Produktdetails
- Verlag: Penguin Uk; Portfolio
- Erscheinungstermin: Mai 2016
- Gewicht: 483g
- ISBN-13: 9780241237854
- ISBN-10: 0241237858
- Artikelnr.: 43848027
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.06.2017Revolution im Block
Warum man verstehen sollte, was die Blockchain ist
Ohne größere Sicherheit geht im Internet nichts. "Wir blockieren allein in dem von uns betriebenen Netz 20 Milliarden Angriffe am Tag", stellte Cuck Robbins, der Vorstandsvorsitzende des Netzwerkausrüster Cisco, im Frühjahr dieses Jahres auf einer Veranstaltung in London fest. Das ist ein Vielfaches der rund 5 Milliarden Suchanfragen, die der Internetkonzern Google am Tag beantworten muss - und es zeigt die Dimension allein der Sicherheitsbedrohung. Für den Buchautor Don Tapscott kann die Antwort darauf nur eine große, umfassende Lösung sein: Für ihn, seinen Sohn und Ko-Autor Alex Tapscott - und für viele andere - ist die Blockchain das "Internet des Vertrauens" im Internet der Dinge. Und sie ist potentiell eine Bedrohung für große Plattformunternehmen im Internet wie Google, Apple und Facebook, aber auch für jede Art von Finanzinstituten.
Die Blockchain-Technologie wird bisher vor allem im Zusammenhang mit der Internetwährung Bitcoin beleuchtet, ihre Möglichkeiten aber sind viel umfassender als der An- und Verkauf oder das Bezahlen mit dieser Kryptowährung. "Blockchain ist ein Protokoll des Vertrauens", schreibt Tapscott. Das Protokoll biete die Möglichkeit, das Sicherheitsproblem zu lösen. Mit der Blockchain könne es gelingen, ein Internet der Werte und nicht nur der Informationen zu schaffen. Die Schwierigkeiten beginnen aber damit, dass bisher nur wenige verstehen, was mit dem Stichwort Blockchain überhaupt gemeint ist: In der Blockchain wird jeder Datensatz von Tausenden Rechnern bestätigt - und mit vorherigen Transaktionen zwischen den beteiligten Geschäftspartnern untrennbar verbunden. Gespeichert wird dies alles nicht zentral in einem Rechenzentrum, sondern verteilt, auf Tausenden an der Blockchain beteiligten Netzwerkrechnern (Servern). So lassen sich Werte eindeutig ihrem Besitzer zuordnen.
"Das ist sehr sicher. Denn zum einen wird nichts mehr zentral gespeichert, zum anderen hängt alles mit allem zusammen", sagt Tapscott. Man müsse sich das vorstellen wie ein von McDonald's zerlegtes Chicken-McNuggets-Gericht: "Versuchen sie mal, das wieder zu einem Huhn zusammenzusetzen." Die Blockchain könne dazu führen, dass die betriebswirtschaftliche Theorie des Unternehmens per se auf den Kopf gestellt werde, da durch sie die Kosten der Zusammenarbeit deutlich sänken. Der Grund: Gegenseitige Kontrollen zur Sicherung der Vertrauenswürdigkeit sind nicht mehr nötig. Doch so weit ist es noch lange nicht. Tapscott empfiehlt daher: "Laden sie sich doch erst einmal eine Bitcoin-Geldbörse (Wallet) herunter und beginnen sie mit Ausbildungsprojekten in ihrem Unternehmen."
Große Wall-Street-Unternehmen verwenden eine komplizierte Technologie, um die Geschwindigkeit der internationalen Finanzmärkte weiter zu erhöhen. Aber es ist nicht nur die Finanzwirtschaft, die von dieser neuen Technik profitieren kann. Diverse Beispiele aus der Wirtschaft bis hin zur öffentlichen Verwaltung zählt Tapscott in seinem Buch auf, das auch auf Deutsch erhältlich ist. Das Spannende ist: Eigentlich geht es hier "nur" um eine Datenbank, die im Rahmen eines Peer-to-Peer-Netzwerks funktioniert und deren Datensätze im Rahmen einer kryptographischen Verkettung gesichert sind. Und doch stellt diese für den Laien so spröde Technik aus der Welt der Nerds in den kommenden Jahren möglicherweise alles auf den Kopf.
Wer das Buch liest, darf keinen Roman erwarten, bestimmte Dinge wiederholen sich, da sie auf unterschiedliche Branchen und Anwendungen bezogen werden. Die Tapscotts haben ein Sachbuch über die Blockchain geschrieben, sich dabei aber um eine verständliche Sprache bemüht. Fachleuten wiederum, die sich schon zuvor bestens mit dem Thema auskannten, wird das Buch zu oberflächlich sein. Alle anderen lernen hier, worauf sie künftig achten müssen - und auch, dass die Blockchain aus vielen Gründen noch in den Kinderschuhen steckt. Aber das muss in der Welt der Technik ja nicht viel heißen.
