The Burgess Boys:From thePulitzer Prize-winning authorof Olive Kitteridge
A stunning story about the tragedies and triumphs of two brothers, from the bestselling author of the Pulitzer Prize-winning Olive Kitteridge. Exploring the ties that bind us to family and home, this novel will resonate with readers long after they turn the final page.
'This is as much a state-of-the-nation novel as one of small-town life. Elizabeth Strout has written a novel that makes you feel: this is what it's like to be alive.'Sunday Times
Haunted by the freak accident that killed their father when they were children, Jim and Bob Burgess escaped from their Maine hometown for New York as soon as they could. Jim, a successful corporate lawyer, has belittled his bighearted brother their whole lives, something that Bob, a legal aid attorney who idolises Jim, has always taken in his stride.
But when their sister desperately calls them back home to Shirley Falls to helpher teenage son out of trouble, long-buried tensions begin to surface in unexpected ways that will change them forever.
Praise for Elizabeth Strout
'Astonishingly good' Evening Standard
'So good it gave me goosebumps.'Sunday Times
'Strout animates the ordinary with astonishing force.' The New Yorker
'A superbly gifted storyteller and a craftswoman in a league of her own.' Hilary Mantel
'Strout's prose propels the story forward with moments of startlingly poetic clarity.' The New Yorker
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
A stunning story about the tragedies and triumphs of two brothers, from the bestselling author of the Pulitzer Prize-winning Olive Kitteridge. Exploring the ties that bind us to family and home, this novel will resonate with readers long after they turn the final page.
'This is as much a state-of-the-nation novel as one of small-town life. Elizabeth Strout has written a novel that makes you feel: this is what it's like to be alive.'Sunday Times
Haunted by the freak accident that killed their father when they were children, Jim and Bob Burgess escaped from their Maine hometown for New York as soon as they could. Jim, a successful corporate lawyer, has belittled his bighearted brother their whole lives, something that Bob, a legal aid attorney who idolises Jim, has always taken in his stride.
But when their sister desperately calls them back home to Shirley Falls to helpher teenage son out of trouble, long-buried tensions begin to surface in unexpected ways that will change them forever.
Praise for Elizabeth Strout
'Astonishingly good' Evening Standard
'So good it gave me goosebumps.'Sunday Times
'Strout animates the ordinary with astonishing force.' The New Yorker
'A superbly gifted storyteller and a craftswoman in a league of her own.' Hilary Mantel
'Strout's prose propels the story forward with moments of startlingly poetic clarity.' The New Yorker
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.2013Auch die Niederlage verlangt Augenmaß
Elizabeth Strouts Roman "Das Leben, natürlich" zeigt: Die Provinz ist unerschöpflich
Ein heißer Juliabend 2006 in Lewiston, einer Kleinstadt in Maine. Schulter an Schulter knien somalische Immigranten in einer Moschee und beten. Da öffnet sich die Tür, und herein rollt der gefrorene Kopf eines Schweins. Männer ergreifen die Flucht, ein Kind fällt in Ohnmacht. Bald darauf fasst die Polizei Brent Matthews, der seine Tat als "Streich" verstanden wissen will. Öffentliche Sympathiebekundungen für die Somalier und eine Gegendemonstration folgen. Ein Richter verbietet dem Täter, sich der Moschee noch einmal zu nähern. Später bringt Matthews sich um.
