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The acclaimed author of Emily, Alone and Henry, Himself brings all his narrative gifts to bear on this gripping account of tragedy and heroism the great Hartford circus fire of 1944.
It was a midsummer afternoon, halfway through a Ringling Brothers Barnum and Bailey Circus performance, when the big top caught fire. The tent had been waterproofed with a mixture of paraffin and gasoline; in seconds it was burning out of control. More than 8,000 people were trapped inside, and the ensuing disaster would eventually take 167 lives.
Steward O'Nan brings all his narrative gifts to bear on this
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Produktbeschreibung
The acclaimed author of Emily, Alone and Henry, Himself brings all his narrative gifts to bear on this gripping account of tragedy and heroism the great Hartford circus fire of 1944.

It was a midsummer afternoon, halfway through a Ringling Brothers Barnum and Bailey Circus performance, when the big top caught fire. The tent had been waterproofed with a mixture of paraffin and gasoline; in seconds it was burning out of control. More than 8,000 people were trapped inside, and the ensuing disaster would eventually take 167 lives.

Steward O'Nan brings all his narrative gifts to bear on this gripping account of the great Hartford circus fire of 1944. Drawing on interviews with hundreds of survivors, O'Nan skillfully re-creates the horrific events and illuminates the psychological oddities of human behavior under stress: the mad scramble for the exits; the perilous effort to maneuver animals out of danger; the hero who tossed dozens of children to safety before being trampled to death. Brilliantly constructed and exceptionally moving, The Circus Fire is history at its most compelling.
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Autorenporträt
Stewart O'Nan
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2003

Tote haben es nicht eilig
Ohne Netz: Stewart O'Nan rekonstruiert den großen Zirkusbrand des Jahres 1944 / Von Verena Lueken

Der Sommer 1944 war ungewöhnlich heiß. Entlang der amerikanischen Ostküste ächzten die Menschen unter der schweren Luft. Es hatte lange nicht geregnet. Der Boden auf dem Gelände an der Hartforder Barbour Street, das der Zirkus Ringling Brothers & Barnum and Bailey vom 4. bis zum 7. Juli für seine Vorstellungen gepachtet hatte, war staubig, das Gras verdorrt. Der Zirkus war auf seiner üblichen Sommertournee und mußte sich, wie alles zivile Leben, den Prioritäten beugen, die der Krieg setzte. Kriegsverordnungen brachten die Fahrpläne der Eisenbahn durcheinander, die den Zirkus von einem Ort zum anderen transportierte, und Teile des Personals waren von der Flugzeugindustrie als Arbeitskräfte angeheuert worden, unter ihnen auch kleinwüchsige Artisten, die nun an besonders engen Stellen der Montagebänder arbeiten sollten.

Die erste Vorstellung von Ringling Brothers & Barnum and Bailey in Hartford in Connecticut am Nachmittag des 5. Juli fiel daher aus; der Aufbau der Zelte hatte sich verzögert, weil die Züge zu spät angekommen waren. Für die Abendvorstellung aber wurde alles fertig, und sie war ein großer Erfolg. Die "Wallendas" hatten das Publikum mit einer dreistöckigen Pyramide auf dem Hochseil begeistert, über die Clown-Feuerwache war wie immer ein großes Lachen ausgebrochen, und nach der Gala-Revue am Ende, bei der Elefanten, Tierpfleger und Ballettmädchen in Schottenkaro die Wachablösung imitierten, waren die Besucher zufrieden durch den zur Abwehr befürchteter Bombenangriffe der Deutschen verdunkelten Ort nach Hause gegangen.

Stewart O'Nan beschreibt in seinem Buch "Der Zirkusbrand" die Atmosphäre in Hartford auf eine Weise, die sie in eine so ferne Vergangenheit zu rücken scheint, daß wir uns wundern, daß es Menschen aus jener Zeit gibt, die heute noch leben. Auch am Nachmittag des nächsten Tages füllte sich das Zirkuszelt mit Tausenden Besuchern. Wie viele es genau waren, ist nicht gewiß, mindestens müssen es etwa siebentausend und höchstens einige hundert weniger als die zehntausend gewesen sein, die später in den Polizeiakten erwähnt wurden. Sicher ist, daß vor allem Frauen und Kinder auf die Tribünen strömten, weil die Männer an jenem ganz normalen Donnerstag zur Arbeit gingen. Später erinnerten sich viele Besucher daran, daß sie mit der Straßenbahn zum Zirkus gefahren seien, doch schon seit 1941 fuhr in Hartford keine Straßenbahn mehr. Auch über andere Einzelheiten des Geschehens an diesem Tag ist das Gedächtnis der Zeugen nicht zuverlässig.

Das Orchester spielte einen Walzer, und die Wallendas bereiteten ihre Akrobatennummer auf dem Hochseil vor, als irgend jemand "Feuer" brüllte. Es dauerte einige Minuten, bis die Zuschauer begriffen, daß sie fliehen mußten. Innerhalb kurzer Zeit brannte das Hauptzelt ab, während die Kapelle nicht aufhörte, "The Stars and Stripes Forever" zu spielen, das Katastrophensignal für alle Zirkusleute. Hundertsiebenundsechzig Menschen starben, von anderen zu Tode getrampelt oder lebendig verbrannt, vierhundertsiebenundachtzig wurden zum Teil schwer verletzt. Alle Artisten und auch alle Zirkustiere überlebten das Feuer, die Tiere nahezu unversehrt. Dennoch erzählten später übereinstimmend zahlreiche Davongekommene, daß sie die entsetzlichen Schreie der Tiere niemals vergessen könnten. Doch es waren nicht die Tiere, die schrien.

