Eine jüdische Legende berichtet, wie der Prophet Jesaja Ben Amoz unter der Herrschaft von König Manasse den Märtyrertod erlitten hat, indem er entzweigesägt worden ist. Diese Legende stellt für mich eine Vorbildung dar, was in den letzten Jahrhunderten die kritischen Theologen dem Jesajabuch angetan
haben, das sie in Deuterojesaja und Tritojesaja zersägt haben. Doch damit war es noch nicht genug,…mehrEine jüdische Legende berichtet, wie der Prophet Jesaja Ben Amoz unter der Herrschaft von König Manasse den Märtyrertod erlitten hat, indem er entzweigesägt worden ist. Diese Legende stellt für mich eine Vorbildung dar, was in den letzten Jahrhunderten die kritischen Theologen dem Jesajabuch angetan haben, das sie in Deuterojesaja und Tritojesaja zersägt haben. Doch damit war es noch nicht genug, der Zerstückelungsprozeß wird weiter vorangetrieben. Um so erfreulicher ist es, daß Oswalt einer der seltenen Kommentatoren ist, der alle 66 Kapitel der Verfasserschaft Jesaja Ben Amoz zuschreibt. Er steht damit in der besseren Tradition, die von Joseph Addison Alexander (1847), Albert Barnes (1845, 2.Aufl.), Franz Delitzsch (1879, 3.Aufl.) über Edward Young (Oswalts Vorgänger in der NICOT-Serie, 1965) bis zu den beiden Kommentaren von Alec Motyer (IVP 1993 & Tyndale 1999) reicht, um nur die großen Namen zu nennen. Kein Kommentator ist fähig, die überwältigende Jesaja-Prophetie zur vollen Zufriedenheit auszulegen. Unterschiedliche Ansätze sind willkommen, aber sie sollten im Rahmen des Respektvollen der göttlichen Offenbarung gegenüber verbleiben. Dieser Respekt ist in Oswalts Auslegung durchgehend spürbar. Seine Ausführungen sind theologisch reichhaltig, immer wieder weist er auf die Zusammengehörigkeit des gesamten Buches hin. Die vier Servant Songs bezieht er durchweg auf Jesus, und diese Lieder bilden für Oswalt den theologischen Höhepunkt. Für ihn zieht sich "the servanthood of Gods people" durch das ganze Buch, angefangen vom Versagen des israelitischen Volkes bis hin zur angekündigten Erfüllung durch den Messias. Oswalt interagiert mit vielen kritischen und evangelikalen Autoren, vertritt aber immer deutlich sein eigenes Konzept. In den Fußnoten werden ausführliche Erklärungen zum Hebräischen geboten. Fazit: ein rundum anspruchsvoller und interessanter Kommentar, der sich durch seine Eigenständigkeit sehr vom mainstream abhebt. Beide Bände, 1400 Seiten, laden zur Reise durch Jesaja ein.