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Humans have become much taller and heavier, and experience healthier and longer lives than ever before in human history. However it is only recently that historians, economists, human biologists and demographers have linked the changing size, shape and capability of the human body to economic and demographic change. This fascinating and groundbreaking book presents an accessible introduction to the field of anthropometric history, surveying the causes and consequences of changes in health and mortality, diet and the disease environment in Europe and the United States since 1700. It examines…mehr

Produktbeschreibung
Humans have become much taller and heavier, and experience healthier and longer lives than ever before in human history. However it is only recently that historians, economists, human biologists and demographers have linked the changing size, shape and capability of the human body to economic and demographic change. This fascinating and groundbreaking book presents an accessible introduction to the field of anthropometric history, surveying the causes and consequences of changes in health and mortality, diet and the disease environment in Europe and the United States since 1700. It examines how we define and measure health and nutrition as well as key issues such as whether increased longevity contributes to greater productivity or, instead, imposes burdens on society through the higher costs of healthcare and pensions. The result is a major contribution to economic and social history with important implications for today's developing world and the health trends of the future.
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Autorenporträt
Sir Roderick Floud is Provost of Gresham College, London. He is editor of The Cambridge Economic History of Modern Britain (Cambridge University Press, 2004) and has published many books on British economic history including Height, Health and History: Nutritional Status in the United Kingdom, 1750-1980 (with Kenneth Wachter and Annabel Gregory, Cambridge University Press, 1990). He is a Research Associate for the National Bureau for Economic Research, and has received a knighthood for services to higher education.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.04.2011

Größer und fetter
Erst Wachstum in die Höhe, dann in die Breite. Die seltsame Evolution des Menschen

VON PHILIP PLICKERT

Der Homo sapiens ist schon ein ganz besonderes Tier. Auf raffinierte Weise hebelt er die Evolutionstheorie aus. Tiere und Pflanzen passen sich der Umwelt an und erhöhen so ihre Überlebenschance, Homo sapiens macht es umgekehrt: Er passt die Umwelt seinen Bedürfnissen an. Der technisch begabte Mensch nimmt seine Evolution selbst in die Hand.

Durch die "techno-physische" Evolution, wie es der Wirtschaftshistoriker und Nobelpreisträger Robert Fogel (Universität Chicago) nennt, hat der Mensch seine Lebensweise revolutioniert. Er ist über sich selbst hinausgewachsen - auch im wörtlichen Sinne. Der moderne Mensch ist im Durchschnitt viel besser ernährt, größer, stärker und gesünder als jemals zuvor, seine Lebenserwartung hat sich in nur etwa zwei Jahrhunderten verdoppelt. In alldem zeigt sich die enorme Zunahme des Lebensstandards, wie Fogel mit drei weiteren Autoren in dem neuen Buch "The Changing Body" beschreibt.

In den 12 bis 15 Generationen seit 1700 hat sich die Menschheit schneller und substantieller verändert als in Jahrtausenden zuvor. Es gibt viel mehr Menschen - in Großbritannien etwa hat sich die Bevölkerungszahl von 5,5 auf heute 60 Millionen verzehnfacht. Sie sind viel reicher (die realen Einkommen sind um den Faktor zehn gestiegen) und leben gut doppelt so lang (statt 38 Jahre nun 75 Jahre die Männer und 80 Jahre die Frauen).

Doch was brachte den großen Schub zu mehr Wohlstand? Viele Wirtschaftshistoriker nennen vor allem den technischen Fortschritt und die industrielle Revolution als Treiber. Die Autoren von "The Changing Body" betonen dagegen die physischen Voraussetzungen und die Wechselwirkung von physischer und ökonomischer Lage der Menschheit.

Unterernährte Arbeiter können kaum Leistung bringen. Ihre Kinder sind schwach, kränklich und untersetzt. Um das Jahr 1780 waren 14-jährige Jungen aus Londoner Slums bloß 1,30 Meter groß. Gleichaltrige Kinder aus der Oberschicht überragten sie um fast eine Kopflänge. 200 Jahre später messen 14-jährige Londoner Buben aller Schichten im Durchschnitt 1,55 Meter. Ihre Ernährung und Gesundheit sind viel besser. Der Unterschied zwischen Einkommensgruppen ist auf wenige Zentimeter eingeebnet, wenn auch nicht völlig verschwunden.

Die These der Forscher lautet, dass uns die Größe der Menschen viel mehr über ihren Wohlstand erzählt als bislang gedacht. Körpergröße und Stärke sind "Schlüssel zum Verständnis des Wirtschaftswachstums", sagt Roderick Floud vom Gresham College in London, einer der Autoren von "The Changing Body". Nicht die Dampfmaschine, sondern ein besseres Nahrungsangebot im achtzehnten Jahrhundert wegen agrarischer Fortschritte brachte einen günstigen Kreislauf in Gang: Wer als Kind (und schon im Mutterleib) ausreichend Nährstoffe erhält, wird größer. Er kann später härter und länger arbeiten, ist produktiver und erhält mehr Einkommen.