Elizabeth Strout, 1956 in Portland, Maine, geboren, greift diesen realen Vorfall auf und setzt ihn an den Anfang ihres Romans, der größtenteils im fiktiven Städtchen Shirley Falls spielt. Den Delinquenten verwandelt sie in den neunzehnjährigen, etwas verschrobenen Einzelgänger Zach. Szenen seines Heranwachsens, seiner Flucht und vom Gerichtsprozess bilden den roten Faden der Geschichte, in deren Verlauf Zachs Mutter Susan, ihr Zwillingsbruder Bob und der Älteste der Burgess-Geschwister, Jim, ins Zentrum des Buches rücken. Elisabeth Strout stellt in ihrem Familienroman das komplexe, sich ständig verändernde Beziehungsgeflecht zwischen Susan und ihren Brüdern plausibel und packend dar. Wie kann es sein, dass Jim, der nach New York gezogene Jurist, der auch für seine perfekte Familie bewunderte Held der Sippschaft, binnen Monaten zu einem bemitleidenswerten Jammerlappen wird? Wie kommt es, dass in derselben Zeit der geschiedene, kinderlose Bruder Bob auf die Siegerstraße einbiegt? Und wie fängt sich die als Brillenverkäuferin arbeitende Susan, nachdem ihr Mann sie verlassen hat und ihr Sohn vor Gericht steht? Davon erzählt Strouts Roman "Das Leben, natürlich": wie Zufälle, Charaktereigenschaften, zurückliegende Handlungen das Leben regieren und zugleich für Verwicklung, Verzögerungen und Wendepunkte sorgen.
Elisabeth Strouts Gespür für zart Empfundenes und Details zeigt sich in der Art, wie sie nebensächliche Bemerkungen einflicht und Gedankengänge und Handlungen der Geschwister zu beschreiben versteht. So wird dieser Roman zu einem Lesevergnügen. Dass Bob sich seit Jahr und Tag gegen die Verachtung seines Bruders wehrt, sie im Herzen jedoch akzeptiert, schwingt ebenso mit wie die Erkenntnis, dass Pam mit Abscheu auf ihre Kindheit schaut und sich deshalb jene Bobs angelt, ihres vorübergehenden Ehemanns. Jim wiederum weiß genau, wie er andere abwertet - etwa indem er, ohne die Hand vom Lenkrad zu nehmen, ihnen bloß mit den Fingern winkt. So entwickelt der Roman eine beachtenswerte Tiefe, ohne dass einzelne Worte in diesem dicht formulierten Text mit Bedeutung überfrachtet würden.
Natürlich weiß Elisabeth Strout, die vor vier Jahren für ihren Roman "Olive Kitteridge" den Pulitzerpreis erhalten hat, was einen Roman zum "Pageturner" macht: Neben einem Skandal und plastischen Naturimpressionen sind dies ein aktuelles soziales Thema - die Integration von Flüchtlingen -, ein Diskurs, der letztlich jeden betrifft - Vor- und Nachteile des Wohnens auf dem Land und in der Stadt - sowie zeitlose menschliche Themen wie Einsamkeit, Affären, Verluste, Krankheit, Sucht, Therapie und Tod, und all dies im Umfeld einer Familie. Das kunstvolle, unangestrengt wirkende Verweben dieser Elemente zeichnet "Das Leben, natürlich" aus. Einzuwenden ist allerdings, dass es nicht immer ganz überzeugend wirkt, wenn noch der unwichtigsten Randfigur durch bloße Erwähnung einiger Schicksalsschläge Kontur verliehen werden soll.
Unzweifelhaft dagegen: Elisabeth Strout, von der auf Deutsch bislang die Romane "Amy & Isabelle" (1998) und "Mit Blick aufs Meer" (2010) erschienen sind, steht in der Tradition des Regionalismus, der so alt ist wie die Literatur der Neuen Welt selbst. Von Washington Irving und James Fenimore Cooper über Mark Twain und Sherwood Anderson, Thornton Wilder und William Faulkner bis zu John Updike und Richard Ford spannt sich der Bogen renommierter Schriftsteller, die manches gemein haben: Sie erzählen im umgangssprachlichen, liebevoll-ironischen Ton vom grundsätzlich unspektakulären Alltagsdasein in der amerikanischen Provinz, schildern das Wohl und Wehe recht durchschnittlichen Personals (zu dem freilich ausgefeilte Nebenfiguren gehören) und bevorzugen Episodenhaftes, Anekdotisches, Unterhaltsames. Strout verneigt sich vor ihren großen Vorgängern - und setzt eigene Akzente, zumal durch die sehr einfühlsame Darstellung weiblicher Charaktere.
