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The Bronte family was a literary phenomenon unequalled before or since. Both Charlotte's "Jane Eyre" and Emily's "Wuthering Heights" have won lofty places in the pantheon and stirred the romantic sensibilities of generations of readers. This title unites these two favourites.

Produktbeschreibung
The Bronte family was a literary phenomenon unequalled before or since. Both Charlotte's "Jane Eyre" and Emily's "Wuthering Heights" have won lofty places in the pantheon and stirred the romantic sensibilities of generations of readers. This title unites these two favourites.
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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung

Wenn die Zofe nullmal klingelt
„Agnes Grey“, der schmerzliche Gouvernantenroman der jüngsten Brontë-Schwester Anne, in einer neuen deutschen Übersetzung
Die junge Gouvernante, die ihre Stelle in Horton Lodge antritt, bezieht ihr Zimmer. Dabei kommt es zu folgender Szene: „Als ich nun feststellen musste, dass man mir keines meiner Gepäckstücke heraufgebracht hatte, machte ich mich auf die Suche nach der Klingel; nachdem ich jeden Winkel meines Zimmers vergebens nach einer solchen Annehmlichkeit durchsucht hatte, nahm ich die Kerze und wagte es, über den langen Flur und die steile Treppe hinab auf Entdeckungsreise zu gehen. Als mir dabei ein gut gekleidetes weibliches Wesen über den Weg lief, erklärte ich ihr mein Begehr, wenn auch nicht ohne einiges Zögern, denn ich war nicht ganz sicher, ob ich es nun mit einer bessergestellten Bediensteten zu tun hatte oder mit Mrs. Murray persönlich. Es stellte sich jedoch heraus, dass sie ihre Zofe war. Mit einer Miene, als erfülle sie mir einen höchst ungewöhnlichen Wunsch, ließ sie sich zu dem Versprechen herab, mir meine Sachen heraufschicken zu lassen (. . .).“
  Nicht etwa nach einer, sondern nach der Klingel sucht Agnes Grey, die Heldin des gleichnamigen Romans; denn dass ihr eine solche zusteht, daran hegt sie keinen Zweifel. Gehört sie nicht, da ihr die Erziehung der Kinder obliegt, zur Familie? Doch wird sie unverzüglich darüber belehrt, dass ihr Platz bei den Domestiken ist, bei den Leuten am anderen Ende der Klingel also – eine überaus schmerzliche Erfahrung. Wer sich in der Gesellschaft des frühviktorianischen England derart in seiner Klassenstellung vertut, dem stehen unausweichlich Leiden bevor. Agnes soll sich bei Kindern Respekt verschaffen, von deren Eltern, mondänen Damen und fuchsjagenden rotgesichtigen Landjunkern wird sie verachtet: Das kann nicht gutgehen. Die Kleinen tanzen ihr auf der Nase herum, und ihr bleibt nichts, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
  Die Autorin Anne Brontë wusste, wovon sie sprach, hatte sie doch in ihrem kurzen Leben (sie starb 1849 an der Schwindsucht, noch nicht dreißig Jahre alt) den Kelch des Gouvernantentums bis zur Neige gekostet. Sie war die jüngste und ist bis heute die unbekannteste der drei Brontës, der „taubengrauen Schwestern“, wie Arno Schmidt sie nannte. Aber musste sie ihre Heldin dazu noch „Grey“, also Grau nennen und obendrein „Agnes“? Da steckt lateinisch agnus drin, das Opferlamm, Martyrien scheinen programmiert. Und so tendiert ihr Ton, trotz steifer Oberlippe, zur sentimentalen Gekränktheit.
  Der relativ enge Blickwinkel seiner Erzählerin schränkt die Perspektive des Romans ein; er hat erbauliche Längen und ein ziemlich aufgesetztes Happy-End (Agnes kriegt einen frommen Pfarrer). Doch macht ihn gerade seine geringe Distanz zum bemerkenswerten Dokument seiner Epoche, der Zeit um 1840. Fährt Agnes zu ihrem ersten Arbeitsplatz noch mit der Postkutsche, so zum zweiten schon in der Eisenbahn. Und sobald nicht sie selbst das Wort führt, sondern ihre aufsässigen Zöglinge, beweist der Roman feine Beobachtung und gewinnt Lebendigkeit, namentlich in den Dialogen. Am stärksten wirkt Rosalie, die dem Einfluss ihrer Gouvernante früh entwächst, eine Figur von beeindruckender literarischer (wenn auch nicht moralischer) Charakterstärke; sie ermutigt einen Bewerber um ihre Hand, nur um ihn dann desto exquisiter zu demütigen – und als sie am Ziel ihrer Wünsche ist, der guten Partie, muss sie erkennen, was für ein trauriges Schicksal das bedeutet.
  Nicht ganz leicht geht der Ton dieses Buches ins Deutsche hinüber. Agnes weiß sich im Besitz zweier Eigenschaften, die sie über das Niveau ihrer Dienstherrschaft erheben, der Bildung und der Tugend. Diese muss sie, ihrer heiklen sozialen Position entsprechend, zugleich betonen und verbergen, was sich im Original, bei besagter misslingender Klingelszene, so anhört: „(. . .) but finding that none of my luggage was brought up, I instituted a search for the bell“. Michaela Meßner übersetzt es akkurat und allenfalls ein wenig umständlich ind Deutsche. Aber mit welcher Notwendigkeit jemand, der so elaboriert spricht, unglücklich werden muss – diese Nuancen bleiben auf der Strecke.
BURKHARD MÜLLER
Gerade seine Distanzlosigkeit
macht das Buch zu einem
bemerkenswerten Zeit-Dokument
  
      
  
  
  
Anne Brontë: Agnes Grey. Roman. Aus dem Englischen von Michaela Meßner. dtv, München 2012. 320 Seiten,
8,90 Euro.
Anne Brontë (1820-1849), gemalt von ihrem Bruder Patrick Branwell Brontë.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Wollen Sie vielleicht meine Frau werden?

