„The Byzanthine Harbours of Constantinople“ ist die englische Ausgabe einer in Teilen bereits 2016 im Rahmen des DFG Förderprogramms „Häfen von der römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter“ auf Deutsch erschienenen Publikation. Byzanz mit seiner Hauptstadt Konstantinopel steht dabei in besonderer
Weise für die Schnittstelle zwischen Okzident und Orient. Die seit 2004 erfolgten, sensationellen…mehr„The Byzanthine Harbours of Constantinople“ ist die englische Ausgabe einer in Teilen bereits 2016 im Rahmen des DFG Förderprogramms „Häfen von der römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter“ auf Deutsch erschienenen Publikation. Byzanz mit seiner Hauptstadt Konstantinopel steht dabei in besonderer Weise für die Schnittstelle zwischen Okzident und Orient. Die seit 2004 erfolgten, sensationellen Ausgrabungen im Istanbuler Stadtviertel Yenikapi, bei denen bis heute über 40 antike Schiffe geborgen und viele neue Erkenntnisse zur Struktur und Nutzung eines der wichtigsten Häfen Konstantinopels gewonnen wurden, haben auch zu einer Neubewertung alter Befunde geführt, die im Rahmen dieses Buches ebenfalls aufgearbeitet werden konnten. Der Band versteht sich als aktuelle Anthologie der antiken Häfen Konstantinopels, zu dem die maßgeblichen Experten und Expertinnen insgesamt 15 Essays beitrugen.
Den Autoren gelingt es sehr anschaulich, die Entwicklung der Konstantinopler Häfen von der Spätantike bis in muslimische Zeit nachzuzeichnen, anhand archäologischer Befunde, zeitgenössischer Malerei und literarischer Quellenanalyse. Die Qualität und Quantität der Daten hat sich in den letzten 20 Jahren bedeutend vermehrt und liefert ein teilweise bemerkenswert feinteiliges Zeit- und Raumraster. Die Geschichte Konstantinopels war wechselhaft und einige historische Ereignisse, wie das Auftreten der Pest im Jahr 542 führten zu schnellem Verfall und entsprechender Umnutzung der Infrastruktur. Handelszentren und Verkehrsachsen wurden verlagert, Häfen und ganze Stadtviertel aufgegeben. Alleine ab 540 verlor die Stadt innerhalb weniger Jahre 80 % ihrer Bevölkerung. Aber es gab auch Phasen des Wiederaufbaus mit der Reaktivierung alter Strukturen.
Die Beiträge wurden professionell übersetzt, was die sprachlich und qualitativ sehr homogenen Texte erklärt. Sie lesen sich ausgesprochen flüssig, sind präzise und gut strukturiert. Jedem der Haupthäfen ist ein eigenes Kapitel gewidmet, mit umfangreichem Referenz-, sowie ergänzendem, meist historischen Bildmaterial, die kleineren Hafenanlagen, vor allem im Umland der Stadt, werden dagegen summarisch behandelt. Grund- und Aufrisspläne sind leider oft zu klein geraten, als dass sich die Legenden noch lesen ließen, sie erschließen sich manchmal erst im Kontext des jeweiligen Beitrags (wenn auch nicht immer).
Die Monografie ist fachlich auf dem neuesten Stand und lässt kaum Wünsche offen. Angesichts der massiven räumlichen Veränderungen, die Istanbul in den letzten 130 Jahren erfahren hat und bei denen wesentliches archäologisches Material durch rücksichtslose Stadtentwicklung unwiederbringlich verloren ging, ist dieser Tagungsband mit seinen zahlreichen faksimilierten historischen Plänen und Fotografien auch eine Arche, deren Daten mit großem Aufwand aus den Originalquellen gehoben wurden. Vor den Augen des Lesers entsteht ein sehr lebendiges und wechselvolles Bild einer Stadt, die sich den ökonomischen und politischen Anforderungen schnell und pragmatisch anzupassen wusste. Konstantinopel hatte bereits einen langen Abstieg hinter sich, als es 1453 in die Hände der Türken fiel. Ein Abstieg (und zeitweiser Wiederaufstieg), der sich in der Geschichte seiner zahlreichen Häfen ziemlich genau widerspiegelt.