Susan, Pam und Jims Gattin Helen bieten wie Strouts Frauenfiguren aus früheren Büchern große Identifikationsmöglichkeiten. Denn ihre Versuche und Irrtümer, Siege und Niederlagen gleiten nie ins Maßlose ab. Und schließlich ist es realistisch, dass Einsichten in Zwischenmenschliches gelegentlich auch jene artikulieren, die sich ansonsten überwiegend auf Äußerlichkeiten konzentrieren. Es ist beispielsweise der Karrierist Jim, der einmal sagt, man verhärte sich gegen die Menschen, die man verletzt habe: "Weil es sonst zu unerträglich wäre. Zu wissen, dass man jemandem so etwas angetan hat. Dass ich jemandem so etwas angetan habe. Also sucht man nach allen möglichen Gründen, um sich irgendwie zu rechtfertigen."
THOMAS LEUCHTENMÜLLER.
Elizabeth Strout: "Das Leben, natürlich". Roman.
Aus dem Englischen von Sabine Roth und Walter Ahlers.
Luchterhand Literaturverlag, München 2013. 397 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Elizabeth Strouts Roman "Das Leben, natürlich" zeigt: Die Provinz ist unerschöpflich
Ein heißer Juliabend 2006 in Lewiston, einer Kleinstadt in Maine. Schulter an Schulter knien somalische Immigranten in einer Moschee und beten. Da öffnet sich die Tür, und herein rollt der gefrorene Kopf eines Schweins. Männer ergreifen die Flucht, ein Kind fällt in Ohnmacht. Bald darauf fasst die Polizei Brent Matthews, der seine Tat als "Streich" verstanden wissen will. Öffentliche Sympathiebekundungen für die Somalier und eine Gegendemonstration folgen. Ein Richter verbietet dem Täter, sich der Moschee noch einmal zu nähern. Später bringt Matthews sich um.
Elizabeth Strout, 1956 in Portland, Maine, geboren, greift diesen realen Vorfall auf und setzt ihn an den Anfang ihres Romans, der größtenteils im fiktiven Städtchen Shirley Falls spielt. Den Delinquenten verwandelt sie in den neunzehnjährigen, etwas verschrobenen Einzelgänger Zach. Szenen seines Heranwachsens, seiner Flucht und vom Gerichtsprozess bilden den roten Faden der Geschichte, in deren Verlauf Zachs Mutter Susan, ihr Zwillingsbruder Bob und der Älteste der Burgess-Geschwister, Jim, ins Zentrum des Buches rücken. Elisabeth Strout stellt in ihrem Familienroman das komplexe, sich ständig verändernde Beziehungsgeflecht zwischen Susan und ihren Brüdern plausibel und packend dar. Wie kann es sein, dass Jim, der nach New York gezogene Jurist, der auch für seine perfekte Familie bewunderte Held der Sippschaft, binnen Monaten zu einem bemitleidenswerten Jammerlappen wird? Wie kommt es, dass in derselben Zeit der geschiedene, kinderlose Bruder Bob auf die Siegerstraße einbiegt? Und wie fängt sich die als Brillenverkäuferin arbeitende Susan, nachdem ihr Mann sie verlassen hat und ihr Sohn vor Gericht steht? Davon erzählt Strouts Roman "Das Leben, natürlich": wie Zufälle, Charaktereigenschaften, zurückliegende Handlungen das Leben regieren und zugleich für Verwicklung, Verzögerungen und Wendepunkte sorgen.