Das gilt sogar heute noch: Eine Studie aus Brasilien ergab, dass ein Prozent mehr Körpergröße mit acht Prozent mehr Lohn einhergingen. Und nicht nur in Schwellenländern, selbst in den hochtechnisierten Vereinigten Staaten, wo die physische Kraft von Arbeitern nicht mehr entscheidend ist, besteht der Zusammenhang: Ein Zentimeter mehr Körpergröße ging einher mit fünf bis zehn Prozent mehr Einkommen, errechnete der Yale-Ökonom T. Paul Schultz.

Korrelation heißt nicht unbedingt Kausalität. Die Zusammenhänge und Wechselwirkungen sind komplex, betonen die Autoren. Doch kommen viele ökonometrische Studien zu dem Ergebnis, dass eben doch ein kausaler Zusammenhang zwischen Größe und Einkommen besteht, auch wenn andere Faktoren wie Ausbildung, Berufserfahrung und Wohnort kontrolliert werden. "Wenn man die Länder Europas nach der Körpergröße ihrer Einwohner aufreiht", sagt Floud, "dann ist das nahe an einem Ranking nach Bruttoinlandsprodukt je Kopf."

Die "techno-physische" Evolution war und ist kein schnurgerader Weg des Fortschritts. Es gibt auch Abwege und Rückschläge. Körpergröße und Lebensstandard haben in den vergangenen drei Jahrhunderten nicht stetig zugenommen. Besonders strittig ist die Entwicklung zur Zeit der industriellen Revolution. Als Friedrich Engels über "Die Lage der arbeitenden Klasse in England" (1845) schrieb, waren die Lebensverhältnisse tatsächlich temporär härter und die Ernährung schlechter geworden. Die durchschnittliche Körpergröße von Männern sank zwischen 1820 und 1850 um fast fünf Zentimeter, schreibt Fogel.

Danach begann der Lebensstandard der Arbeiter langsam zu steigen. Ihre Kinder wurden gesünder, besser ernährt und größer. Immerhin half die Industrialisierung mit der höheren Produktion, das Überleben der fast dreimal größeren Bevölkerung zu sichern. Im zwanzigsten Jahrhundert wuchs der Wohlstand dann gewaltig. Das zeigt sich auch am Körperwachstum. Die Durchschnittsgröße der Briten nahm um mehr als sechs Zentimeter zu. In Dänemark und Norwegen betrug der Zuwachs 11 bis 13 Zentimeter, sie sind heute die größten Menschen der Welt. In Nordamerika sind die Menschen heute mehr als acht Zentimeter größer als im neunzehnten Jahrhundert - und rund 30 Pfund schwerer.

Robert Fogel, Jahrgang 1926, ist eigentlich Optimist. Die Trends der "techno-physischen" Evolution - mehr Wohlstand, bessere Gesundheit, längeres Leben - könnten sich auch in Zukunft fortsetzen. Irritierend ist nur, dass Homo sapiens nicht mehr in die Höhe, sondern zunehmend in die Breite geht, wie Fogel beklagt. In den Vereinigten Staaten gilt mindestens ein Viertel der Bevölkerung als fettleibig mit einem Body Mass Index über 30 (Beispiel: ein Mann von 1,80 Meter Größe, der mehr als 100 Kilogramm wiegt). Ihr Krankheitsrisiko nimmt zu, ihre Arbeitsleistung ab. Dass einmal Überernährung zum großen Problem der Massen würde, hätte im neunzehnten Jahrhundert wohl kaum einer gedacht.

Roderick Floud, Robert W. Fogel, Bernard Harris, Sok Chul Hong: The Changing Body. Health, Nutrition and Human Development in the Western World since 1700, Cambridge 2011

