A New Orleans police detective by day and celebrity food truck chef by night, Caleb Rooney has a new title -- Louisiana's Most Wanted -- in this shocking thriller from the world's #1 bestselling author. In the Carnival days leading up Mardi Gras, Detective Caleb Rooney comes under investigation for a murder he is accused of committing in the line of duty -- as a Major Crimes detective for the New Orleans Police Department. Has his sideline at the Killer Chef food truck given him a taste for murder? While fighting the charges against him, Rooney makes a pair of unthinkable discoveries: His beloved city is under threat of attack . . . and these would-be terrorists may be local. As crowds of revelers gather, Rooney follows a fearsome trail of clues, racing from outlying districts into city center. He has no idea what -- or whom -- he'll face in defense of his beloved hometown, only that innocent lives are at stake.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.12.2018Smart Food gegen Heimatstollen
Retter und Verrückte: James Pattersons Streich für die Handygeneration ist ein knalliger Standardkrimi, besinnlicher geht es dagegen in Sarah Khans Weihnachtsgeschichte zu
Um Millimeter verfehlt ihn der Schuss. Der Ex-Polizist Caleb Rooney, der eigentlich gerade seinen Nebenjob als Betreiber einer mobilen Imbissbude zum Hauptberuf gemacht hat, nun aber doch wieder an vorderster Front im Einsatz gegen das Böse steht - eine Terrorattacke auf den Karneval von New Orleans -, hat es in diesem Fall allerdings mit "friendly fire" zu tun. Der Schuss stammt von seiner Exfrau und Foodtruck-Partnerin Marlene, die sich gemeinsam mit Calebs neuer Geliebten Vanessa im Truck verschanzt hatte. Sie habe, erklärt Marlene, ihren Ex-Gatten für einen der Attentäter gehalten, einen "crazy man". "Guess we were pretty close, right?", schickt Vanessa schnippisch hinterher. Dann brechen alle drei in herzhaftes Gelächter aus. Man bekommt eben James Patterson, wenn James Patterson draufsteht.
"The Chef" ist der neue Krimi des Bestsellerkönigs aus Florida, der mehr Bücher verkauft als jeder andere lebende Autor auf dem Planeten. Dass diese Krimis gemeinsam mit Subautoren entstehen, ist kein Geheimnis: Patterson, der Ex-Werbeprofi, betreibt eine Meisterwerkstatt von mittelalterlichem Format, und was er liefert, kommt vormodernen Aventiuren recht nahe. Es gibt durchaus auch starke Ermittlerinnen im Patterson-Kosmos, im vorliegenden Fall aber haben wir es mit einem Retter-Ritter klassischen Harter-Hund-Zuschnitts zu tun.
Dass der Held und seine beiden Frauen so sehr eine Ménage-à-trois bilden, wie das im prüden Amerika überhaupt möglich ist, soll die Leser wohl in eine frankophone Stimmung versetzen. Schließlich befinden wir uns in New Orleans. Ähnliches scheint auch die Aufgabe des auf Dauer leicht enervierenden Kulinarik-Leitmotivs zu sein, viele belanglose Gaumenschwärmereien an der Grenze zum "Food Porn": "tempura zucchini patties drizzled with velvety crab remoulade", "citrus-glazed swordfish amandine that promises to be tangy, flaky, and crunchy all at once", "a heavenly creole-style bread pudding drowning in praline sauce". Mit Geschmacksverstärker verfasst ist auch der Plot, wobei es verwundert, wie polternd der diesmal in Rivalität zu einer überheblichen FBI-Truppe privat ermittelnde Protagonist vorgeht: Er hält einfach jede Person nach leisesten Hinweisen (ein dunkler Wagen wurde in der Nähe gesehen) für den Kopf der gesuchten Terrorzelle. Stets wählt er die Konfrontationstaktik. So wenig innere Kohärenz leistet sich nicht einmal der "Tatort".