Die Sicherheitsvorkehrungen waren sowohl vom Zirkus als auch von den städtischen Behörden mit großer Nachlässigkeit behandelt worden; obwohl Tote es nicht eilig haben, liefen indessen die Bergungsarbeiten wie am Schnürchen - auch dies eine Folge des Krieges, der Städte wie Hartford dazu gebracht hatte, minutiöse Notfallpläne auszuarbeiten, die jetzt zum Einsatz kamen. Die Zeugenaussagen und Berichte, die Fotografien und Zeitungsausschnitte über den Zirkusbrand am 6. Juli 1944 kann man in der Connecticut State Library einsehen, kistenweise vergilbte Blätter, Bilder und Listen. Überlebende oder Angehörige und Freunde von Opfern erzählen bis heute von dem Brand, fast jeder in Hartford kannte damals jemanden, der an jenem Nachmittag im Publikum gesessen hatte. Im Circus World Museum in Baraboo in Wisconsin, wo der Ringling-Zirkus heute zu Hause ist, stehen noch drei Stühle aus dem abgebrannten Hauptzelt, ein paar Käfigwagen, die alle Zirkusunglücke überstanden haben, und auch zwei der vier Tankwagen, die am Tag des Brands in Hartford kaum etwas ausrichten konnten.

Stewart O'Nan hat all dies gesichtet. Er hat zwei Jahre lang unzählige Gespräche geführt, Aussagen verglichen, Geschichten verifiziert und schließlich in einer großen dokumentarischen Rekonstruktion vor uns ausgebreitet: "Der Zirkusbrand" ist kein Roman, sondern eine journalistische Recherche, deren subtile Dramaturgie allerdings den erfahrenen Romanautor O'Nan spüren läßt. Er konzentriert sich auf das Schicksal von fünf Familien, und er ordnet die Geschehnisse des Brandtags thematisch, alle früheren und späteren Ereignisse bis ins Jahr 1999 hingegen chronologisch, das heißt, der Autor selbst entzieht sich in seiner Rekonstruktion nicht dem desorientierenden Chaos im Augenblick der Katastrophe. Sein Ton ist nüchtern, seine Beschreibungen präzise bis ins grausamste Detail, und O'Nan läßt die Widersprüche, die sich zwischen verschiedenen Zeugnissen und Erinnerungen auftun, nebeneinander stehen. Warum blieben einige Tote unidentifiziert, unter ihnen ein etwa achtjähriges Mädchen, das als Miss Nummer 1565 eine kleine Berühmtheit wurde, von der sich aber kein Angehöriger fand? O'Nan entgehen die Ironien nicht, die auch der Tod bereithält; er erzählt von Bestattungen falscher Leichen, von dem Opfer "Unidentifiziert 1", das nur ein Sack von Körperteilen verschiedener Menschen war, und auch davon, was ein Tod wert war damals, als es um die Entschädigungszahlungen ging.

Auch heute noch und wohl für immer lassen sich einige Ungereimtheiten nicht auflösen, unter ihnen die Frage nach der Brandursache. War es eine achtlos weggeworfene Zigarette? Brandstiftung eines Verrückten? Oder doch ein kaputter Scheinwerfer? Wie das Feuer sich in so rasanter Geschwindigkeit das Zeltdach hoch- und die Seitenwände hinunterfressen konnte, war hingegen niemals ein Rätsel: Zelte wurden damals durch Auftragen einer Paraffin- und Petroleumschicht wasserfest gemacht.

Es waren immer Katastrophen, die Stewart O'Nan interessiert haben, in seinen Romanen hat er Geschichten vor dem Hintergrund des Vietnam-Kriegs, aus der Todeszelle, von einer Diphtherie-Epidemie erzählt. Was tun Menschen, gefangen in einer entsetzlichen Lage? Im Fall eines Feuers werden die meisten sagen, daß sie rennen würden, doch es gibt immer einige, die stehenbleiben und helfen. Auch in Hartford gab es Helden, und wie von allem anderen, so berichtet O'Nan auch von ihnen ohne jede Pathosformel, wie sie seit dem 11. September für Retter aus Feuersbrünsten so geläufig geworden sind. Der Autor findet in der faktischen historischen Rekonstruktion, was er in seinen Romanen immer wieder aus seiner Vorstellung modelliert hat: Die Verzweiflung, in die seine Figuren untertauchen, ist auch im "Zirkusbrand" präsent, und den Horror liefert das historische Ereignis. An einigen Orten in Hartford soll es seit damals spuken. Es war eine schreckliche Katastrophe. Es ist auch eine gute Geschichte.

Stewart O'Nan: "Der Zirkusbrand". Eine wahre Geschichte. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Thomas Gunkel. Rowohlt Verlag, Reinbek 2003. 509 S., geb., 24,90 [Euro].

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