Ian McEwans erster Roman "The Cement Garden” ist eine verstörende Familiengeschichte: Die vier Geschwister Jack, Julie, Sue und Tom leben mit ihren Eltern einsam am Ende einer verlassenen Straße. Als Dad und Mum kurz nacheinander sterben, nutzen sie ihre Isolation und verschweigen den Tod der
Mutter, weil sie ihr Haus nicht verlassen und v.a. nicht getrennt werden wollen. Da Sommerferien sind,…mehrIan McEwans erster Roman "The Cement Garden” ist eine verstörende Familiengeschichte: Die vier Geschwister Jack, Julie, Sue und Tom leben mit ihren Eltern einsam am Ende einer verlassenen Straße. Als Dad und Mum kurz nacheinander sterben, nutzen sie ihre Isolation und verschweigen den Tod der Mutter, weil sie ihr Haus nicht verlassen und v.a. nicht getrennt werden wollen. Da Sommerferien sind, geht ihr Plan auf. Doch das Familienleben ohne Eltern gerät nach und nach außer Kontrolle: Die Küche verwahrlost, Ich-Erzähler Jack lässt sich gehen, Tom trägt plötzlich Mädchenkleidung und verhält sich wieder wie ein Baby, und die im Keller einzementierte Mutter beginnt zu riechen. Als Julies Freund Derek in das fragile Familienleben eintritt, gerät die Welt der Geschwister vollends aus den Fugen.
Ein sehr beklemmender Roman, der nüchtern, aber gekonnt die Gefühlswelt pubertierender Teenies wiedergibt und auf morbide Weise das sexuelle Erwachen Jacks und Julies mit dem Tod der Eltern verknüpft. So erlebt der dauernd masturbierende Jack seinen ersten Samenerguss just, als der Vater im Garten tot zusammenbricht, und der "Soundtrack“ zu Jacks und Julies finalem Inzest ist Dereks Aufhämmern des Betonsargs der Mutter. Ian McEwan beschreibt all diese grotesken Situationen so sachlich, dass dem Leser die Entwicklung des Zusammenlebens der Geschwister ganz natürlich erscheint. Man mag ihr Tun nicht moralisch bewerten. McEwan ist mit "The Cement Garden“ wirklich ein spannendes Psychogramm gelungen, faszinierend und glänzend geschrieben.