Elisabeth Strouts Gespür für zart Empfundenes und Details zeigt sich in der Art, wie sie nebensächliche Bemerkungen einflicht und Gedankengänge und Handlungen der Geschwister zu beschreiben versteht. So wird dieser Roman zu einem Lesevergnügen. Dass Bob sich seit Jahr und Tag gegen die Verachtung seines Bruders wehrt, sie im Herzen jedoch akzeptiert, schwingt ebenso mit wie die Erkenntnis, dass Pam mit Abscheu auf ihre Kindheit schaut und sich deshalb jene Bobs angelt, ihres vorübergehenden Ehemanns. Jim wiederum weiß genau, wie er andere abwertet - etwa indem er, ohne die Hand vom Lenkrad zu nehmen, ihnen bloß mit den Fingern winkt. So entwickelt der Roman eine beachtenswerte Tiefe, ohne dass einzelne Worte in diesem dicht formulierten Text mit Bedeutung überfrachtet würden.
Natürlich weiß Elisabeth Strout, die vor vier Jahren für ihren Roman "Olive Kitteridge" den Pulitzerpreis erhalten hat, was einen Roman zum "Pageturner" macht: Neben einem Skandal und plastischen Naturimpressionen sind dies ein aktuelles soziales Thema - die Integration von Flüchtlingen -, ein Diskurs, der letztlich jeden betrifft - Vor- und Nachteile des Wohnens auf dem Land und in der Stadt - sowie zeitlose menschliche Themen wie Einsamkeit, Affären, Verluste, Krankheit, Sucht, Therapie und Tod, und all dies im Umfeld einer Familie. Das kunstvolle, unangestrengt wirkende Verweben dieser Elemente zeichnet "Das Leben, natürlich" aus. Einzuwenden ist allerdings, dass es nicht immer ganz überzeugend wirkt, wenn noch der unwichtigsten Randfigur durch bloße Erwähnung einiger Schicksalsschläge Kontur verliehen werden soll.
Unzweifelhaft dagegen: Elisabeth Strout, von der auf Deutsch bislang die Romane "Amy & Isabelle" (1998) und "Mit Blick aufs Meer" (2010) erschienen sind, steht in der Tradition des Regionalismus, der so alt ist wie die Literatur der Neuen Welt selbst. Von Washington Irving und James Fenimore Cooper über Mark Twain und Sherwood Anderson, Thornton Wilder und William Faulkner bis zu John Updike und Richard Ford spannt sich der Bogen renommierter Schriftsteller, die manches gemein haben: Sie erzählen im umgangssprachlichen, liebevoll-ironischen Ton vom grundsätzlich unspektakulären Alltagsdasein in der amerikanischen Provinz, schildern das Wohl und Wehe recht durchschnittlichen Personals (zu dem freilich ausgefeilte Nebenfiguren gehören) und bevorzugen Episodenhaftes, Anekdotisches, Unterhaltsames. Strout verneigt sich vor ihren großen Vorgängern - und setzt eigene Akzente, zumal durch die sehr einfühlsame Darstellung weiblicher Charaktere.
Susan, Pam und Jims Gattin Helen bieten wie Strouts Frauenfiguren aus früheren Büchern große Identifikationsmöglichkeiten. Denn ihre Versuche und Irrtümer, Siege und Niederlagen gleiten nie ins Maßlose ab. Und schließlich ist es realistisch, dass Einsichten in Zwischenmenschliches gelegentlich auch jene artikulieren, die sich ansonsten überwiegend auf Äußerlichkeiten konzentrieren. Es ist beispielsweise der Karrierist Jim, der einmal sagt, man verhärte sich gegen die Menschen, die man verletzt habe: "Weil es sonst zu unerträglich wäre. Zu wissen, dass man jemandem so etwas angetan hat. Dass ich jemandem so etwas angetan habe. Also sucht man nach allen möglichen Gründen, um sich irgendwie zu rechtfertigen."
THOMAS LEUCHTENMÜLLER.
Elizabeth Strout: "Das Leben, natürlich". Roman.
Aus dem Englischen von Sabine Roth und Walter Ahlers.
Luchterhand Literaturverlag, München 2013. 397 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
'Strout's prose propels the story forward with moments of startlingly poetic clarity.' The New Yorker on The Burgess Boys