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.04.2011

Erst klein, dann groß, dann dick
Zusammenhang zwischen Körpermaßen und Wohlstand umfassend dokumentiert
Es gehört sich bekanntlich nicht, wildfremde Menschen nach ihrem Einkommen zu befragen. Doch wenn der Wirtschaftshistoriker Robert Fogel von der Universität Chicago recht hat, gibt es auch einfachere Mittel, den Wohlstand von Menschen, ja von ganzen Nationen abzuschätzen: Gemeinsam mit seinen Co-Autoren Roderick Floud, Bernard Harris und Sok Chul Hong hat der Nobelpreisträger von 1993 ein Plädoyer für den Gebrauch relativ simpler Messinstrumente in der ökonomischen Analyse verfasst: des Maßbandes und der Waage.
In dem im Mai erscheinenden Buch „ The Changing Body: Health, Nutrition and Human Development in the Western World Since 1700 “ (Cambridge University Press, 2011) haben die Autoren alle Daten zusammentragen, die sich finden ließen über den Zusammenhang von ökonomisch-sozialer Entwicklung sowie der Form und Größe des menschlichen Körpers in den vergangenen 300 Jahren; in einer soeben erschienenen Publikation des amerikanischen National Bureau of Economic Research ( NBER Working Paper Series,16938 ) gab Fogel eine Zusammenfassung seiner Thesen, die er buchstäblich zentimetergenau begründet.
So habe etwa 1850 der durchschnittliche männliche Amerikaner 1,70 Meter gemessen und etwa 66 Kilogramm gewogen. In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts lagen die entsprechenden Größen bei 1,77 Meter und 79 Kilogramm. Mit der Körpergröße verbesserte sich auch die Gesundheit: So hatten weiße Amerikaner noch gegen 1850 eine durchschnittliche Lebenserwartung von nur 40 Jahren, Schwarze von 23 Jahren. Ähnliche Entwicklungen finden sich überall in der industrialisierten Welt: Der typische französische Mittdreißiger hat seit der Französischen Revolution 27 Kilogramm Gewicht zugelegt; norwegische Männer waren Ende des 20. Jahrhunderts 14 Zentimeter größer als im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts. Grund dafür sei vor allem die bessere Ernährungslage, gemessen an Qualität und Brennwert der verfügbaren Nahrung. Auch wenn Krisen und Kriege immer wieder zu Einbrüchen führten, geht der langfristige Trend nach Ansicht Fogels nach oben: „Die Größe, die Form und die Lebenserwartung des menschlichen Körpers haben sich in den letzten drei Jahrhunderten wesentlicher und schneller verändert als in vielen Jahrtausenden zuvor“, schreibt Fogel. Fortschritte in der Lebensmittelproduktion und in der öffentlichen Gesundheitsversorgung hätten zu einer „techno-physischen Evolution“ geführt, die sehr viel schneller ablaufe als die biologische Evolution.
Dabei sehen die Wirtschaftshistoriker um Fogel den veränderten Körper nicht nur als Folge und Indikator des wachsenden Wohlstandes in der Welt, sondern auch als einen wichtigen Faktor, damit die Wirtschaft überhaupt so schnell wachsen konnte: Zwar haben nach gängiger Sicht vor allem dampfgetriebene Maschinen die Industrialisierung in Gang gesetzt; dennoch war die manuelle menschliche Arbeitskraft noch lange Zeit von entscheidender Bedeutung für die Produktivität: Wer groß und stark war, konnte mehr leisten und schließlich auch mehr verdienen. In Entwicklungsländern gelte das noch heute: Fogel zitiert eine Studie des Ökonomen Paul Schultz von der Yale University aus dem Jahre 2005, wonach mit jedem Zentimeter mehr an Körpergröße die Einkommen um fünf bis zehn Prozent höher lagen.
Vernünftigerweise warnen die Forscher vor Vereinfachungen – die jeweils verfügbare Kalorienzahl lässt sich nicht einfach mit dem Bruttosozialprodukt korrelieren, schon aus biologischen Gründen: So weiß man, dass Körpergröße und Konstitution stark von der Ernährung in Schwangerschaft und den ersten Lebensjahren abhängen. Die Effekte – positive wie negative – treten also mit deutlicher zeitlicher Verzögerung auf. Es kommt zu Regelkreisen, die sich selbst verstärken. Manche Phänomene kann die Theorie zudem nicht erklären: Wieso etwa, fragt der Ökonom Angus Deaton in der New York Times , sind Afrikaner im Durchschnitt größer als Inder, die im Schnitt deutlich wohlhabender sind?
Robert Fogel sieht die kommende Herausforderung eher in einem neuen Körpertrend, den die Gesundheitswissenschaftler mit Besorgnis betrachten: das Wachstum in die Breite. Wie der Epidemiologe Mariel Finucane vor kurzem im Fachmagazin The Lancet berichtete (Bd. 377, S. 557, 2011), steigt die Zahl der Übergewichtigen seit 1980 weltweit beständig an, Folgen für die Gesundheit sind zu erwarten. Vielleicht auch für die Wirtschaft.
CHRISTIAN WEBER
Pro Zentimeter Körpergröße fünf
bis zehn Prozent mehr Einkommen
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'The scope of this book is breathtaking in its description of the remarkable changes in human constitutions in the Western World over the last 300 years at a pace never seen before in history. Written from a multidisciplinary perspective, it will inform and excite persons in the health and social sciences and give them a new and valuable perspective on modern human development.' Nevin S. Scrimshaw, Massachusetts Institute of Technology and World Food Prize Laureate