Caleb Rooney hat zuvor nur einen Buch-Einsatz gehabt. Im Kurzroman "Killer Chef", so der Name seines Imbisses, ging es um rätselhafte Todesfälle in Restaurants. Und auch diesmal führt die Spur in die Gastro-Szene. Die haarsträubenden Unwahrscheinlichkeiten dieser Handlung und die Flachheit der Charaktere im Vergleich etwa zu Pattersons schwarzem Ermittler Alex Cross sind aber nicht einmal die schwerwiegendsten Einwände gegen den immerhin rasanten Genreroman. Wichtiger ist, dass (diese Vorab-Kurzversion von) "The Chef" Pattersons eigenen Anspruch, den ersten interaktiven Krimi zu publizieren, nicht im Geringsten erfüllt. Interaktiv oder formal überraschend ist an der in Häppchenform im Facebook-Messenger veröffentlichten Geschichte so gut wie nichts.
Der Text muss absatzweise angefordert werden. Die Nachrichten enthalten einige wenige kurze Videos, Rezepte, Fotos und Karten. Unter den Videos dominieren Ausschnitte einer Befragung des Helden durch das FBI nach den Ereignissen. Keine der multimedialen Erweiterungen aber führt die Handlung fort oder lässt gar Entscheidungsmöglichkeiten zu; alle dienen lediglich der Bebilderung. Das gilt auch für die lieblosen Instagram-Accounts der Protagonisten.
Einzig der stakkatohafto, knallige Stil scheint zum Messenger zu passen, unterscheidet sich aber kaum von Pattersons üblicher Schreibweise. Selbst wenn es sich um eine reine Werbemaßnahme des Facebook-Konzerns für seinen datensammelnden Chat-Dienst handeln sollte, hätte man die Möglichkeiten des Mediums viel besser ausschöpfen müssen. Gerade dann sogar. Von den Nutzern zwingend zu lösende Rätsel, multiple Erzählstränge und Schlüsse wären ein Anfang gewesen; eine integrierte Verfilmung mit echtem Budget, die Möglichkeit einer lesergenerierten Fortführung oder ein komplexes Mobile-Spiel hätten neue Horizonte des Spannungserzählens erschließen können. So aber bleibt "The Chef" trotz der gekonnten Evokation einer bunten New-Orleans-Atmosphäre recht uninspiriertes Krimi-Fastfood.
Einladender und lebkuchenduftiger nehmen sich die längenmäßig ebenfalls überschaubaren Reflexionen von Sarah Khan über jenes fremde Land namens Weihnachten aus, dessen ganz eigene "Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen" die in Hamburg als Tochter eines alleinerziehenden pakistanischen Vaters aufgewachsene, heute siebenundvierzigjährige Autorin schon immer fasziniert haben. Es ist eine Rückschau "mit Migrationshintergrund", aber ohne jede Larmoyanz. Die Erzählerin, die als Kind in der Schule schon dadurch auffiel, dass sie weder Geha-Füller noch Scout-Ranzen besaß, auch "keine Haarspangen mit Käferchen", sah die erweiterte Familie vor allem zu Weihnachten, und das hieß: Man traf im Pastorenhaushalt der Eltern ihrer deutschen Mutter zusammen, bekam Spiele des Herstellers MB geschenkt und pulte Orangeat aus dem Stollen. So schlicht, so paradiesisch. Hier gehörte sie dazu.
Die Gepflogenheiten in diesem Haushalt sind so warmherzig wie treffend beobachtet. Denn was tun Protestanten in der Tat am liebsten? Tee trinken, Brote schmieren und Butterkuchen backen, "sogenannte Beerdigungsquadratmeter", mit denen sie das ganze Haus vollkrümeln. Auch das Spiel "Verwandte foppen" ist nicht unbekannt. An Weihnachten, der "Hochsaison", kommt bei Pastors eine gewisse Anspannung hinzu, denn Horden von "Feiertagschristen" erwarten im Gottesdienst "Weihnachtsstimmung", die der Großvater auch liefert, sich aber revanchiert, indem er laut "O du selige, Braten bringende Weihnachtszeit" singt. Anders als die Erzählerin versagte ihr Vater sich die Einreise in dieses Reich des heiteren Tohuwabohus. So blieb er isoliert in Deutschland, kam sogar auf die Idee, Europa sei "nicht gut für Mädchen". Ihre Kirchen-Kuchen-Verwandtschaft bot der Erzählerin Zuflucht. Einen solchen Schutzraum wünscht sie - zu Weihnachten (und in Erinnerung an die fortgeschickte Freundin Hüsniye) - all jenen Kindern, die in diesem Land mit seiner praktischen, fröhlich zerkrümelten Religion so viel schneller ankommen, als es ihren Eltern gelungen ist.
