Handelsbilanzen übernehmen mussten. Umgekehrt wusste Dexter, dass die USA auf absehbare Zeit hohe Überschüsse haben würden. Er diktierte daher Keynes und dem Rest der Welt ein System fester Wechselkurse, das den USA entgegenkam.
Dabei spielte eine zentrale Rolle, dass White sowjetischer Spion war. Zwar wurde er bereits 1947 enttarnt, in den Geschichtsbüchern spielte diese Tatsache bisher aber kaum eine Rolle. Steil belegt nun zum ersten Mal, wie systematisch White für die Sowjets spioniert hat. Der Amerikaner glaubte, dass nach dem Krieg Großbritannien der Hauptrivale der USA sein würde und strebte daher ein enges Bündnis mit Moskau an. Er dachte in machtpolitischen und nicht in ökonomischen Kategorien. Sein auf Dollar und Gold zentriertes System brach daher bereits 1971 an seinen inneren Widersprüchen zusammen. Steil erzählt warum.
NIKOLAUS PIPER
Benn Steil: The Battle
of Bretton Woods.
Princeton University Press 2013. 480 Seiten, 18,95 Euro.
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"The Battle of Bretton Woods should become the gold standard on its topic. The details are addictive."--Fred Andrews, New York Times