Ein Waisenkind und ein Geheimnis: In ihrer Neuübersetzung nimmt Melanie Walz Charlotte Brontës Roman "Jane Eyre" endlich beim Wort.

Dieser viktorianische Roman ist ein Bekenntnis zu leidenschaftlicher Lektüre. Gleich auf der ersten Seite erklärt uns die Erzählerin, dass sie auf Spaziergänge und frische Luft nichts gibt und sich an kalten, regnerischen Tagen umso lieber stundenlang mit einem Buch zurückzieht. Wind und Wetter sieht sie nur durchs Fenster und überlässt sich ganz den Stürmen ihrer Phantasie, entfesselt von den Bildern und Geschichten, in denen sie sich gern verliert. So schließt sie zu Beginn sofort ein Bündnis mit uns Lesern, die wir ihr fortan bis in tiefste Winkel ihrer Seele folgen und alles Leid gemeinsam mit ihr tragen.

Denn Jane, so selbstbewusst und couragiert sie letztlich auch erscheint, ist lange Zeit vor allem Dulderin: ein ungeliebtes Waisenkind, von einer hartherzigen Tante aufgenommen und von deren Sohn schrecklich malträtiert; eine Internatsschülerin, von einem selbstsüchtigen Lehrer kalt verleumdet, bevor die einzige Freundin ihr in den Armen an der Schwindsucht stirbt; eine Gouvernante in herrschaftlichem Hause, den Launen wie dem Liebeswerben ihres Herrn, des düsteren Rochester, mit Hoffen wie mit Bangen ausgesetzt; schließlich die erwählte Braut eines fanatischen Missionars, der sie als willfähriges Instrument seines großen Auftrags sieht und dem sie sich nur durch abermalige Flucht entziehen kann.

Immer wieder ist diese junge Frau ganz auf sich selbst zurückgeworfen und muss ihren Weg wie ihre Welt aus eigener Kraft suchen und gestalten. Erst ganz zum Ende findet alles eine märchenhafte Lösung. Die Waise gewinnt ihre rechtmäßige Erbschaft und Familie und dazu ihren geliebten Mann, den sie nun, da er durch Rauchvergiftung blind geworden ist, als ebenbürtig anerkennen und ehelichen kann. Denn auch Rochesters dunkles Geheimnis ist auf so wundersame wie furchtbare Weise gelöst: Seine traumatische erste Ehefrau, die aus Jamaika stammte, von ihm nach England gebracht, für wahnsinnig erklärt und wie ein wildes Biest im Herrenhaus versteckt wurde, ist in den Flammen des Hauses, das sie selbst angezündet hat, verbrannt. Ihr Tod ermöglicht erst Janes spätes Glück.

Im Vorwort von 1847, das der deutschen Neuausgabe dieses Klassikers erfreulicherweise endlich beigegeben ist, maskiert sich die Autorin noch als Mann und bezeichnet die "Autobiographie", die hier angeblich präsentiert wird, als "Erzählung ohne allzu große Ansprüche". Es hat ihr nicht genutzt. Ungehörig, unchristlich und vor allem unweiblich sei Janes Entschluss, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, befand die skandalisierte Meinung der Zeit. Verkauft hat sich das Buch gleichwohl, und zwar so gut, dass in zwei Jahren drei Auflagen erschienen.

Der Erfolg währt seit mehr als anderthalb Jahrhunderten, wie auch die Zahl der Übersetzungen belegt. Fünf deutsche Fassungen sind lieferbar, die jüngste keine fünfzehn Jahre alt, da erscheint schon eine weitere. Melanie Walz, durch ihre Übersetzungen von Viktorianern wie Charles Dickens oder Neoviktorianern wie A. S. Byatt glänzend ausgewiesen, nimmt Charlotte Brontë beim Wort. Im Vergleich zu Andrea Otts Version (2001 bei Manesse erschienen) bleibt ihre Sprachgebung enger am Original, nimmt dafür auch Sperriges und Irritierendes in Kauf (wie das ungebräuchliche Wort "glosen" anstelle von "glimmen, glühen"), bietet aber oft Genaueres: die Dachkammer, wo Rochester die ungeliebte Frau gefangen hält, ist "mit Wandbehängen ausgekleidet" ("tapestried" im Englischen), nicht etwa "tapeziert" (Ott); auf dem Höhepunkt der Spannung, bevor Rochester sich zu seinem Verbrechen bekennt, schweigt er jetzt wirklich volle "zehn Minuten", nicht nur "minutenlang" (Ott); seine erste Schwiegerfamilie beschimpft er als "Idioten und Geisteskranke" ("idiots and maniacs", bei Ott: "Schwachsinnige und Tobsüchtige"); und wenn er Jane zum Altar führt, siezt er sie in förmlicher Anrede, denn er ist und bleibt ihr Master.

Übersetzungen sind selbst so etwas wie Adoptionsmaßnahmen, durch die fremden Texten ein neues Zuhause geschaffen wird. Vielleicht ist es kein Zufall, dass diese wunderbare Waisengeschichte immer wieder dazu nötigt. Wer mit Leidenschaft liest, kann das nur von Herzen begrüßen - gerade in Zeiten, die nicht zum Spazierengehen einladen.

TOBIAS DÖRING

Charlotte Bronte: "Jane Eyre". Roman.

Aus dem Englischen von Melanie Walz. Insel Verlag, Berlin 2015. 652 S., geb., 29,95 [Euro].

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