OLIVER JUNGEN
James Patterson: "The Chef". Kurzroman via Facebook-Messenger. (Nach "Patterson" suchen.) Kostenlos.
Sarah Khan: "Weihnachten mit Hüsniye". Mikrotext. E-Book, 0,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Retter und Verrückte: James Pattersons Streich für die Handygeneration ist ein knalliger Standardkrimi, besinnlicher geht es dagegen in Sarah Khans Weihnachtsgeschichte zu
Um Millimeter verfehlt ihn der Schuss. Der Ex-Polizist Caleb Rooney, der eigentlich gerade seinen Nebenjob als Betreiber einer mobilen Imbissbude zum Hauptberuf gemacht hat, nun aber doch wieder an vorderster Front im Einsatz gegen das Böse steht - eine Terrorattacke auf den Karneval von New Orleans -, hat es in diesem Fall allerdings mit "friendly fire" zu tun. Der Schuss stammt von seiner Exfrau und Foodtruck-Partnerin Marlene, die sich gemeinsam mit Calebs neuer Geliebten Vanessa im Truck verschanzt hatte. Sie habe, erklärt Marlene, ihren Ex-Gatten für einen der Attentäter gehalten, einen "crazy man". "Guess we were pretty close, right?", schickt Vanessa schnippisch hinterher. Dann brechen alle drei in herzhaftes Gelächter aus. Man bekommt eben James Patterson, wenn James Patterson draufsteht.
"The Chef" ist der neue Krimi des Bestsellerkönigs aus Florida, der mehr Bücher verkauft als jeder andere lebende Autor auf dem Planeten. Dass diese Krimis gemeinsam mit Subautoren entstehen, ist kein Geheimnis: Patterson, der Ex-Werbeprofi, betreibt eine Meisterwerkstatt von mittelalterlichem Format, und was er liefert, kommt vormodernen Aventiuren recht nahe. Es gibt durchaus auch starke Ermittlerinnen im Patterson-Kosmos, im vorliegenden Fall aber haben wir es mit einem Retter-Ritter klassischen Harter-Hund-Zuschnitts zu tun.
Dass der Held und seine beiden Frauen so sehr eine Ménage-à-trois bilden, wie das im prüden Amerika überhaupt möglich ist, soll die Leser wohl in eine frankophone Stimmung versetzen. Schließlich befinden wir uns in New Orleans. Ähnliches scheint auch die Aufgabe des auf Dauer leicht enervierenden Kulinarik-Leitmotivs zu sein, viele belanglose Gaumenschwärmereien an der Grenze zum "Food Porn": "tempura zucchini patties drizzled with velvety crab remoulade", "citrus-glazed swordfish amandine that promises to be tangy, flaky, and crunchy all at once", "a heavenly creole-style bread pudding drowning in praline sauce". Mit Geschmacksverstärker verfasst ist auch der Plot, wobei es verwundert, wie polternd der diesmal in Rivalität zu einer überheblichen FBI-Truppe privat ermittelnde Protagonist vorgeht: Er hält einfach jede Person nach leisesten Hinweisen (ein dunkler Wagen wurde in der Nähe gesehen) für den Kopf der gesuchten Terrorzelle. Stets wählt er die Konfrontationstaktik. So wenig innere Kohärenz leistet sich nicht einmal der "Tatort".
Caleb Rooney hat zuvor nur einen Buch-Einsatz gehabt. Im Kurzroman "Killer Chef", so der Name seines Imbisses, ging es um rätselhafte Todesfälle in Restaurants. Und auch diesmal führt die Spur in die Gastro-Szene. Die haarsträubenden Unwahrscheinlichkeiten dieser Handlung und die Flachheit der Charaktere im Vergleich etwa zu Pattersons schwarzem Ermittler Alex Cross sind aber nicht einmal die schwerwiegendsten Einwände gegen den immerhin rasanten Genreroman. Wichtiger ist, dass (diese Vorab-Kurzversion von) "The Chef" Pattersons eigenen Anspruch, den ersten interaktiven Krimi zu publizieren, nicht im Geringsten erfüllt. Interaktiv oder formal überraschend ist an der in Häppchenform im Facebook-Messenger veröffentlichten Geschichte so gut wie nichts.