CARSTEN KNOP
Don Tapscott, Alex Tapscott: Blockchain Revolution, New York 2016, Penguin Random House, 348 Seiten, 24,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Warum man verstehen sollte, was die Blockchain ist
Ohne größere Sicherheit geht im Internet nichts. "Wir blockieren allein in dem von uns betriebenen Netz 20 Milliarden Angriffe am Tag", stellte Cuck Robbins, der Vorstandsvorsitzende des Netzwerkausrüster Cisco, im Frühjahr dieses Jahres auf einer Veranstaltung in London fest. Das ist ein Vielfaches der rund 5 Milliarden Suchanfragen, die der Internetkonzern Google am Tag beantworten muss - und es zeigt die Dimension allein der Sicherheitsbedrohung. Für den Buchautor Don Tapscott kann die Antwort darauf nur eine große, umfassende Lösung sein: Für ihn, seinen Sohn und Ko-Autor Alex Tapscott - und für viele andere - ist die Blockchain das "Internet des Vertrauens" im Internet der Dinge. Und sie ist potentiell eine Bedrohung für große Plattformunternehmen im Internet wie Google, Apple und Facebook, aber auch für jede Art von Finanzinstituten.
Die Blockchain-Technologie wird bisher vor allem im Zusammenhang mit der Internetwährung Bitcoin beleuchtet, ihre Möglichkeiten aber sind viel umfassender als der An- und Verkauf oder das Bezahlen mit dieser Kryptowährung. "Blockchain ist ein Protokoll des Vertrauens", schreibt Tapscott. Das Protokoll biete die Möglichkeit, das Sicherheitsproblem zu lösen. Mit der Blockchain könne es gelingen, ein Internet der Werte und nicht nur der Informationen zu schaffen. Die Schwierigkeiten beginnen aber damit, dass bisher nur wenige verstehen, was mit dem Stichwort Blockchain überhaupt gemeint ist: In der Blockchain wird jeder Datensatz von Tausenden Rechnern bestätigt - und mit vorherigen Transaktionen zwischen den beteiligten Geschäftspartnern untrennbar verbunden. Gespeichert wird dies alles nicht zentral in einem Rechenzentrum, sondern verteilt, auf Tausenden an der Blockchain beteiligten Netzwerkrechnern (Servern). So lassen sich Werte eindeutig ihrem Besitzer zuordnen.
"Das ist sehr sicher. Denn zum einen wird nichts mehr zentral gespeichert, zum anderen hängt alles mit allem zusammen", sagt Tapscott. Man müsse sich das vorstellen wie ein von McDonald's zerlegtes Chicken-McNuggets-Gericht: "Versuchen sie mal, das wieder zu einem Huhn zusammenzusetzen." Die Blockchain könne dazu führen, dass die betriebswirtschaftliche Theorie des Unternehmens per se auf den Kopf gestellt werde, da durch sie die Kosten der Zusammenarbeit deutlich sänken. Der Grund: Gegenseitige Kontrollen zur Sicherung der Vertrauenswürdigkeit sind nicht mehr nötig. Doch so weit ist es noch lange nicht. Tapscott empfiehlt daher: "Laden sie sich doch erst einmal eine Bitcoin-Geldbörse (Wallet) herunter und beginnen sie mit Ausbildungsprojekten in ihrem Unternehmen."
Große Wall-Street-Unternehmen verwenden eine komplizierte Technologie, um die Geschwindigkeit der internationalen Finanzmärkte weiter zu erhöhen. Aber es ist nicht nur die Finanzwirtschaft, die von dieser neuen Technik profitieren kann. Diverse Beispiele aus der Wirtschaft bis hin zur öffentlichen Verwaltung zählt Tapscott in seinem Buch auf, das auch auf Deutsch erhältlich ist. Das Spannende ist: Eigentlich geht es hier "nur" um eine Datenbank, die im Rahmen eines Peer-to-Peer-Netzwerks funktioniert und deren Datensätze im Rahmen einer kryptographischen Verkettung gesichert sind. Und doch stellt diese für den Laien so spröde Technik aus der Welt der Nerds in den kommenden Jahren möglicherweise alles auf den Kopf.
Wer das Buch liest, darf keinen Roman erwarten, bestimmte Dinge wiederholen sich, da sie auf unterschiedliche Branchen und Anwendungen bezogen werden. Die Tapscotts haben ein Sachbuch über die Blockchain geschrieben, sich dabei aber um eine verständliche Sprache bemüht. Fachleuten wiederum, die sich schon zuvor bestens mit dem Thema auskannten, wird das Buch zu oberflächlich sein. Alle anderen lernen hier, worauf sie künftig achten müssen - und auch, dass die Blockchain aus vielen Gründen noch in den Kinderschuhen steckt. Aber das muss in der Welt der Technik ja nicht viel heißen.
CARSTEN KNOP
Don Tapscott, Alex Tapscott: Blockchain Revolution, New York 2016, Penguin Random House, 348 Seiten, 24,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main