Der Text muss absatzweise angefordert werden. Die Nachrichten enthalten einige wenige kurze Videos, Rezepte, Fotos und Karten. Unter den Videos dominieren Ausschnitte einer Befragung des Helden durch das FBI nach den Ereignissen. Keine der multimedialen Erweiterungen aber führt die Handlung fort oder lässt gar Entscheidungsmöglichkeiten zu; alle dienen lediglich der Bebilderung. Das gilt auch für die lieblosen Instagram-Accounts der Protagonisten.
Einzig der stakkatohafto, knallige Stil scheint zum Messenger zu passen, unterscheidet sich aber kaum von Pattersons üblicher Schreibweise. Selbst wenn es sich um eine reine Werbemaßnahme des Facebook-Konzerns für seinen datensammelnden Chat-Dienst handeln sollte, hätte man die Möglichkeiten des Mediums viel besser ausschöpfen müssen. Gerade dann sogar. Von den Nutzern zwingend zu lösende Rätsel, multiple Erzählstränge und Schlüsse wären ein Anfang gewesen; eine integrierte Verfilmung mit echtem Budget, die Möglichkeit einer lesergenerierten Fortführung oder ein komplexes Mobile-Spiel hätten neue Horizonte des Spannungserzählens erschließen können. So aber bleibt "The Chef" trotz der gekonnten Evokation einer bunten New-Orleans-Atmosphäre recht uninspiriertes Krimi-Fastfood.
Einladender und lebkuchenduftiger nehmen sich die längenmäßig ebenfalls überschaubaren Reflexionen von Sarah Khan über jenes fremde Land namens Weihnachten aus, dessen ganz eigene "Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen" die in Hamburg als Tochter eines alleinerziehenden pakistanischen Vaters aufgewachsene, heute siebenundvierzigjährige Autorin schon immer fasziniert haben. Es ist eine Rückschau "mit Migrationshintergrund", aber ohne jede Larmoyanz. Die Erzählerin, die als Kind in der Schule schon dadurch auffiel, dass sie weder Geha-Füller noch Scout-Ranzen besaß, auch "keine Haarspangen mit Käferchen", sah die erweiterte Familie vor allem zu Weihnachten, und das hieß: Man traf im Pastorenhaushalt der Eltern ihrer deutschen Mutter zusammen, bekam Spiele des Herstellers MB geschenkt und pulte Orangeat aus dem Stollen. So schlicht, so paradiesisch. Hier gehörte sie dazu.
Die Gepflogenheiten in diesem Haushalt sind so warmherzig wie treffend beobachtet. Denn was tun Protestanten in der Tat am liebsten? Tee trinken, Brote schmieren und Butterkuchen backen, "sogenannte Beerdigungsquadratmeter", mit denen sie das ganze Haus vollkrümeln. Auch das Spiel "Verwandte foppen" ist nicht unbekannt. An Weihnachten, der "Hochsaison", kommt bei Pastors eine gewisse Anspannung hinzu, denn Horden von "Feiertagschristen" erwarten im Gottesdienst "Weihnachtsstimmung", die der Großvater auch liefert, sich aber revanchiert, indem er laut "O du selige, Braten bringende Weihnachtszeit" singt. Anders als die Erzählerin versagte ihr Vater sich die Einreise in dieses Reich des heiteren Tohuwabohus. So blieb er isoliert in Deutschland, kam sogar auf die Idee, Europa sei "nicht gut für Mädchen". Ihre Kirchen-Kuchen-Verwandtschaft bot der Erzählerin Zuflucht. Einen solchen Schutzraum wünscht sie - zu Weihnachten (und in Erinnerung an die fortgeschickte Freundin Hüsniye) - all jenen Kindern, die in diesem Land mit seiner praktischen, fröhlich zerkrümelten Religion so viel schneller ankommen, als es ihren Eltern gelungen ist.
OLIVER JUNGEN
James Patterson: "The Chef". Kurzroman via Facebook-Messenger. (Nach "Patterson" suchen.) Kostenlos.
Sarah Khan: "Weihnachten mit Hüsniye". Mikrotext. E-Book, 0,99 [Euro].
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